Dondorf, Estelle „Ella“

Dondorf, Estelle „Ella“

Stolperstein-Biographien im Nordend

Dondorf, Estelle „Ella“

Estelle „Ella“ Dondorf wurde in Frankfurt als einziges Kind von Otto Dondorf und seiner katholischen Ehefrau Maria Theresia, geb. von Steinle, geboren. Otto Dondorf hatte jüdische Eltern, konvertierte aber vor der Heirat zum Katholizismus. Er war, wie zuvor sein Vater Paul Dondorf, Geschäftsführer der Dondorf-Druckerei an der Bockenheimer Warte, wo das Backsteingebäude der Druckerei heute noch steht. Sein Großvater Bernhard Dondorf hatte die Firma gegründet. Estelle Dondorfs Urgroßvater mütterlicherseits war der Kirchenmaler Edward Jakob von Steinle, der 1850 erster Professor am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt war. 

 

Estelle heiratete 1923 den Kaufmann Karl Otto Vetter, der sich aber 1929 von ihr scheiden ließ, weil er aus der Ehe mit einer jüdisch-stämmigen Frau Nachteile für seine Karriere befürchtete. Aus der Ehe war eine Tochter hervorgegangen. Estelle hatte noch zwei weitere Töchter. Nach dem frühen Tod von Otto Dondorf im Jahr 1930 war seine Witwe Maria Theresia offenbar fast mittellos. Sie zog mehrfach innerhalb von Frankfurt um, nachdem die Familie zuvor viele Jahre An der Körnerwiese 6 gewohnt hatte.

 

Karl Vetter hatte sich bei der Scheidung verpflichtet, seiner geschiedenen Frau Estelle monatlich 250,- RM zu zahlen. Das tat er aber nur bis November 1931. Im Jahr 1933 wohnte Estelle zeitweise gemeinsam mit ihrer Mutter in einer Pension in der Eppsteiner Straße 38. 1934 wurde sie wegen Betrugs zu einer Strafe von drei Monaten im Gefängnis Preungesheim verurteilt. 

 

1936 wohnte eine als „E. Vetter“ bezeichnete Person in der Friedberger Landstraße 19 im 4. Stock. Vermutlich ist das der Eintrag für Estelle, denn im selben Stockwerk wohnte auch Maria Theresia Dondorf, ihre Mutter. 1937 wohnte Maria Theresia Dondorf in der Gaußstraße 38 im Erdgeschoss. 1939 wohnten Maria Theresia, Estelle und ihre Tochter Ursula in der Lenaustraße 39. 1944 siedelte Estelle Dondorf ins Elsass über; unklar ist, ob es sich dabei um eine Flucht oder um eine Zwangsumsiedlung handelte. Sie wurde dort von den Alliierten befreit und starb 1946. 

 

Sowohl Estelle als auch ihre Eltern, Otto und Maria Theresia Dondorf, waren Mitglieder im Cäcilienverein. In der Mitgliederliste von 1925 taucht der vermutlich später hinzugefügte Hinweis auf, Kontaktaufnahmen zwecks Zahlung der Mitgliedsbeiträge seien nicht mehr erwünscht, was mit der Verarmung der Familie zusammenhängen könnte.

 

Der Stolperstein wurde initiiert und finanziert vom Cäcilienchor Frankfurt.

 

 

Estelle Dondorf
Estelle Dondorf © privat / Familie Quervain

 

 

 

Estelle Dondorf 
Geburtsdatum:   30.9.1904 
Zwangsumsiedlung:  1944 Elsass 

 

 

 

 

Stolperstein Lenaustraße 39, Dondorf , Estelle „Ella“
Stolperstein Lenaustraße 39, Dondorf , Estelle „Ella“ © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

 

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