Moser, Alfred und Ruth
Der gebürtige Elsässer Alfred Moser studierte nach dem Abitur und einem einjährigen Kriegsdienst ab 1915 in Straßburg Rechtswissenschaften, 1917 wechselte er an die Universität Frankfurt a. M. und schloss sein Studium hier 1920 ab. Das Studium war zeitweise unterbrochen durch weiteren Militärdienst. 1922 heiratete er die Frankfurterin Else Mary Helene Bloch, der Ehe entstammte die Tochter Ruth.
1923 erhielt Alfred Moser die Zulassung als Rechtsanwalt am Landgericht Frankfurt, neun Jahre später die als Notar – sie wurden 1938 bzw. schon 1935 gelöscht – als Weltkriegsteilnehmer hatte er nach 1933 noch eine Zeitlang weiterarbeiten dürfen. In Frankfurt hatte er Funktionen in der Israelitischen Gemeinde, im Kuratorium des Jüdischen Krankenhauses, im Sportverein Makkabi und bei dem Stiftungsfond Keren Hayessod inne, war Vorstandsmitglied des Jüdischen Kulturbundes, und außerdem leitete er den Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Reichsvertretung der deutschen Juden und produzierte 1937 den Alijah-Propagandafilm „Schaffender Wille“ (verschollen).
Alfred Moser wurde 1936 geschieden und flüchtete Ende 1938 mit seiner Tochter Ruth, die nach dem Ausschluss jüdischer Kinder Schülerin erst der Privatschule Heinemann, dann des Philanthropins war, Ende 1938 in die Niederlande. Dort wurde er von früher dorthin ausgewanderten Verwandten unterstützt. Ruth machte eine hauswirtschaftliche Ausbildung. Alfred Moser war in Amsterdam Vorsitzender des Jüdischen Flüchtlingskomitees und engagierte sich 1939 in Aktionen der Alija Beth sowie bei den Verhandlungen über die Schicksale der Dora- und St. Louis-Passagiere.
Die weitere Flucht in die USA scheiterte, da die für den 10. Mai 1940 gebuchte Passage durch die deutsche Besetzung der Niederlande am selben Tag zunichte gemacht wurde. Ruth Moser wurde im Juni, ihr Vater im Dezember 1943 in Westerbork interniert und von dort aus im September 1944 nach Bergen-Belsen deportiert, in das sog. „Sternlager“, dessen Inhaftierte für einen eventuellen Austausch mit inhaftierten Deutschen knapp am Leben gehalten wurden.
Bei Ankunft in Bergen-Belsen wurde Ruth grob misshandelt, so dass sie ein lebenslanges Rückenleiden davontrug. Ende Januar 1945 erfolgte die Überstellung ins Internierungslager Biberach an der Riss, wo sie unter Rot-Kreuz-Obhut das Kriegsende erlebte. In der dortigen Einrichtung Jordanbad, einem DP-Camp, verbrachten Vater und Tochter Moser die folgenden zwei Jahre, auf US-Visa wartend.
Ruth Moser ging 1947 in die USA, ihr Vater 1949 wieder nach Holland, wo er in einem Anwaltsbüro arbeitete. 1949 gelang auch ihm die Auswanderung in die USA. Alfred Moser engagierte sich bis zu seinem Ruhestand für die deutsch-jüdische Sozialhilfeorganisation „Blue Card“, Ruth, die ihr erhofftes Jurastudium nicht hatte realisieren können, war bis zu ihrer Heirat als Sekretärin tätig und ergriff in späteren Lebensjahren noch die Chance einer akademischen Ausbildung im sozialen Bereich. Alfred Moser starb 1987 in den USA, seine Tochter 1999.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Hanna und Diether Eckhardt.
Alfred Moser | |
Geburtsdatum: | 30.9.1897 |
Flucht: | August 1938 Holland |
Internierung: | Westerbork |
Deportation: | Bergen Belsen; Internierungslager Biberach/Riss; befreit |
Ruth Moser | |
Geburtsdatum: | 15.10.23 |
Flucht: | August 1938 Holland |
Internierung: | Westerbork |
Deportation: | Bergen Belsen; Internierungslager Biberach/Riss; befreit |