Herxheimer, Karl
Karl Herxheimer wurde in Wiesbaden geboren. Seine Eltern Hermann und Jeanette Herxheimer, geb. Liebmann, waren jüdischen Glaubens. Nach seinem Abitur absolvierte Herxheimer ein Medizinstudium in Freiburg, Würzburg und Straßburg. Im Jahr 1884 promovierte er in Würzburg zum Doktor der Medizin und bestand dort ein Jahr später das medizinische Staatsexamen. Als Assistent war er von 1884 bis 1886 am bakteriologischen Laboratorium Frankfurt und von 1885 bis 1887 am Senckenbergischen pathologisch-anatomischen Institut Frankfurt tätig. Nach kurzer Zeit in Breslau ließ er sich noch im selben Jahr – wie sein Bruder – als Spezialarzt für Hautkrankheiten in Frankfurt nieder.
Am 14. Oktober 1890 heiratete Herxheimer die sieben Jahre jüngere Jüdin Olga Hepner. Nach dem Tod seines Bruders Salomon 1899 leitete er dessen Hautklinik bis 1914. Im Jahr 1909 übertrug er die Klinik an die Stadt Frankfurt am Main. Karl Herxheimer gehörte um die Jahrhundertwende zu dem Personenkreis um den Frankfurter Oberbürgermeister Franz Adickes, der sich für die Gründung der Universität einsetzte. Herxheimer besetzte den ersten Lehrstuhl der ordentlichen Professur für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Dieses Amt begleitete er von der Gründung der Frankfurter Universität im Jahr 1914 bis zu seiner Emeritierung 16 Jahre später. Karl Herxheimer entwickelte in dieser Zeit eine Vielzahl von neuen Methoden zur Behandlung von Hautkrankheiten.
Nach der "Machtübernahme“ der Nationalsozialisten waren die herausragenden Leistungen Herxheimers jedoch schnell vergessen. Die folgenden letzten Jahre in Frankfurt waren von dem zunehmenden Druck auf Juden sowie den damit verbundenen politischen Einschränkungen und Verboten im Dritten Reich überschattet. Im Jahr 1936 besuchte der Dermatologe Oscar Gans während seines Aufenthaltes in Frankfurt seinen Kollegen Herxheimer und fragte ihn, warum er Frankfurt nicht verlassen wolle. Herxheimers Antwort war deutlich: „Ich kann Frankfurt nicht verlassen und will es auch nicht verlassen, und ich will es auf meine alten Tage nicht verlassen. Mich kennt hier ja jedermann. Wenn ich auf die Elektrische steig, dann sagt der Schaffner zu mir: >>Ei des is recht, Herr Geheimrat, des Sie bei uns bleiwe. Ihne bassiert nix, jed´ Kind kennt Ihne, unn Sie hawwe unser Stadt nur Gudes gedahn. Sie derfe net fortgehen.<< Vox populi, vox Dei! Und so frag ich sie, Herr Gans, warum sollte ich fortgehen?“ Jedoch bekam der ehemalige Universitätsdozent die zunehmende Ausgrenzung der jüdischen Bürger noch deutlich zu spüren – sogar im eigenen Freundeskreis. Die Mitglieder seines wöchentlichen, altvertrauten Stammtisches im Taunus entledigten sich kurz und bündig von ihrem ehemaligen Gründungsmitglied Herxheimer. Der Vorstand teilte ihm mit, dass er den Treffen in eigenem Interesse besser fern bliebe. Herxheimer traf diese Kränkung nach all den gemeinsamen Jahren schwer. Seine jüdische Ehefrau Olga Hepner, die er im Jahr 1890 geheiratet hatte, erlebte all dies nicht mehr. Sie verstarb bereits 1928. Und dennoch: Herxheimer hielt an seiner Heimat Frankfurt fest.
Karl Herxheimer starb in Theresienstadt an Unterernährung und Dysenterie. Als offizielle Todesursache wurde – wie so oft – Lungenentzündung angegeben. Herxheimers Lebensgefährtin Henriette Rosenthal, geb. Hirschberg, die in Danzig geboren und evangelisch getauft war, verstarb zwei Wochen nach ihm, ebenfalls in Theresienstadt.
Karl Herxheimer | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
26.06.1861 01.01.1942 Theresienstadt 06.12.1942 |