Busek, Alice

Busek, Alice

Stolperstein-Biographien im Westend

Busek, Alice

Alice Maria Busek-Una wurde in Frankfurt am Main als Tochter des Kaufmanns und Bankiers Siegmund Una (1843 in Hanau – 1904 in Frankfurt) und Rosette Una, geb. Mayer (1854-1942 in Frankfurt) geboren. Die Eltern waren 1896 Erbauer und Eigentümer der neubarocken Villa Bockenheimer Landstraße 76. Mit der Großmutter, Bettchen Una, der jüngeren Schwester, Flora Dreyfuss (geboren 16. Dezember 1876) und den Schwiegersöhnen und Töchtern lebten sie als angesehene bürgerliche Familie und Mitglieder der jüdischen Gemeinde im Westend.

1926 verkaufte Rosette Una das Haus mit Zustimmung ihrer Schwiegersöhne und Schwiegerenkel. Alle blieben im Westend wohnen.

Alice Buseck und Max-Hermann Buseck-Una hatten eine Tochter, Irma Rosy (geboren am 28. Mai 1897), die mit Gustav Fraenkel (1884 – ca.1950 in Kenia) 1923 und 1924 zwei Kinder bekam (Sohn und Tochter). Alice Buseck unterstützte die Familie ihrer Tocher ab 1938 bei ihren Versuchen auszuwandern, indem sie die Firma Gustav Fraenkels sowie sein Vermögen übernahm. Als Witwe zog sie 1939 in die Brentanostraße 8, zusammen mit ihrer Mutter Rosette Una. Gemeinsam mit ihrer nun ebenfalls verwitweten Schwester Flora Dreyfuss mieteten die drei Damen für kurze Zeit eine geräumige Wohnung in der Savignystraße 55 mit zwei Hausangestellten. Doch Ende August 1941 zwang sie ein NSDAP-Mitglied kurzfristig, die Wohnung wieder zu räumen. Sie konnten ihre wertvolle Wohnungseinrichtung weder in die kleine 2-Zimmer-Wohnung in der Staufenstraße 31 mitnehmen, noch konnten sie sie für einen angemessenen Preis verkaufen. In der dortigen Pension Dorner-Dorée, wohnte Alice Buseck-Una mit Ihrer Mutter und Schwester nur wenige Wochen.

Am 19. Oktober 1941 verhaftete die Gestapo/SA alle drei Frauen und deportierte Alice Buseck und ihre Schwester Flora Dreyfuss in das Ghetto Lodz/Litzmannstadt. Flora Dreyfuss, geb. Una, kam bald nach der Ankunft ums Leben; Alice Buseck-Una starb am 16. Dezember 1941. Die 88jährige Mutter starb am 11. Mai 1942 im jüdischen Altersheim in der Wöhlerstraße 6. Alices Nichte Nelly Dreyfuss wurde bei dem Versuch, nach Holland zu entkommen, in Aachen verhaftet und über Berlin in das Ghetto Riga deportiert. Sie starb dort am 5. September 1942.

Alices Tochter Irma Rosy Fraenkel, deren Ehemann und deren beiden Kindern waren die einzigen Holocaust-Überlebenden der Familie Siegmund und Rosette Una.

Nach dem Krieg versuchten Alice Busecks Tochter Irma und Schwiegersohn Gustav Fraenkel, von Ihrem Exil in Kenia aus, zum Großteil vergeblich, das zurückgelassene Eigentum und das Erbe von Mutter und Großmutter zurückzubekommen. Nach zermürbenden Antragsverfahren, Klagen und Schreiben an Bundeskanzler Adenauer erhielten sie Anfang der 60er Jahre einen kleinen Teil des einst großen Vermögens in Raten ausgezahlt. Nach dem Tod Gustav Fraenkels zog Irma nach London. Lebende Nachkommen konnten bisher leider nicht gefunden werden.

Der Stolperstein wurde von der Historikerin Christine Hartwig-Thürmer initiiert und finanziert.

Literatur: Christine Hartwig-Thürmer: Bockenheimer Landstraße 76. Ein Haus und seine verborgende Geschichte. (Feldforschungstagebuch zum Ausstellungs-Beitrag für das Historische Museum „Frankfurt und der NS. Das Stadtlabor auf der Spurensuche im Heute 2021“, Selbstverlag 2022, gefördert von der Holger-Koppe-Stiftung).

 

Brentanostraße 8, Busek Alice, Haus Bockenheimer Landstraße 76
Villa Una, Bockenheimer Landstraße 76 © privat

 

 
Alice Busek, geb. Una
Geburtsdatum:   22.8.1875  
Deportation:   19.10.1941 Lodz/Litzmannstadt 
Todesdatum:   16.12.1941 

Stolperstein Brentanostraße 8, Busek, Alice
Stolperstein Brentanostraße 8, Busek, Alice © Initiative StolpersteineFrankfurt am Main

 

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