Korndörfer, Adolf

Korndörfer, Adolf

Stolperstein-Biographien im Westend

Korndörfer, Adolf

 

Adolf Korndörfer wurde als Sohn des Apothekers Adolf Korndörfer und seiner Ehefrau Clementine, geb. Caesar, in Michelbach/Nassau geboren. Er wuchs mit fünf Geschwistern auf. Nach dem Besuch des Gymnasiums und dem Studium der Theologie in Marburg übernahm er eine Hauslehrerstelle in einem norddeutschen Adelshaus. Zurück in Marburg belegte er die Fächer Deutsch und Geschichte. Er nahm damit vom Pfarramt Abstand und ging als Studienreferendar nach Frankfurt. Den Ersten Weltkrieg erlebte er an der Front und kam als Leutnant der Reserve mit dem Eisernen Kreuz zurück.

 

In Frankfurt wohnte er ab 1921 im Bäckerweg 30, später zog er nach Bockenheim, 1922 in die Große Seestraße 24, ab 1930 in die Rohmerstraße 14. Spätestens ab 1935 teilte er sich mit einem gleichaltrigen Bekannten die 3. Etage in diesem Haus in der Beethovenstraße 32.

 

Adolf Korndörfer war in Frankfurt zwei Jahrzehnte Studienrat an der damaligen „Liebig-Oberrealschule“ in Bockenheim. Zunächst für seine Schule, dann für den ganzen Bezirk Frankfurt, war er Beauftragter für den Verein für das Deutschtum im Ausland (V.D.A.). Er begleitete jährlich die Jugendgruppen zu den großen Tagungen im In- und Ausland. Er galt als Intellektueller mit großer Ausstrahlung. Er verkehrte mit Literaten und Malern und lernte in den 1920er Jahren Max Beckmann und auch Joachim Ringelnatz persönlich kennen.

 

Am 15. Mai 1939 wurde Adolf Korndörfer in Frankfurt verhaftet. Die Verhaftung erfolgte im Rahmen einer zentral gesteuerten, groß angelegten Aktion gegen Homosexuelle in Frankfurt, die vom Juli 1938 bis zum August 1939 durchgeführt wurde. Es war die größte Aktion dieser Art in Frankfurt. Ausgelöst durch eine Reihe von Denunziationen traf sie vor allem einen „solideren homosexuellen Mittelstand“. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum mindestens 435 Männer verurteilt.

 

Die Verhaftung von Adolf Korndörfer durch die Gestapo erfolgte in der Bahnhofsgegend, als er mit einem Jungen, einem Lockspitzel der Gestapo, aus einem Café kam. Adolf Korndörfer war bei der Kripo bereits zuvor, in den Jahren 1936, 1937 und 1938 wegen einvernehmlicher sexueller Kontakte „aktenmäßig als bestrafter Homosexueller bekannt“. In den Haftakten wird angeführt, dass er „bereits im Jahre 1925 bei den Bällen des Klubs für Menschenrechte angetroffen worden ist“. Der Bund für Menschenrechte e. V. war eine 1919 gegründete Vereinigung, die sich reichsweit für die Rechte Homosexueller und die Abschaffung des §175 einsetzte.

 

Die Wärter des Untersuchungsgefängnisses Frankfurt fanden August Korndörfer erhängt am Fenstergitter seiner Zelle.

 

Der Stolperstein wurde initiiert von Waltraud Beck und finanziert von ihr und Klaus Baumgarten, Frankfurt.

 

Zeichnung von Emil Betzler, Schüler von Max Beckmann
Adolf Korndörfer in einer Zeichnung von Emil Betzler, Schüler von Max Beckmann © Historisches Museum Frankfurt, Foto: Keine Angabe

 

Gefangenenblatt von Adolf Korndörfer aus dem Untersuchungsgefängnis Frankfurt am Main
Gefangenenblatt von Adolf Korndörfer aus dem Untersuchungsgefängnis Frankfurt am Main © Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Foto: Keine Angabe

 

 

 

 

Adolf Korndörfer 
Geburtsdatum:   2.5.1880 
Haft:   16.5.1939,  § 175, Untersuchungsgefängnis Frankfurt 
Todesdatum:   27.7.1939, Suizid in der Zelle 

 

 

 

Stolperstein Beethovenstraße 32, Korndörfer, Adolf
Stolperstein Beethovenstraße 32, Korndörfer, Adolf © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

 

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