Grünewald, Hermann, Nelly und Amalie

Grünewald, Hermann, Nelly und Amalie

Stolperstein-Biographien im Westend

Grünewald, Hermann, Nelly und Amalie

Hermann Grünewald wurde in Nastätten im Taunus geboren. Amalie Grünewald, geb. Stern, kam in Montabaur im Westerwald zur Welt. Nach der Volksschule besuchte sie bis zum 16. Lebensjahr eine Klosterschule. Danach machte sie eine praktische kaufmännische Ausbildung in der Manufakturwarenbranche sowie in Konfektion im elterlichen Geschäft.

 

Hermann und Amalie Grünewald heirateten um die Jahrhundertwende und bekamen vier Kinder, die alle in Nastätten geboren wurden: Die Älteste war die am 20.7.1902 geborene Ida Ilse, die in den zwanziger Jahren Heinz Pappenheim aus Nördlingen heiratete und mit ihm und der 1928 geborenen Tochter in Nördlingen lebte. Weitere Kinder waren der 1903 geborene Jakob Eugen Erwin, die 1907 geborene Nelly und der 1911 geborene Lothar.

 

Etwa zum Zeitpunkt seiner Eheschließung eröffnete Hermann Grünewald im eigenen Haus in Nastätten ein Kaufhaus, das um 1930 teilweise modernisiert wurde. Die Ehefrau Amalie arbeitete im Geschäft mit. Sie beschäftigten zwei Hausangestellte. Der Sohn Lothar, der das Geschäft eines Tages übernehmen sollte, arbeitete nach Abschluss der Schule im elterlichen Geschäft mit, ebenso seine Schwester Nelly. Seit den 1920er Jahren war Hermann Grünewald auch im Vorstand der Jüdischen Gemeinde. Seit 1926 war Nastätten eine "Hochburg" der Nationalsozialisten. 1933 gingen die Umsätze des Kaufhauses der Familie Grünewald aufgrund des Boykotts stark zurück. Die beiden Söhne emigrierten nach Palästina. Ein Nastättener Schuster soll ihnen geholfen haben, ihre Schuhe mit Hohlräumen auszustatten, so dass sie einen Teil ihres Geldes mitnehmen konnten war Hermann Grünewald gezwungen, das Geschäft seinen beiden Angestellten, den Brüdern Otto und August Bayer, zu einem sehr niedrigen Preis abzugeben. Hermann, Amalie und Nelly Grünewald flüchteten im Oktober 1936 nach Frankfurt und bezogen dort die Parterre-Wohnung im Haus Freiherr-Vom-Stein-Straße 51. Die Familie, die nun über kein eigenes Einkommen mehr verfügte, lebte in den folgenden Jahren von ihren Ersparnissen.

 

Beim November-Pogrom 1938 wurde Hermann Grünewald verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau verschleppt, wo er unter der Häftlingsnummer 22712 registriert und bis 26. November 1938 gefangen gehalten wurde. Vermutlich infolge der Gewalttaten des November-Pogroms flüchtete die älteste Tochter Ida Ilse Pappenheimer mit Ehemann und Tochter aus Nördlingen zu ihrer Familie nach Frankfurt. 1939 folgte auch der Schwiegervater Moritz Pappenheimer. Alle wohnten zusammen in der Wohnung in der Freiherr-Vom-Stein-Straße 51, bis den Pappenheimers die Emigration nach Palästina gelang.

Im Sommer 1941 musste die Familie Grünewald ihre Westendwohnung aufgeben und in das "Ghettohaus" Gaußstraße 14 ziehen. Von dort wurden sie wenige Monate später deportiert.

 

Die Stolpersteine wurden initiiert von Sabine Mock, einer Bewohnerin des Hauses Freiherr-Vom-Stein-Straße 51.


Hermann Grünewald

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

20.02.1874

15.09.1942 nach Theresienstadt

04.02.1943

Nelly Grünewald

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

23.02.1907

24.05.1942 in Region Lublin

unbekannt

Amalie Grünewald, geb. Stern

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

20.11.1876

15.09.1942 nach Theresienstadt

03.10.1942

 

 

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Stolperstein Freiherr-vom-Stein-Straße 51 Amalie Grünewald © Inititative Stolpertseine Frankfurt am Main

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Stolperstein Freiherr-vom-Stein-Straße 51 Hermann Grünewald © Inititative Stolpertseine Frankfurt am Main

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Stolperstein Freiherr-vom-Stein-Straße 51 Nelly Grünewald © Inititative Stolpertseine Frankfurt am Main


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