Rosenthal, Julius und Fanny, geb. Sulzbacher
Julius Rosenthal und seine Frau Fanny wohnten mit den 1924 und 1928 geborenen Söhnen Walter und Erich im dritten Stock des Hauses Musikantenweg 21, wahrscheinlich ihrer letzten frei gewählten Wohnung. Mit im Haus wohnten Hugo und Hedwig Bollmann mit ihren Kindern, die aufgrund politischer Verfolgung Wohnung und Geschäftsräume in der Spohrstraße 34 verloren hatten. Nach der Freilassung aus der Haft zogen sie etwa 1935 in den Musikantenweg. Die jüngste Tochter der Bollmanns, Elisabeth, spielte oft mit den Rosenthal Söhnen und erinnerte sich anlässlich einer Stolpersteinverlegung 2011 für einen Verwandten an die Familie Rosenthal.
Julius Rosenthal hatte bereits 1931 seine Stelle als selbständiger Vertreter in der Lederbranche verloren und arbeitete in den späteren Jahren als Hilfsarbeiter in verschiedenen Betrieben. Nach der Pogromnacht wurde er nach Buchenwald verschleppt und im Dezember 1938 wieder frei gelassen. Ausreisebemühungen der Eltern nach Schanghai und Palästina scheiterten. Die Söhne wurden - möglicherweise durch Kindertransporte - gerettet. Walter gelang die Ausreise nach Schweden, später Palästina, Erich konnte nach England entkommen. Sie betrieben in den 50iger und 60iger Jahren ein Wiedergutmachungsverfahren aus dem Exil. Leider haben wir ihre Spuren nicht wieder gefunden.
1940 erhielt Julius noch einen Wochenlohn von 32 Reichsmark, die 5-Zimmer-Wohnung im Musikantenweg war nicht zu halten, beide zogen in ein Zimmer im Sandweg 44 a. Im Juli 1941 verdiente Julius noch 15 Reichsmark. Am 16. Juni 1942 teilte der Oberfinanzpräsident der Filiale der Deutschen Bank auf der Zeil mit, das Vermögen der Rosenthals falle an das Deutsche Reich, da beide „nach dem Osten evakuiert“ worden seien.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Elisabeth Glaeser, geb. Bollmann, und ihrer Tochter Gabriele Weydemann.
Julius Rosenthal | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
08.04.1885 1942 in die Region Lublin und Auschwitz unbekannt |