Muth, Anna und Ernst

Muth, Anna und Ernst

Stolperstein-Biographien im Westend

Muth, Anna und Ernst

Anna Muth geborene Rühl wurde in Eschborn geboren. Dort besuchte sie die Volksschule und machte danach eine Ausbildung als Büglerin und Schneiderin. Ernst Muth wurde in Frankfurt geboren. Er war Schlosser. 1922 heirateten Anna und Ernst Muth. 1924 wurde ihre Tochter Margot geboren.

 

Bei einem Aufenthalt 1932 im Lungensanatorium in Ruppertshain im Taunus lernte Ernst Muth, der lungenkrank war, den Bibelforscher Ludwig Stumpf kennen. Seither hatte das Ehepaar Muth regelmäßigen Kontakt mit den Bibelforschern und trat aus der Kirche aus. Sie beteiligten sich an der Verteilung der „Resolution“ im Dezember 1936, mit der reichsweit gegen die Misshandlungen von Zeugen Jehovas und anderen Verfolgten protestiert wurde. Anna Muth bereitete die Resolutionen in ihrer Wohnung zu Verteilung vor, sie selbst steckte etwa 60 Umschläge in Briefkästen in der Frankenallee im Gallus.

 

Am Sonntag, den 28. Februar 1937 ließen sich Anna und Ernst Muth mit drei weiteren Personen in der Wohnung von Katharina Schmid heimlich taufen. Anna Muth wurde am 2. März 1937 verhaftet und am 17. März vom Polizeigefängnis ins Gefängnis Frankfurt-Preungesheim eingeliefert. Ihr wurde unter anderem vorgeworfen, gegen das Verbot der Bibelforscher verstoßen zu haben und an der Verteilung der „Resolution“ beteiligt gewesen zu sein.

 

Am 10. März 1937 wurde Ernst Muth im Krankenhaus verhaftet und ins Gefängnis-Lazarett nach Frankfurt-Preungesheim verlegt. Während ihrer Haft wurde den Eltern das Sorgerecht für ihre Tochter Margot entzogen. Bei einer NS-Familie untergebracht, musste sie als Dienstmädchen hart arbeiten.

 

Vom Sondergericht wurde Ernst Muth am 7. Juni 1937, zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, die als verbüßt galten. Anna Muth wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, die sie im Strafgefängnis in Frankfurt-Preungesheim verbüßen musste. Ernst Muth wurde am Tag seiner Entlassung umgehend wieder festgenommen. Wo er danach inhaftiert war, ist unbekannt, sein Gesundheitszustand verschlechterte sich erheblich. Ernst Muth starb am 17. Juni 1939 in den Städtischen Kliniken Frankfurt.

 

Anna Muth wurde am 1. September 1937 aus der Haft entlassen, aber sofort ins KZ Moringen gebracht. Am 21. Februar 1938 wurde sie ins KZ Lichtenburg überführt und im Frühjahr 1939 ins neu errichtete KZ Ravensbrück verlegt, wo sie mit zu den ersten Häftlingen gehörte. Am 14. Juni 1939 wurde sie zu ihrem Mann, der im Sterben lag, „beurlaubt“. Nach dessen Tod war sie zu regelmäßigen Meldungen bei der Gestapo verpflichtet.

 

Als Anna Muth wieder in ihre Wohnung in der Emserstraße 16 kam, musste sie feststellen, dass aus der Wohnung Kleidung und Möbel beschlagnahmt worden waren. Im März 1943 wurde ihre neue Wohnung in der Schwalbacher Straße 72 durch einen Brand völlig zerstört. Im Juli 1943 heiratete sie Heinrich Ries. Die Familie zog nun um in die Schwalbacher Straße 54. Am 5. November 1944 wurde das Haus durch einen Bombenangriff völlig zerstört. Dabei starben sowohl ihr zweiter Ehemann als auch die Tochter Margot.

 

Anna Muth-Ries wohnte nach dem Krieg in Frankfurt-Zeilsheim und in Schwalbach am Taunus, sie starb am 15. Mai 1974 in Bad Soden.

 

Die Stolpersteine wurden initiiert von den Zeugen Jehovas, Frankfurt.

 

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Anna Muth © Archiv Zeugen Jehovas, Foto: Keine Angabe

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Anna Muth © Archiv Zeugen Jehovas, Foto: Keine Angabe

Anna Muth, geb. Rühl

Geburtsdatum:

Haft:

Befreit:

18.8.1899

17.3.1937 F-Preungesheim, 1.9.1937 Moringen, 21.2.1938 Lichtenberg, 1939 Ravensbrück

 

 

Ernst Muth

Geburtsdatum:

Haft:

Todesdatum:

4.6.1897

10.3.1937 F-Preungesheim

17.6.1939

 

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Stolperstein Emser Brücke, Anna Muth © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

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Stolperstein Emser Brücke, Ernst Muth © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

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