Goldschmidt, Max und Ruth
Max Goldschmidt wurde in Sterbfritz in Osthessen als Sohn von Klara Goldschmidt-Hirsch und David Goldschmidt geboren. Er hatte sechs Geschwister. Der Vater war Händler für Landmaschinen. Max Goldschmidt begann sich früh für Autotechnik zu interessieren. Er verbesserte unter anderem Kupplungen und Stoßdämpfer. In Frankfurt hatte er ein eigenes Konstruktionsbüro, die Firma „Mecano“. Er hielt eigene Patente und erwarb in Detroit amerikanische Lizenzen der Autoindustrie. Als Geschäftspartner von Ernst Sachs trug er dazu bei, „Fichtel und Sachs“ von der Fahrradtechnologie auf standardisierte Motorteile für Zwei- und Vierräder neu zu orientieren. Nach dem Tod von Ernst Sachs 1932 drängte dessen Sohn Willy Sachs, ein NSDAP-Mitglied, bereits 1934 Max Goldschmidt aus den gemeinsamen Verträgen. Dieser klagte dagegen. Der Prozess endete in einem Vergleich und wurde Auslöser für Max Goldschmidts Fluchtvorbereitungen.
Am 5. Mai 1936 heiratete Max Goldschmidt Ruth Baum aus der Telemannstraße 5 im Frankfurter Römer. Sie wurden in der Synagoge Unterlindau von Rabbiner Jakob Horovitz getraut. Sie zogen dann in die Leerbachstraße 15. Ruth war die Tochter von Fanny Baum-Jacobson und Andreas Baum aus der Telemannstrasse 5. Sie hatte die Viktoriaschule im Frankfurter Westend besucht, musste diese aber bereits 1933 verlassen und befand sich 1936 im jüdischen Krankenhaus Berlin in der Ausbildung zur medizinischen Laborantin.
Im
Januar 1937 floh Ruth Goldschmidt in die Schweiz, wo sie eine Woche später Max
Goldschmidt wiedertraf. Sein kleines Vermögen ging fast völlig bei den
erzwungenen Transaktionen und durch Sonderabgaben verloren. Beide flüchteten
nach England. Sie hatten zwei Kinder: John David Goldschmidt wurde am 1. August
1938 in London und Ann Frances Goldschmidt am 6. November 1942 in Leicester
geboren. John D. Goldsmith ist heute Präsident des Anne Frank Fonds (AFF) in Basel.
Der britische Konsul Smallbones in Frankfurt hatte für
Max Goldschmidt einen Neustart in Leicester vorbereitet. Hier gründete er die
Firma „Metalastik“. Ruth engagierte sich in der Betreuung der Kinder, die mit
den Transporten 1938/39 nach Großbritannien kamen. Max Goldschmidt kam 1939 nach
Eintritt der Briten in den Krieg als „enemy alien“ in ein Internierungslager,
er wurde nach knapp drei Monaten entlassen, da man erkannte, dass dieser
Ingenieur für die eigene Kriegstechnologie wichtig werden konnte. Das britische
Militär hatte an erbeuteten Panzerketten aus dem Rommel-Feldzug Patentnummern
von Max Goldschmidt gefunden.
1941
wurde Ruth und Max Goldschmidt die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Daraufhin beantragten sie die britische, die sie 1946 erhielten. Die Familie
nannte sich nun Mac Goldsmith. Ruth und Mac Goldsmith engagierten sich
karitativ und bürgerschaftlich, unter anderem im „Central British Fund for
Refugees“ (CBF).
Bereits 1946 strengte Mac Goldsmith einen Prozess gegen „Fichtel und Sachs“ zu seiner Rehabilitierung und für einer Wiedergutmachung an. Der Prozess endete 1951 in einem Vergleich mit einer beschämenden Abfindung. Aber er konnte mit diesem Geld immerhin zahlreiche geflüchtete Familienmitglieder in den USA unterstützen und den Grundstock für eine Musik-Bibliothek (1964) legen, die er seiner neuen Heimat stiftete.
1967 wurde Mac Goldsmith mit dem „Queens Award for Industry“ ausgezeichnet. Als jahrelanger ehrenamtlicher Finanzchef der University of Leicester, erhielt er 1971 dort den Dr. h.c. 1972 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Leicester ernannt. Er starb dort am 15. Mai 1983. Ruth Goldsmith starb am 20. November 2010 in London.
Die Stolpersteine wurden initiiert und finanziert von Helga Dierichs/München.
Max Goldschmidt | |
Geburtsdatum: | 3.7.1902 |
Flucht: | 1937 England |
Ruth Goldschmidt, geb. Baum | |
Geburtsdatum: |
8.3.1916 |
Flucht: | 1937 England |