Joseph, Hedwig, Arthur und Lucie
Hedwig Joseph wurde in Düsseldorf geboren und war mit dem Konsul Dr. Otto Michael Joseph, geboren am 15. Mai 1853 in Neuwied, verheiratet. Beide hatten drei Kinder, Rudolph Joseph, der am 11. Mai 1891 geboren wurde, Arthur und Lucie. Die Kinder wurden in Calais in Frankreich geboren. Otto Michael Joseph war Kaufmann und Mitinhaber der Firma Mayer-Alberti, die einen Papierhandel betrieb und auch Geschäftsverbindungen ins Ausland hatte. Die Familie lebte in der Parkstraße 15 im Frankfurter Westend, die Liegenschaft gehörte dem Ehepaar Joseph. Am 15. September 1938 wurde die Firma gewerbesteuerlich abgemeldet, nachdem laut Entschädigungsakte die Handlungsmöglichkeiten bereits vorher erheblich eingeschränkt worden waren. Am 2. September 1940 wurde der Eintrag von Amts wegen gelöscht. Der Sohn Rudolf emigrierte mit seiner Familie nach Chile. Arthur Joseph wurde nach Buchenwald verschleppt und mit der Auflage entlassen, Deutschland zu verlassen. Im Januar darauf emigrierte Arthur Joseph nach London, wo er tragischerweise bei einem deutschen Bombenangriff am 18. November 1940 starb.
Am 22. September 1941 musste die Familie das Haus an das Kunsthändlerehepaar Josef und Dorothea Schmitt für 26.400 Reichsmark verkaufen. Die Tochter Lucie Joseph zahlte zwangsweise die "Judenvermögensabgabe" in Höhe von 1.800 Reichsmark. Am 3. April 1942 starb Otto Michael Joseph in Frankfurt. Im Mai 1942 erhielt Lucie Joseph den Deportationsbescheid. Aus Verzweiflung über die Situation und sicher auch den Schmerz, die alte Mutter zurücklassen zu müssen, beging sie einen Selbsttötungsversuch, den sie überlebte. Sie kam in das jüdische Krankenhaus in der Gagernstraße.
Mutter Hedwig kam in die jüdische Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn bei Koblenz. Diese 1869 vom Kaufmann Meier Jakoby gegründete Einrichtung wurde 1940 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und die Vermögensverwaltung der "Reichsvereinigung der Juden" übergeben. Es durften nur noch jüdische Patienten aufgenommen werden und somit diente die Einrichtung auch als "Sammelstelle". Im Laufe des Jahres 1942 wurde die Einrichtung aufgelöst und die Bewohner und das Pflegepersonal deportiert. Hedwig Joseph wurde ab Trier-Köln Richtung Theresienstadt deportiert. In einer Transportliste vom 28. Juli 1942 ist bei ihrem Namen handschriftlich das Todesdatum eingetragen. Möglicherweise ist sie bereits auf dem Transport verstorben.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Eduardo Joseph, Hofheim, Enkel von Hedwig Joseph. Bei der Verlegung anwesend waren Eduardo Joseph und Elizabeth Schick-Joseph, Hofheim.
Hedwig Joseph, geb. Reifenberg | |
Geburtsdatum: |
18.2.1864 |
Einweisung: |
4.7.1942 Jacoby'sche Anstalt Bendorf-Sayn |
Deportation: | 27.7.1942 Theresienstadt |
Todesdatum: | 10.8.1942 |
Arthur Joseph | |
Geburtsdatum: | 22.10.1892 |
Haft: |
9.–27.11.1938 Buchenwald |
Flucht: | Januar 1940 England |
Todesdatum: | 18.11.1940 Luftangriff |
Lucie Joseph | |
Geburtsdatum: | 6.5.1897 |
Deportation: | 11.6.1942 Majdanek |
Todesdatum: | unbekannt |