Kosel, Günter, Heinrich, Maria und Rudolf
Heinrich Kosel wurde in Wuppertal-Barmen als Sohn jüdischer Eltern, des Opernsängers Siegmund Kosel und Elise Kosel, geb. Arronge oder Laroche, geboren. 1920 heiratete er die evangelische Margarete Maria Mittag, sie hatten zwei Söhne, Rudolf und Günter, und lebten 1938 in der Cronstettenstraße 1. Heinrich Kosel arbeitete von 1920 bis 1925 als Expedient bei der Diskonto Gesellschaft und anschließend bis 1929 bei der „Frankfurter Bank“, bei der er seine Stellung infolge allgemeinen Personalabbaus aufgeben musste. In der Cronstettenstraße 1 musste die Familie nach dem Verlust der Stellung vom Parterre in die Mansarde umziehen. Ab 1930 war Heinrich Kosel als Arbeitsloser registriert.
Die Ehe galt nach nationalsozialistischer Definition als „Mischehe“. Die Ehefrau wurde aufgefordert, sich scheiden zu lassen: Es wurde ihr in Aussicht gestellt, dass ihre Söhne dann Abitur machen könnten und als "Arier" anerkannt würden. Sie weigerte sich. Die Söhne durften nicht das Abitur machen, kamen beide zur Zwangsarbeit bei der Organisation Todt in Derenburg im Harz, sie waren auch am Westwall eingesetzt, um Panzergräben auszuheben. Von dort sollen sie geflohen sein. „Der Besuch einer Maschinenbauschule wurde mir als Halbjude untersagt. 1937 bekam ich die Lehrstelle als Steindrucker bei der Firma Gerhard Blümlein u. Co., die ich 1940 mit zufriedenstellendem Zeugnis beendete. Ich blieb in der Firma bis 1945 mit Unterbrechungen wie die Verschickung an den Westwall und in das Arbeitslager Blankenburg, von wo ich mit einem Herzleiden zurückkam und für meinen Beruf untauglich bin“, berichtete Rudolf Kosel nach dem Krieg.
Heinrich Kosel, der zum Protestantismus übertrat, wurde im 1. Mai 1943 von der Geheimen Staatspolizei verhaftet. Vom 23. Juni bis 18. Oktober 1943 war er im Untersuchungsgefängnis Hammelsgasse interniert. Von dort wurde er nach Auschwitz „verschubt“, wo er unter der Häftlingsnummer 158662 registriert wurde. Er starb angeblich wegen „Herzschlag“.
Die Söhne wurden als „Mischlinge“ oder „Halbjuden“ zur Zwangsarbeit am Westwall und nach Derenburg-Blankenburg im Harz gezwungen. Dort lernten sie Heinz Herbert Karry (1920-1981) kennen, den späteren hessischen Wirtschaftsminister.
Nach dem Krieg meldeten sich die Söhne bei der kirchlichen Hilfsstelle für rassisch verfolgte Christen in Frankfurt. Dabei gaben sie an, zur evangelischen Johannisgemeinde in Frankfurt-Bornheim zu gehören. Günter Kosel starb 2006.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Dirk Kosel (Mühltal bei Darmstadt), Sohn von Günter Kosel, und finanziert von Familie Landsberg-Weiss, Laura Lechner, Lukas Wilms und Sabine Meder.
Heinrich Kosel | |
Geburtsdatum: |
22.2.1880 |
Haft: |
1.6.1943 F-Hammelsgasse, 18.10.1943 Auschwitz |
Todesdatum: |
15.12.1943 |
Maria Margarethe Kosel, geb. Mittag | |
Geburtsdatum: |
26.12.1896 |
Rudolf Kosel | |
Geburtsdatum: |
15.3.1922 |
Deportation: |
Jan-April 1945 Derenburg |
Günter Kosel | |
Geburtsdatum: | 5.7.1924 |
Deportation: | Jan-April 1945 Derenburg |