Würzburger, Gertrude, Hans und Siegfried
Die Pianistin und Musikpädagogin Gertrude Würzburger aus Offenbach und der Organist und Komponist Siegfried Würzburger in Frankfurt am Main hatten vier Söhne: Hans, Walter, Paul Daniel und Karl Robert. Die Familie lebte zunächst in der Lange Straße 63 (Hans-Handwerk-Straße), dann in der Friedberger Landstraße 9, und ab 1929 in der Bockenheimer Landstraße 9. 1938/39 erfolgte ein erzwungener Umzug in die Bockenheimer Landstraße 73.
Hans Würzburger besuchte die Musterschule und legte dort das Abitur ab. Er war als Kaufmann bei der Firma „Schwarzschild Ochs“ in Frankfurt tätig; nach der „Arisierung“ des Unternehmens verfolgungsbedingter Verlust des Arbeitsplatzes. Dem Musiker Walter Würzburger gelang 1933 zunächst die Flucht in das französische Exil nach Paris. Paul Daniel Würzburger emigierte 1939 nach Palästina und machte später mit der jüdischen Brigade den Vormarsch der britischen Armee bis Friaul (Italien) mit. Karl Robert Würzburger (heute Kenneth Ward), der später ebenfalls in der britischen Armee gegen Hitler-Deutschland kämpfte und als Manager erfolgreich wurde, gelang im August 1939 im Alter von 16 Jahren mit dem letzten „Kindertransport“ die Flucht nach England.
Gertrude Würzburger war die Tochter des Kaufmannes Isidor Hirsch, der wegen seiner roten Haare „der rote Hirsch“ genannt wurde und 1942 in Frankfurt starb, und von Auguste Hirsch, geb. Heilbrunn. Der Vater stammte aus Posen. Sie wuchs zunächst in Offenbach auf; vermutlich noch vor ihrem Abitur erfolgte der Umzug der Familie nach Frankfurt. Sie war Lehrerin für Religion, Englisch und Französisch an der Holzhausenschule sowie gemeinsam mit dem Ehemann Mitveranstalterin der Reihe „Jugend musiziert“. Außerdem gab sie wie ihr Ehemann Privatstunden für Klavier und Musikunterricht.
Siegfried Würzburger war der Sohn des Kaufmannes Josef Würzburger und Amalie, geb. Brandeis. Sein Vater hatte die Familie zwischen 1890 und 1895 verlassen und war in die USA ausgewandert, ohne sich wieder zu melden. Die Mutter blieb mit den beiden minderjährigen Söhnen Max und Siegfried allein zurück. Sie lebten zeitweise in Mannheim. Siegfried Würzburger wirkte seit 1911 als Organist zunächst in der Westend-Synagoge. Weil er beinahe vollständig erblindet war und der Sohn Hans an Asthma litt, konnte die Familie nicht in das Exil fliehen. Seit etwa 1930 lebte auch die Schwiegermutter, die 1939 verstarb, im Haushalt der Familie. Max Würzburger war Kaufmann. Ihm gelang 1936 die Flucht nach Paris in das französische Exil. Seine Frau war Clasine, geb. Martin. Ihren beiden Töchtern gelang 1936/37 die Flucht in das britische beziehungsweise schweizerische Exil.
Bei der Verlegung der Stolpersteine waren anwesend Kenneth Ward (Karl Robert Würzburger) mit seiner Frau Joyce Ward aus Wickford Essex in England.
Gertrude Würzburger, geb. Hirsch | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
20.10.1889 19.10.1941 nach Lodz und nach Chelmno 3.5.1942 |
Hans Würzburger | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
28.08.1911 19.10.1941 nach Lodz unbekannt |
Siegfried Würzburger | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
29.05.1877 19.10.1941 nach Lodz 12.02.1942 |