Bütschli, Otto

Bütschli, Otto

Stolperstein-Biographien im Westend

Bütschli, Otto

 

Otto Ernst Bütschli (auch Bütschly) wurde in Frankfurt am Main geboren. Er war ledig und bezeichnete sich trotz evangelischer Konfirmation als glaubenslos. Er hatte drei Schwestern, wohnte bis 1939 in der elterlichen Wohnung in der Cordierstraße 14 im Frankfurter Gallus und bezog dann ein Zimmer im 2. Stock in der Körnerstraße 16 im Westend zur Untermiete.

 

Otto Bütschli besuchte bis zur Obersekunda die Frankfurter Musterschule und eine Schule in Bad Brückenau. 1924 machte er eine kaufmännische Lehre bei der Frankfurter Kosmetikfirma Dr. M. Albersheim. Nach einer Arbeitslosigkeit in der Zeit der Wirtschaftskrise übernahm er verschiedene Aushilfstätigkeiten in Frankfurt und Iserlohn, war von 1933 bis 1935 Volontär in der Frankfurter Buchhandlung Ziegler und ab 1936 Kontorist bei der Bäuerlichen Hauptgenossenschaft Rhein-Main-Neckar in Frankfurt.

 

Im Rahmen einer groß angelegten Aktion der Staatspolizei gegen homosexuelle Männer in Frankfurt am Main vom Juli 1938 bis August 1939 wurde Otto Bütschli festgenommen. Er kam zunächst in das Polizeigefängnis in der Hammelsgasse. Am 12. Juli 1939 wurde ihm noch während der Untersuchungshaft von seinem Arbeitgeber gekündigt. Am 23.10.1939 wurde er vom Landgericht Frankfurt wegen einvernehmlichen sexuellen Handlungen mit drei über 18 Jahre alten Männern nach §§ 175 und 175a zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt.

 

Zur Strafverbüßung transportierte man ihn zunächst in das Gefängnis Frankfurt-Preungesheim und von dort am 23. November 1939 zur Schwerstarbeit in das Strafgefangenenlager Rodgau, Lager I, in Dieburg bei Darmstadt. Hier zog er sich bei der Arbeit eine Verletzung der rechten Hand zu, weswegen er im August 1940 zurück ins Gefängnis Preungesheim verlegt wurde. Ein von ihm und seiner Mutter im September 1940 angestrengtes Gnadengesuch blieb erfolglos, sodass er die restliche Strafe bis zum letzten Tag, dem 11.3.1941 in Preungesheim verbüßen musste.

 

Spätestens seit einem Erlass des Reichssicherheitshauptamtes vom 12.Juli 1940, nachdem „in Zukunft alle Homosexuellen , die mehr als einen Partner verführt haben, nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis in polizeiliche Vorbeugungshaft zu nehmen“ sind, kamen viele Homosexuelle nach Verbüßung ihrer Haft aber als polizeiliche Maßnahme direkt in Lagerhaft, ohne dass dies juristisch überprüfbar war. Und so wurde von der Staatlichen Kriminalpolizei Frankfurt am Main auch für Otto Bütschli am 27. Februar 1941 die „Vorbeugungshaft“ verhängt und die Überstellung des Gefangenen nach der Haftverbüßung an die Kripo veranlasst. Wie üblich wurde in der Anordnung darauf hingewiesen, dass Otto Bütschli hiervon keine Kenntnis erhalten darf.

 

Am 11. März 1941 wurde er vom Gefängnis direkt der Kriminalpolizei Frankfurt überstellt und „unbefristet“ nach Sachsenhausen (Oranienburg) verschleppt. Nach acht Monaten Haft starb er in Groß-Rosen in Niederschlesien im heutigen Polen, angeblich an einem „Magenkatarrh bei Kreislaufschwäche“.

 

Der Stolperstein wurde initiiert von Martin Dill und Heidi Stögbauer von der Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main und finanziert von Ralf Puchas.

 

Dank an Rainer Hoffschildt (Schwullesbisches Archiv, Hannover, SARCH) für die Hinweise zum Verfolgungsschicksal von Otto Bütschli.

 

 

Otto Bütschli 
Geburtsdatum:   11.8.1907 
Verurteilt: § 175 
Haft:   12.7.1939 F-Preungesheim, 23.11.1939 Lager Rodgau, 1940 F-Preungesheim, 11.3.1941 KZ Sachsenhausen, KZ Groß-Rosen  
Todesdatum:  3.11.1941

 

 

 

Stolperstein Körnerstraße 16, Bütschli, Otto
Stolperstein Körnerstraße 16, Bütschli, Otto © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

 

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