Neuberger, Fritz, Hedwig und Johann Ludwig
Fritz Neuberger wurde in Alzey als Sohn von Ludwig und Anna Neuberger, geb. Cahn geboren, Hedwig Neuberger, geb. Levison, in Neuwied. Der Sohn Johann Ludwig, genannt Hans, kam in Frankfurt am Main zur Welt. Fritz Neuberger war 1885 mit seiner Familie nach Frankfurt gezogen. Die Familie wohnte in der Wöhlerstraße 4a im 3. Stock, wo der Vater Ludwig Neuberger eine „Agentur in Manufacturwaren“ betrieb. 1994 kaufte dieser das dreistöckige Mietshaus Wiesenau 49. 1902 gründete er eine eigene Fabrik unter dem Firmennamen L. Neuberger & Co. Fritz und sein Bruder Otto Neuberger wurden 1910 Teilhaber der väterlichen Fabrik und übernahmen 1911 die Firmenleitung. Während Fritz weiter im elterlichen Haus in der Wiesenau 49 wohnte, zog sein Bruder Otto 1914 ins Holzhausenviertel.
Um 1920 heirateten Fritz und Hedwig Neuberger. Das junge Paar bezog eine Wohnung im 3. Stock des elterlichen Hauses. Nach dem Tod der Eltern 1921 und 1923 waren die Erben Neuberger als Hauseigentümer verzeichnet. 1925 trennten sich die Brüder geschäftlich. Fritz Neuberger wurde Alleininhaber der F. Neuberger & Co. Echt Färberei und Imprägnier Anstalt in Hausen am Ellerfeld 34 und ab 1927 in Alt-Hausen 34, wo er auch Eigentümer des Fabrikgrundstücks war. Der Sohn Hans Neuberger besuchte von 1928 bis 1932 die Varrentrapp Schule und danach bis September 1935 das Wöhler-Real-Gymnasium, das er wegen der antijüdischen Gesetzgebung verlassen musste. In der Anlernwerkstatt der Jüdischen Gemeinde erlernte er ein Handwerk für die Auswanderung. Im Mai 1939 flüchtete er nach England und im April 1940 in die USA.
Nach 1939 wurde Hedwig und Fritz Neuberger vermutlich das Gemälde „Eisgang“ von Max Beckmann entzogen, das sie in den 1920er Jahren vom Künstler selbst erworben hatten. Im März 2018 konnte sich der Städelsche Museums-Verein, der das Bild 1994 erworben hatte, mit den Erben des 1997 in den USA verstorbenen Sohnes John Newberger auf eine Entschädigung einigen und so erreichen, dass das Gemälde im Bestand des Museums der Öffentlichkeit zugänglich bleibt.
1933 wurde das Haus Wiesenau 49 an Dr. Sanitätsrat Jourdan verkauft, der ebenfalls jüdischer Herkunft war. Fritz Neuberger zog mit seiner Familie in die Arndtstraße 37 ins Erdgeschoss. 1934 verkaufte er auch sein Firmengelände und die Produktions- und Wohngebäude in Alt-Hausen 34. Profiteur dieses verfolgungsbedingten Verkaufs war die Stadt Frankfurt am Main. Ab 1935 waren Privat- und Firmenadresse der F. Neuberger & Co., Mech. Weberei identisch. Ab 14. November 1939 unterlag das Konto der Eheleute einer „Sicherungsanordnung“ der Devisenstelle, das heißt sie konnten nicht mehr frei über ihr Geld verfügen. Die zwangsweise geschlossene Firma befand sich zu dieser Zeit bereits in Abwicklung.
1941 wurden Hedwig und Fritz Neuberger auch aus ihrer Wohnung vertrieben und mussten als Untermieter in ein Zimmer des Hauses Gaußstraße 14 ziehen. Im Frühjahr 1942 wurden sie hier verhaftet und deportiert.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Renate Hebauf.
Fritz Neuberger | |
Geburtsdatum: | 8.8.1877 |
Deportation: | 1942 Region Lublin |
Todesdatum: | unbekannt |
Hedwig Neuberger, geb. Levison | |
Geburtsdatum: | 14.3.1895 |
Deportation: | 1942 Region Lublin |
Todesdatum: | unbekannt |
Johann Ludwig Neuberger | |
Geburtsdatum: | 30.6.1922 |
Flucht: | 1939 England, 1940 USA |