Marx, Alfred, Irmgard, und Irene
Alfred Valentin Marx wurde in Frankfurt geboren. Nach dem Abitur 1900 auf dem Lessing-Gymnasium studierte er Medizin in Heidelberg, Kiel und Berlin. 1905 promovierte er in Heidelberg über „Ein Beitrag zur Kenntnis der Cysten des kleinen Labiums“. Ein Jahr später wurde er approbiert und arbeitete dann als Assistenzarzt in Marburg, Karlsruhe, Frankfurt, Wien und Berlin. 1910 ließ er sich als Facharzt für innere Krankheiten in Frankfurt nieder.
Alfred Marx nahm am Ersten Weltkrieg teil, zunächst als Stabsarzt, dann als Chefarzt bei der Truppe, in Feldlazaretten und Sanitäts-Kompanien. Die ihm angebotene Beförderung zum Oberstabsarzt lehnte er ab, weil sie an die Bedingung geknüpft war, aus dem Judentum auszutreten. Für seinen Kriegsdienst wurde Marx mit dem Eisernen Kreuz I und mit dem Ehrenkreuz mit Schwertern ausgezeichnet.
Während eines Fronturlaubs heiratete Marx 1917 in Frankfurt die Kindergärtnerin Irmgard Dorothea Wertheim, die auch in Frankfurt geboren worden war. Ihre Tochter Irene kam zwei Jahr später zur Welt.
1928 wurde Alfred Marx als Schriftführer Vorstandsmitglied des Frankfurter Ärztlichen Vereins. Wie seine Frau war er nicht religiös, bekannte sich im Konfliktfall stets - nicht nur im Ersten Weltkrieg - zum Judentum: Er wurde in Frankfurt zum Leitenden Arzt der Luftschutzabwehr berufen - ein Amt, das er zwei Wochen inne hatte, bis die zuständigen Stellen erkannten, dass sie den medizinischen Luftschutzdienst des gesamten Stadtbezirks einem Juden anvertraut hatten und ihm diese Funktion wieder entzogen.
Vor dem Haus seiner Praxis, in dem zur selben Zeit auch der später ermordete, jüdische Gynäkologe Dr. Bernhard Strauss praktizierte, wurde am 1. April 1933 ein SA-Posten installiert, um die nicht-jüdische Klientel beider daran zu hindern, sie zu konsultieren.
Irene Marx konnte als Jüdin das Gymnasium nicht beenden und absolvierte im Jüdischen Krankenhaus in Berlin eine Ausbildung als Krankenschwester. Im Mai 1937 konnte sie in einem englischen Internat in Sussex unterkommen und damit in Sicherheit gebracht werden.
Am 1.10.1938 wurde Marx die Approbation entzogen, er praktizierte dann als einer der vier in der Provinz Hessen-Nassau widerruflich zugelassenen internistischen jüdischen „Krankenbehandler“ ausschließlich für jüdische Patienten. Ökonomisch ging es ihm in diesen Jahren nicht schlecht, denn ein Großteil seiner Klientel bildeten jetzt Juden und Jüdinnen, die aus Deutschland zu fliehen versuchten und dazu auch ein ärztliches Gutachten benötigten. Da sie ihr Geld in Deutschland zurück lassen mussten, bezahlten sie ihren Arzt außergewöhnlich gut.
Alfred und Irmgard Marx wurden zuletzt gezwungen, ihre im Erdgeschoss gelegene Wohnung aufzugeben und in ein Zimmer der im zweiten Stock gelegenen Wohnung zu ziehen. Das Haus wurde zu einen sogenannten Judenhaus, in dem antisemitisch Verfolgte vor ihrer Deportation zwangsweise konzentriert wurden.
Alfred Marx war der letzte Chefarzt des Israelitischen Krankenhauses in der Gagernstraße. Irene Clara Marta, später Stern, wurde Hebamme und Krankenschwester und lebte 1958 in Melbourne/Australien.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Ulrich Stock.
Alfred Marx | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
29.3.1880 15.9.1942 Theresienstadt, 19.10.1944 Ausschwitz unbekannt |
Irmgard Marx, geb. Wertheim | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
16.5.1892 15.9.1942 Theresienstadt, 19.10.1944 Auschwitz unbekannt |
Irene Marx | |
Geburtsdatum: Flucht: |
9.4.1919 1936 England |