Hirsch, Julius und Blanka

Hirsch, Julius und Blanka

Stolperstein-Biographien im Westend

Hirsch, Julius und Blanka

Die Sekretärin Blanka Hirsch wurde in Kassel geboren und besuchte dort die Vorschule und eine höhere Mädchenschule. Sie war die Tochter von Clara Bachrach, geborene Groedel, geboren am 2. September 1871 in Friedberg. 

 

1905 zog die Familie nach Frankfurt um, wo Blanka Hirsch die Viktoriaschule (Bettina-Schule) bis zum Abitur und anschließend die Städtische Höhere Handelsschule besuchte. Nach einer kaufmännischen Ausbildung war sie bis zur Heirat als Chefsekretärin im Buchverlag "Ignatz Kauffmann & Co." in Frankfurt tätig.

 

1920 heiratete sie den Kaufmann Julius Hirsch. Es folgte ein Umzug nach Berlin-Charlottenburg. 1923 wurde in Berlin eine Tochter geboren.

 

Julius Hirsch besuchte das Berliner Dorotheen-Gymnasiums bis zur 10. Klasse und absolvierte eine dreijährige Ausbildung zum Buchbinder und den Militärdienst als "Einjähriger“, Austritt als Unteroffizier. Von 1914 bis 1918 war er Frontsoldat im Ersten Weltkrieg. Nach dem Militärdienst Eintritt in die väterliche Firma "M. Hirsch“, einem Einzel- und Großhandel für Büroartikel, Friedrichstraße 60. Julius Hirsch führte das Geschäft seit 1926 als Alleininhaber. 1933 verfolgungsbedingte Liquidation des Unternehmens.

 

Blanka Hirsch verzog mit ihrer Tochter bereits 1932 nach Frankfurt, der Ehemann folgte 1933. Hier wohnten sie in der Eppsteiner Straße 5, zuletzt in der Scheffelstraße 24/III.

 

Julius Hirsch arbeitete bis November 1938 als selbstständiger Vertreter für Büroartikel. Blanka Hirsch war bei einer Revisions- und Treuhandgesellschaft des Bankiers Leopold Merzbach tätig. Verfolgungsbedingt verlor sie Ende 1938/Anfang 1939 ihren Arbeitsplatz.

 

Der Tochter gelang 1938 mit der Jugendaliyah die Flucht nach Palästina.

 

Nach dem November-Pogrom 1938 wurde Julius Hirsch zeitweise im Konzentrationslager Dachau interniert. Die geplante Flucht in das US-amerikanische Exil scheiterte. Ende Februar 1942 erneute Verhaftung wegen eines Verstoßes gegen die diskriminierenden Vorschriften zur "Kennzeichnung von Juden“ und Inhaftierung in Dachau in Block 24/L (Häftlingsnummer 30978).

 

Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Jüdischen Friedhof, Eckenheimer Landstraße.

 

Das letzte Lebenzeichen von Blanka Hirsch ist datiert vom 14. Oktober 1942. Darin teilte sie der Tochter mit: „Vorläufig meine letzte Nachricht. Papi blieb Dachau, ich abwanderte Jomkippur Friedels Gegend. [Friedel war die Schwester von Blanka Hirsch, die in Warschau (Polen) lebte.] Alles Glück geliebte Kinder, liebe Euch lebenslang. Hoffentlich ... Wiedersehen. Oma Theresienstadt. Küsse."

 

Blanka Hirschs Mutter Clara Bachrach lebte 1942 in Berlin, von wo sie am 27. August 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. Dort wurde sie am 30. April 1943 ermordet. An sie erinnert ein Stolperstein in Berlin-Halensee, Westfälische Straße 62.

 

Blanka Hirsch, geb. Bachrach

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

22.12.1893

24.09.1942 nach Raasiku

unbekannt

Julius Hirsch

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

18.03.1888

1938 und 1942 nach Dachau

16.10.1942 Flucht in den Tod

 

 

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Stolperstein Eppsteiner Straße 5 Julius Hirsch © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

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Stolperstein Eppsteiner Straße 5 Blanka Hirsch © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main


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