Vorchheimer, Bertram, Gerson, Gertrude und Irma
Gerson (Georg) Vorchheimer wurde im unterfränkischen Thüngen nahe Karlstadt im heutigen Landkreis Main-Spessart geboren. Er war der Sohn des Viehhändlers Louis (Fromm Löb) Vorchheimer (1853-1933) und dessen Ehefrau Trautchen/Treuchtein, geb. Freudenstein (Jg. 1855). Er hatte vier Geschwister.
Gerson Vorchheimer besuchte die Schule in Thüngen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bestand am Ort eine jüdische Elementarschule. 1880 errichtete die Kultusgemeinde in der alten „Judenschule“ eine Synagoge. Die Verstorbenen wurden in Laudenbach beerdigt, mit seinen 2.300 erhaltenen Grabsteinen heute der zweitgrößte jüdische Friedhof in Unterfranken. Viele der in Thüngen ansässigen jüdischen Bürger lebten vom Handel mit Vieh, Stoffen, Holz- und Eisenwaren. Um 1900 lebten etwa 231 jüdische Bürger in Thüngen, das waren etwa 20 % der Bevölkerung.
Gerson Vorchheimer kam um 1912 nach Frankfurt. Im Adressbuch der Stadt ist er 1912 mit der Berufsbezeichnung Kaufmann eingetragen und mit dem Vornamen Georg. Er heiratete am 28. Februar 1916 die in Frankfurt geborene Irma Rosengarten, Tochter des Kaufmanns Isaak Rosengarten (Jg. 1862) und Karoline, geb. Flörsheim (Jg.1870), die in der Hammanstraße 3 in Frankfurt wohnten.
Gerson Vorchheimer und seine Frau Irma lebten nach der Heirat in der Lersnerstraße 30a und hatten zwei Kinder: Gertrude und Bertram. Nach 1933 musste Bertram die Schule ein Jahr vor dem Abitur verlassen, 1936 flüchtete er zunächst alleine nach Argentinien zu seinem Onkel Dr. Rosengarten. 1937 zog die nunmehr dreiköpfige Familie in die Leerbachstraße 105 um.
Gerson Vorchheimer wurde am 9. November 1938 im Verlauf der Pogromnacht verhaftet und als „Aktionsjude“ im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Über 9.000 jüdische Männer wurden hier inhaftiert, misshandelt und ausgeraubt. Sie sollten zur Auswanderung gezwungen werden.
Nach seiner Entlassung am 12. Dezember 1938 bereitete er die Flucht seiner Familie nach Argentinien vor. Im Reisepass ist das Datum Februar 1939 eingetragen. Die Familie flüchtete über England nach Buenos Aires.
Auch Irma Vorchheimers Mutter Karoline Rosengarten konnte am 30. September 1941 nach Argentinien flüchten, nachdem ihr Mann Isaak am 9. März 1941 in Frankfurt verstorben war. Sie starb am 20. Oktober 1944 in Buenos Aires. Auch der Familie der Schwester Berta und eines weiteren Bruders, die sich noch 1939 in Frankfurt aufgehalten hatten, gelang die Flucht ins Ausland.
Gertrude Vorchheimer heiratete nach der Flucht Albert Weber (Jg. 1906) aus Wormersdorf in Rheinland-Pfalz. Sie bekamen zwei Kinder. Albert Weber starb am 8. März 1971, Gertrude am 24. Oktober 2007.
Beltran (Bertram) Vorchheimer absolvierte nach seiner Ankunft in Buenos Aires zunächst eine Lehre und arbeitete einige Jahre in der Metallbranche. 1952 machte er sich selbständig, nachdem er in einer Automatendreherei zunächst als Angestellter und später als Teilhaber tätig war. Er heiratete die am 11. Januar 1920 geborene Cecilia Gisman (Chola) (1920-1986). Sie hatten zwei Kinder Eduardo und Monika. Beltran Vorchheimer starb am 7. Dezember 1996 in Buenos Aires. Gerson Vorchheimer starb am 12. September 1964, seine Frau Irma etwa 1976.
Die Verlegung der
Stolpersteine wurde von Eduardo und Monika Vorchheimer initiiert und finanziert
von einem Geschichtskurs der Heinrich-Kleyer-Schule, Ivo Mitsiev und Thassilo
von Einem.
Gerson Vorchheimer | |
Geburtsdatum: |
18.1.1885 |
Haft: |
12.11.1938 bis 12.12.1938 Buchenwald |
Flucht: | 1939 Argentinien |
Irma Vorchheimer, geb. Rosengarten | |
Geburtsdatum: |
17.1.1894 |
Flucht: |
1939 Argentinien |
Gertrude Vorchheimer | |
Geburtsdatum: |
25.1.1917 |
Flucht: |
1939 Argentinien |
Bertram Vorchheimer | |
Geburtsdatum: |
9.12. 1919 |
Flucht: |
1936 Argentinien |