Tendlau, Jenny, Hilda und Lora

Tendlau, Jenny, Hilda und Lora

Stolperstein-Biographien im Nordend

Tendlau, Jenny, Hilda und Lora

Jenny Tendlau aus Fulda lebte mit ihren beiden in Frankfurt geborenen Töchtern Hilda und Lora Marianne seit 1935 im Mittelweg 3/1. Stock. Jenny Tendlau hatte eine Schwester, Sofie Rothschild, geb. am 2.7.1893 in Frankfurt, die nach New York emigrieren konnte.

 

Jenny Tendlau sei im Oktober 1942 an einer Herzlähmung „infolge der vielen Qualen und Kummer“ gestorben, schrieb ein Soldat, der bei der Organisation Todt (OT) in Minsk stationiert war, in einem Feldpostbrief an Betty Pfeffer, die im Mittelweg 3 wohnte. Seinem Schreiben zufolge war die Tochter Hilda tagsüber in einem Lazarett als Näherin in der Flickstube tätig, während Lora als Bürohilfe bei der OT eingesetzt war.

 

Die Tendlaus wohnten zunächst in der Hermannstraße, die Töchter besuchten die Elisabethenschule. Der Ehemann und Vater Wilhelm Tendlau, geb. am 20.01.1877 in Wiesbaden, war Prokurist beim Bankhaus Dreyfuss. 1931 zog die Familie in die Heinestraße 12. Hier verfügten sie über eine 10-Zimmer-Wohnung. Nach dem Tod von Wilhelm Tendlau am 15.08.1934 konnte diese Wohnung nicht mehr gehalten werden. Der Umzug erfolgte am 02.03.1935 in die 5-Zimmer-Wohnung im Mittelweg 3. In den folgenden Jahren musste Jenny Tendlau Stück für Stück ihrer wertvollen Einrichtung verkaufen. Wie Hausbewohner später berichteten, war die Wohnung voll von wertvollen Gegenständen und Einrichtungen, darunter ein Salon im Stil Louis XVI, Qualitätsmöbel, Meißner Porzellan, zahlreiche Perserteppiche, eine Münzsammlung und Originalgemälde.

 

Mehr als 15.000 RM musste Jenny Tendlau für die 1938 von den Nazis eingeführte „Judenvermögensabgabe“ zahlen, 1942 wurde ihr noch bestehendes Vermögen von rund 22.000 RM zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen. Am Tag der Deportation wurde die Wohnung versiegelt, rund drei Monate später das zurückgelassene Inventar abtransportiert und verkauft. Die Hausgemeinschaft im Mittelweg 3 sei durch die Ereignisse sehr erschüttert worden, schrieb Oberstudiendirektorin und Leiterin der Elisabethenschule Katharina Weber später. Sie kannte Jenny Tendlaus Schwester seit ihren Kindertagen und hatte Hilda und Lora als Schülerinnen.

Jenny Tendlau, geb. Stern 

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

26.09.1888

11.11.1941 nach Minsk

?.10.1942

Hilda Tendlau

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

14.03.1914

11.11.1941 nach Minsk

unbekannt

Lora Tendlau

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

30.07.1922

11.11.1941 nach Minsk

unbekannt

 
Quelle

HHStA 27468

 
 

 

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