Winter, Luise

Winter, Luise

Stolperstein-Biographien im Westend

Winter, Luise

Luise Winter wurde in Roigheim, Kreis Neckarsulm (heute: Heilbronn), geboren. Ihre Mutter Pauline Winter starb früh, ihr Vater Jacob Winter war Schlosser. Von 1899 bis 1907 besuchte sie die Volksschule in Roigheim. Anschließend war sie für vier Jahre in einer Fabrik beschäftigt. Sie war danach als Hausmädchen im Nordend, in der Altkönigstraße und sporadisch in weiteren Haushalten tätig. Sie blieb ledig.

 

Als Bibelforscherin ließ sie sich 1928 taufen, nachdem sie aus der evangelischen Kirche ausgetreten war. Am 5. März 1937 wurde sie in ihrer Wohnung verhaftet, weil sie sich trotz Verbots der „IBV“ (Internationale Bibelforscher Vereinigung) weiter dafür eingesetzt hat. Zwei Tage später wurde Luise Winter ins Strafgefängnis Frankfurt-Preungesheim verlegt. Am 22. März erhob der Oberstaatsanwalt Anklage beim Sondergericht. Am 7. Juni fand die Verhandlung vor dem Sondergericht Frankfurt statt und Luise Winter wurde zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt, u.a. weil sie 60 Exemplare einer Protestresolution gegen die Verfolgung der Bibelforscher in Briefkästen verteilt hat.

 

Ab dem 8. September 1937 befand sie sich dann in Moringen. Am 15. Dezember 1937 wurde sie nach Lichtenburg verlegt. Dort erhielt sie die Häftlingsnummer 186. Ihre nächste Verlegung war am 15. Mai 1939 in das neu errichtete KZ Ravensbrück. Sie blieb dort bis Herbst 1943.

 

Dann wurde auch sie, wie viele andere Zeugen Jehovas, an eine Arbeitsstelle außerhalb des Lagers gesandt. Heinrich Himmler hatte vorgeschlagen, die Arbeitskraft der Zeugen Jehovas in SS-Haushalten und Lebensbornheimen einzusetzen. Vom Herbst 1943 bis Mai 1945 war Luise Winter in einer Außenkolonne des Lagers Ravensbrück, in der Nähe von Prenzlau, bei der SS zum Reinigen der Wohn- und Büroräume beschäftigt.

 

Von der Aufsicht wurden die Häftlinge Ende April auf die Flucht mitgenommen. In einem Gehöft bei Schwerin wurden die Aufsichtsbeamten von den Amerikanern gefangen genommen. Die Haft endete am 1. Mai 1945. Luise Winter machte sich auf die etwa 600 km lange Reise von Schwerin nach Frankfurt am Main. Am 2. August 1945 war sie bei der Betreuungsstelle für Sonderfälle in Frankfurt registriert worden und hatte einen Einweisungsschein für ein Hotel erhalten, in dem sie auch volle Verpflegung erhalten sollte.

 

Luise Winter stand materiell vor dem Nichts. Nach ihrer Inhaftierung war ihr gesamtes Hab und Gut beschlagnahmt und veräußert worden. Körperlich war sie schwer angeschlagen, Wirbelsäule und Nerven waren durch Unterernährung und schwerste körperliche Arbeit geschädigt. Luise Winter starb am 25. Dezember 1973.

 

Die Stolpersteine wurden initiiert von Erika und Günter Krämer.

 

Luise Winter
Luise Winter © Privat / Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angabe

 

Luise Winter 
Geburtsdatum:   13.3.1893 
Haft:  5.3.1937 Frankfurt, 8.9.1937 Moringen, 15.12.1937 Lichtenburg, 15.5.1939 Ravensbrück 
Befreit: 
1.5.1945 

 

 

 

 

 

 

Stolperstein Bettinastraße 23, Luise Winter
Stolperstein Bettinastraße 23, Luise Winter © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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