Levy, Elisabeth, Grete, Robert und Rudolf
Robert Levy wurde in Blieskastel als Sohn des Kaufmanns Sylvain Levy und seiner Frau Helene, geb. Siegel, geboren. Er hatte drei Geschwister: Pauline (1891-1898), die im Kleinkindalter starb, Eugen Georg (Jg. 1880) und Karl Rudolph (Jg. 1885).
Robert Levy hatte Medizin studiert und arbeitete als praktischer Arzt in eigener Praxis in Bergzabern, wo er Eigentümer der Liegenschaft Maienring 20 war. In erster Ehe war er mit Julie Alice Levy (1895-23.5.1929), geb. August, aus St. Ingbert verheiratet, mit ihr hatte er die Kinder Rudolf und Grete. Nach deren Tod heiratete er die in Mainz geborene Elisabeth Sahm.
Rudolf Levy litt unter einer Behinderung, „Schwachsinn“, wie es damals hieß, mit sechs Jahren kam er in die Heilanstalt Idstein-Kalmenhof. Er wurde Opfer der Behindertenmorde (Aktion T4). Grete besuchte bis zum 12. April 1938 die Latein-Schule Bergzabern, zog nach der Zeugnisübergabe nach Frankfurt und besuchte dort eine Haushaltschule in der Quinckestraße, heute Königswarter Straße. Sie lebte wahrscheinlich bei ihrem Onkel Eugen Georg Levy in der Blumenstraße 2. Ende des Jahres folgten die Stiefmutter und der Vater, wohl mit der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen. Die Familie wohnte nun in der Friedrichstrasse 19.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7.April 1933 die ärztlichen Berufsorganisationen gleichgeschaltet und jüdische Funktionäre und Mitglieder ausgeschlossen. Den jüdischen Ärzten wurde im September 1938 die Zulassung zur kassenärztlichen Vereinigung entzogen, sie durften nur noch Juden oder Privatpatienten behandeln.
Die Liegenschaft Maienring 20 in Bergzabern wurde von der Gemeinde in Besitz genommen. Laut Devisenakten belief sich das Vermögen der Familie Levy am 16. Dezember 1939 auf 81.992 Reichsmark. Das Konto unterlag einer Sicherungsanordnung, mit der sich die Nationalsozialisten Zugriff auf das Vermögen sicherten. Mit Datum vom 12. September 1939 wurde der Familie ein monatlicher Freibetrag von 300 Reichsmark genehmigt. Die Entrichtung von "Reichsfluchtsteuer" und "Judenvermögensabgabe" wurde auf 71.419,50 Reichsmark festgesetzt. Dieser Betrag wurde nach der Deportation der Familie auf Grundlage der „Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ zu Gunsten des Reiches eingezogen.
Robert Levys Bruder Georg Levy (Jg. 1880) war nach Luxemburg geflohen und wurde von dort am 23. April 1942 nach Izbica deportiert und ermordet. Karl Rudolph Levy lebte in Weißenburg im Elsass, wo er 1961 starb.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Stephan Ulrich/Karlsruhe, dessen Frau eine Enkelin von Robert Levys Bruder Karl Rudolph ist und dessen Sohn Daniel Hendrik Ulrich ein Urenkel ist. Finanziert wurden die Steine von Nicole Göbel, Stephan Roßkamp und Hanne Dietrich.
Robert Levy | |
Geburtsdatum: |
21.8.1881 |
Haft: |
12.11.-21.12.1938 Dachau |
Deportation: |
19.10.1941 Lodz/Litzmannstadt, 9.5.1942 Chelmno/Kulmhof |
Todesdatum: |
unbekannt |
Elisabeth Levy, geb. Sahm | |
Geburtsdatum: | 25.6.1900 |
Deportation: | 19.10.1941 Lodz/Litzmannstadt, 9.5.1942 Chelmno/Kulmhof |
Todesdatum: | unbekannt |
Grete Levy | |
Geburtsdatum: | 17.2.1923 |
Deportation: | 19.10.1941 Lodz/Litzmannstadt, 9.5.1942 Chelmno/Kulmhof |
Todesdatum: | unbekannt |
Rudolf Levy | |
Geburtsdatum: | 7.10.1920 |
Einweisung: |
12.11.1926 Heilanstalt Idstein-Kalmenhof, 15.1.1938 Heilanstalt Weilmünster, 7.2.1941 Hadamar |
Todesdatum: | 7.2.1941 |