Elkan, Benno, Hedwig und Wolf
Benno Elkan wurde in Dortmund als einziges Kind des aus Mönchsroth in Mittelfranken stammenden Schneidermeisters und Kaufmanns Salomon Einstein (1851-1940) und Rosalie Sophie, geb. Oppenheimer (1845-1911), aus Heidelberg geboren. Der Vater war Mitinhaber eines Herrentextilgeschäftes in der Dortmunder Innenstadt. Benno Elkan besuchte das Städtische Gymnasium (damals „Schola Tremoniae“) in Dortmund und dort den jüdischen Religionsunterricht.
Nach dem Schulbesuch erlernte er Sprachen in einem privaten Knabenpensionat am Genfer See, entwickelte seine Liebe zum Fußball und lernte für kurze Zeit Kaufmann in Antwerpen. 1897 zog er nach München an die Kunstakademie (Malerei), 1900 absolvierte er einen einjährigen Militärdienst. 1903 zog er nach Karlsruhe und hatte hier sein erstes Atelier. 1905 ging es weiter nach Paris. 1906 hatte er seine erste Einzelausstellung in Dortmund. Es folgte ein Aufenthalt von 1908 bis 1911 in Rom im Rahmen eines Förderpreises für jüdische Künstler (Berlin, Michael-Beer-Stiftung).
Hedwig Einstein wurde in Neuwied als ältestes Kind des in Baden einflussreichen Rabbiners Daniel Einstein (1847-1899) und Sophie, geb. Liechtenstein, geboren. Der Selbstmord ihres Vaters prägte sie stark. Ihr Bruder war der Kunsthistoriker und Schriftsteller Carl Einstein (1885-1940, Selbstmord im Exil); vermutlich Verwandte des Physikers Albert Einstein (1879-1955).
Benno Elkan und die Konzertpianistin Hedwig Einstein heirateten 1907. Noch während der Zeit in Rom wurde am 6. September 1910 Tochter Ursula in Karlsruhe geboren, wo Hedwigs Mutter lebte. Die Familie zog 1911 nach Alsbach (Bergstraße), wo sie bis 1919 wohnte. 1913 kam Sohn Wolf in Mannheim zur Welt. Im Ersten Weltkrieges war Benno Elkan Versorgungsoffizier an der Ostfront und sah das arme Leben der ostjüdischen Glaubensgenossen. Dabei wurde er auch schriftstellerisch tätig und Autor von “Polnische Nachtstücke“. An Cholera erkrankt, wurde er zur Postüberwachung nach Frankfurt versetzt. Im Oktober 1919 zog die Familie nach Frankfurt. Das Haus in Alsbach blieb in seinem Besitz.
Die Familie wohnte zuerst in Frankfurt in der Niedenau 72, seit Juli 1928 am Guiollettplatz 37, heute Guiolettstraße 39. Benno Elkans Atelier war zunächst in die Hochstraße 42 und ab 1924 im Winterrefektorium des Karmeliterklosters. Wohnung und Atelier wurden zu Treffpunkten für Künstlerkreise; zu den Gästen zählten Carl Ebert, Heinrich George, Paul Hindemith, Clemens Krauß, Caspar Neher, Benno Reifenberg, Hermann Scherchen, Karl Valentin und die Operettensängerin Fritzi Massary.
Wolf Elkan besuchte das Goethe-Gymnasium in Frankfurt. Nach dem Abitur studierte er Medizin an der Frankfurter Universität, in Berlin, Heidelberg und Rom und flüchtete schließlich über Rom und England in die USA. Er war dann als Chirurg an verschiedenen Krankenhäusern im Großraum New York tätig. Er starb am 19. August 1995 in New Jersey.
Ursula Elkan heiratete 1932 den Pianisten Erwin Bootz (1907-1982), Mitglied des Ensembles „Comedian Harmonists“, und zog nach Berlin. Die Ehe wurde 1938 geschieden. Ursula Elkan flüchtete im Oktober 1939 nach New York. Sie starb am 1. März 2004 in Beverly Hills.
Elkans plastisches Werk bestand aus Grabmälern, Medaillen, Portraitbüsten, Denkmälern und Leuchterarbeiten. Die meisten Grabmäler finden sich auf dem Dortmunder „Ostenfriedhof", sowohl im christlichen als auch im jüdischen Bereich. Sein erstes großes Denkmal war 1920 das "Opferdenkmal" für die Gefallenen des ersten Weltkriegs, das 1946 in der Frankfurter Taunusanlage wiederaufgestellt wurde, nachdem es von den Nationalsozialisten entfernt worden war.
Wenige Monate nach der nationalsozialistischen Machtübernahme begann Benno Elkan seine Flucht vorzubereiten. Anfang Juli 1933 reiste er über Paris nach London. Nachdem er dort eine Unterkunft gefunden hatte, kehrte er nach Frankfurt zurück, um den Umzug mit fast allen seiner Arbeiten und Modellen zu organisieren. Ende 1934 übersiedelte er endgültig nach London. Sein Antrag auf Aufnahme in den Fachverband Bund Deutscher Bildhauer wurde mit Schreiben vom 12. Februar 1935 abgelehnt, „da Sie Nichtarier sind und als solcher die für die Schaffung deutschen Kulturguts erforderliche Geeignetheit und Zuverlässigkeit nicht besitzen“, womit ihm „die weitere Berufsausübung als Bildhauer“ verboten wurde. Ihm wurde auch die Aufnahme in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller und damit in die Reichsschrifttumskammer (RSK) verweigert. Von London aus beteiligte er sich noch 1936 an der vom Jüdischen Kulturbund veranstalteten „1. Reichsausstellung jüdischer Künstler“ in Berlin. In England fertigte er Porträtbüsten berühmter Zeitgenossen an, u. a. von John D. Rockefeller sen, James de Rothschild, Winston Churchill, Chaim Weizmann, Yehudi Menuhin und Mitgliedern des englischen Königshauses.
Im Londoner Exil wandte sich Elkan weiter seinen jüdischen Wurzeln zu und begann, Leuchter anzufertigen, darunter zwei "Der alte und der neue Bund" mit Reliefs für Westminster Abbey und von 1949 bis 1956 die mächtige Menora vor der Knesset (Parlament) in Jerusalem, die als Geschenk des britischen Parlaments am 15. April 1956 in Jerusalem übergeben wurde.
Nach dem Krieg reiste das Ehepaar Elkan einige Male nach Deutschland zu Ausstellungen seiner Kunstwerke in Frankfurt und Dortmund, kehrte aber nicht zurück, auch aus großer Enttäuschung über die Ablehnung der Stadt Frankfurt für seinen neuen Opferdenkmal-Entwurf. Ab 1950 kamen sie mehrfach zu Besuchen nach Frankfurt und zu Kuraufenthalten (Sanatorium von Walther Amelung) im Taunus. Hedwig Elkan starb 1959 in London, Benno Elkan am 10. Januar 1960. Ihr Grab befindet sich auf dem Liberal Jewish Cemetery in Willesden, London.
Die Stolpersteine wurden initiiert und finanziert von Hermann und Ingeborg von Lips, Frankfurt.
Benno Elkan | |
Geburtsdatum: |
2.12.1877 |
Flucht: |
1934 England |
Hedwig Elkan, geb. Einstein | |
Geburtsdatum: | 4.1.1884 |
Flucht: | 1935 England |
Wolf Elkan | |
Geburtsdatum: | 9.7.1913 |
Flucht: |
1935 England |