Kaufmann, Klara, Karl und Günther

Kaufmann, Klara, Karl und Günther

Stolperstein-Biographien im Nordend

Kaufmann, Klara, Karl und Günther

Karl Kaufmann aus Langendiebach war der Sohn des Handelsmannes Gustav Kaufmann und von Sophie Kaufmann, geb. Strauß, geboren. Die Geschäftsfrau Klara Kaufmann aus Wertheim am Main war die Tochter des Handelsmannes Gabriel Diebach und von Minna Diebach, geb. Stumpf, die Anfang 1942 starb. Karl und Klara Kaufmann waren seit etwa 1922 verheiratet. Ihr Sohn Günter wurde in Büdingen geboren, eine 1927 geborenen Tochter lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden.

 

Karl Kaufmann absolvierte nach der Schulausbildung eine Lehre bei der Lederhandlung „Oberdoerfer“ in Frankfurt; anschließend war er für den Ausbildungsbetrieb als Reisender tätig. Er war wegen einer Kopfverwundung schwer kriegsbeschädigt aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt. Klara Kaufmann besaß seit etwa 1920/21 das Schuh-, Schuhbedarfs- und Ledergeschäft „I.H. Albert Nachfolger“ in Büdingen, Marktplatz 3, das die Eheleute nach der Heirat gemeinsam betrieben. Um 1922 wohnten sie am Marktplatz 9, im November 1927 erwarben sie das Grundstück Bahnhofstraße 16, das sie 1929 mit einem Wohn- und Geschäftshaus bebauten.

 

Neben den Geschäftsräumen umfasste es eine selbst bewohnte Fünf-Zimmer-Wohnung sowie eine vermietete Vier-Zimmer-Wohnung. Dort betrieben sie eine eigene Reparaturwerkstatt, beschäftigten Gesellen und Lehrlinge. Erheblicher Umsatzrückgang seit den Boykotten 1933 und verfolgungsbedingte Betriebsaufgabe Mitte 1935 nach mehrfachen tätlichen Übergriffen auf das Geschäft, bei denen Schaufenster zertrümmert und Waren geplündert wurden. Die Eheleute besaßen eine Opel-Limousine und beschäftigten einen Chauffeur, da Karl Kaufmann auf Grund seiner Kriegsverletzung nicht selbst fahren konnte. Ferner beschäftigten die Eheleute ein Kindermädchen und ein Dienstmädchen, da die Ehefrau im Geschäft tätig war.

 

Das Haus musste im Juni 1935 verfolgungsbedingt für 43.000 Goldmark an die Büdinger Volksbank verkauft werden, von denen nach Abzug von Hypotheken 16.000 Goldmark bar ausgezahlt wurden. Anschließend Umzug nach Frankfurt, wo sich Karl Kaufmann zunächst sicherer fühlte. Sie wohnten im Oberweg 4, zuletzt ab Juli 1942 Mauerweg 34/1. In Frankfurt war Karl Kaufmann seit 23. März 1936 halbtags bei der „Ada-Ada Schuhfabrik“ in Höchst als Rechner im Lohnbüro beschäftigt; verfolgungsbedingter Verlust des Arbeitsplatzes zum 31. Dezember 1938. Die Kinder besuchten das Philanthropin. Der Tochter und dem Sohn gelang im März 1939 mit einem „Kindertransport“ im Alter von zwölf beziehungsweise 16 Jahren die Flucht in das niederländische Exil nach Rotterdam. Karl Kaufmann und seine Ehefrau betrieben ebenfalls, jedoch wegen der Erkrankung von Karl Kaufmann erfolglos, ihre Emigration in die Niederlande. Ab etwa Mai 1940 war Karl Kaufmann bei der Jüdischen Gemeinde halbtags beschäftigt.

 

Günter Kaufmann lebte im niederländischen Exil, zunächst in einem Flüchtlingslager nahe Rotterdam; letzte Wohnadresse Merwedeplein 35 in Amsterdam. Im Konzentrationslager Dachau hatte er die Häftlingsnummer 116286.

Klara Kaufmann, geb. Diebach

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

28.05.1895

15.09.1942 nach Theresienstadt und nach Auschwitz

unbekannt

Karl Kaufmann

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

31.07.1893

15.09.1942 nach Theresienstadt und nach Auschwitz

unbekannt

Günther Kaufmann

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

16.11.1922

06.03.1943 nach Westerbork, 18.01.1944 nach Theresienstadt, 28.09.1944 nach Auschwitz, 10.10.1944 nach Dachau

04.05.1945


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