Edinger, Fritz

Edinger, Fritz

Stolperstein-Biographien im Westend

Edinger, Fritz

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Edinger, Fritz © Ludwig-Edinger-Stiftung Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

Marc Adolf Friedrich Edinger wurde in Frankfurt am Main geboren. Von Kindesbeinen nannte man ihn Fritz, und er veröffentlichte später unter diesem Namen. Seine Eltern, Ludwig (1855-1918) und Anna Edinger (1863-1929), waren Prominente: der Vater international renommierter Hirnforscher und Nervenarzt, einer der Stifter der Frankfurter Universität und erster Professor für Neurologie in Deutschland; die Mutter, Erbin der Hälfte des alteingesessenen Bankhauses M. B. Goldschmidt, eine maßgebliche Organisatorin der lokalen privaten Wohltätigkeitseinrichtungen, Vorstandsmitglied im Bund Deutscher Frauenvereine und Aktivistin der internationalen Friedensbewegung. Außer ihrem erstgeborenen Sohne hatte das deutsch-jüdische Ehepaar zwei Töchter: Dora (1894-1982) heiratete den Pharmakologieprofessor Werner Lipschitz-Lindley (1892-1948), Tilly Edinger (1897-1967) begründete die Paläoneurologie.

 

Fritz Edinger studierte Medizin und promovierte 1913 in Heidelberg über "Die Leistungen des Zentralnervensystems beim Frosch, dargestellt mit Rücksicht auf die Lebensweise des Tieres“. Ein Jahr später heiratete er die promovierte Historikerin Dora Meyer (1890-1977). Während des Ersten Weltkriegs geriet Fritz als Militärarzt in einen Gasangriff und behielt ein anhaltendes Nervenleiden zurück. Das Ehepaar hatte drei Söhne, von denen das erste Kind bereits wenige Tage nach der Geburt starb. Beide Eheleute wirkten im Umfeld des Frankfurter Jüdischen Lehrhauses sowie der Jüdischen Loge B´nai B´rith, doch ihre Interessen gingen eigene Wege. Dora widmete sich der jüdischen Frauenbewegung, Fritz promovierte 1924 mit der Arbeit "Beiträge zur Theorie der Volkswirtschaftspolitik“ im Fach Soziologie (für das die Frankfurter Universität 1919 den ersten Lehrstuhl in Deutschland eingerichtet hatte). Fritz Edinger gab die Buchreihe "Fortschritte der Wissenschaft“ heraus, war Korrespondent der linksliberalen "Heilbronner Sonntagszeitung“ und aktives Mitglied der Frankfurter SPD. Als niedergelassener Nervenarzt praktizierte er kaum. Gesundheitliche und eheliche Probleme bedingten seine Schlafmittelabhängigkeit, die ihn mehrfach in psychotherapeutische Behandlung führte; zuletzt im Schweizer Sanatorium Bellevue, aus dem er Anfang 1938 erheblich gebessert entlassen wurde.

 

Fritz Edingers Ehefrau gelang 1936 mit dem jüngsten Sohn die Flucht in die USA, der ältere erreichte Palästina. Fritz selbst lebte im Gärtnerweg 55, das seit 1939 nur noch formal sein eigenes Haus war. Verkaufen durfte er es – nach den ihm als "Juden“ von der Zollfahndungsstelle auferlegten "Sicherungsanordnungen“ – ebenso wenig, wie über seine Bankkonten verfügen. Innerhalb eines Jahres musste er bis Ende 1939 insgesamt 16.460,77 Reichsmark als "Judenvermögensabgabe“ leisten, aus seinem verbliebenen Besitz von 29.523,30 RM erhielt er nur monatliche Zuteilungen genehmigt (ab 1.5.1939: 400 RM, ab 5.3.1940: 350 RM).

 

Am 5.12.1941 wurde Fritz Edinger auf offener Straße verhaftet, nachdem er sich bei zwei "arischen Frauen“ nach dem Weg erkundigt hatte. Als "Schutzhäftling“ der Geheimen Staatspolizei in das Strafgefängnis Preungesheim eingeliefert, "randalierte“ er dort in der Nacht zum 10.12., wurde am 15.12. "haftunfähig“ in die Frankfurter Universitäts-Nervenklinik verbracht und zwei Tage später in die Israelitische Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke Bendorf-Sayn bei Koblenz überführt (die seit 1940 als zentrale Sammelstelle für jüdische Geisteskranke fungierte). Hier nennt das Aufnahmeprotokoll vom 22.12. als Diagnose "Haftpsychose“.

 

Am 15.6.1942 verließ der Deportationszug "Da 22“ den Bahnhof Koblenz-Lützel mit Ziel Izbica, einem Durchgangslager an der polnisch-ukrainischen Grenze. Neun Güterwaggons waren mit insgesamt 384 Juden beladen, davon 271 "liegende Patienten“, zu denen auch Fritz Edinger gehörte. Am 19. Juni traf der Transport im Vernichtungslager Sobibor ein. Da hier die überwiegende Mehrheit der Ankommenden unmittelbar zur Vernichtung "selektiert“ wurde, ist dieser Tag als der letzte anzunehmen, an dem Fritz Edingers noch am Leben gewesen sein könnte. Das Amtsgericht Frankfurt am Main hatte am 1.8.1947 das Todesdatum des seinerzeit Vermissten noch auf den 30.6.1944 festgelegt.

 

Der Stolperstein wurde initiiert von der Ludwig Edinger-Stiftung Frankfurt am Main.

Marc Adolf Friedrich "Fritz" Edinger

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

02.03.1888

15.06.1942 von Bendorf-Sayn nach Sobibor

unbekannt

 

 
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Stolperstein Gärtnerweg 51 Friedrich Edinger © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main


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