Scheuer, Selma und Simon, Eugen und Betty Kloos und Anna und Emil Schmitt

Scheuer, Selma und Simon, Eugen und Betty Kloos und Anna und Emil Schmitt

Stolperstein-Biographien im Nordend

Scheuer, Selma und Simon, Eugen und Betty Kloos und Anna und Emil Schmitt

Die drei Schwestern Barbara (Betty) Kloos, Selma Scheuer und Anna Schmitt wurden in Lambsheim in der Pfalz geboren. Ihre Eltern Karl und Luise Wertheimer hatten insgesamt sieben Kinder. Im April 1907 zog die Familie von Freinsheim in der Pfalz nach Frankfurt. Karl Wertheimer starb im Jahr 1911. Die Familie wohnte zunächst in der Burgstraße 19 und ab dem 6. Mai 1910 bis 1931 im Mauerweg 10 im 2. Stock. Hier wohnten die drei Schwestern und ihr Bruder Ludwig mit der Mutter und später auch mit ihren Ehepartnern zusammen. Im Jahr 1931 zogen die Eheleute in eigene Wohnungen. Die inzwischen 73jährige Mutter zog mit der Tochter Betty und deren Mann Eugen Kloos in die Textorstraße 94, wo sie am 6. Februar 1937 starb und noch auf dem alten jüdischen Friedhof in der Rat-Beil-Straße beerdigt wurde.

 

Barbara Kloos, von Beruf Verkäuferin, hatte am 6. Oktober 1921 in Frankfurt den Zahntechniker Eugen Bernhard Kloos geheiratet, der in Frankfurt geboren wurde. Trauzeugen waren laut Heiratsurkunde Simon Scheuer aus der Friedberger Landstraße 129 und der Bruder Ludwig Wertheimer. Barbara und Eugen Kloos zogen 1931 in die Textorstraße 94. Im Adressbuch der Stadt von 1938 ist Eugen Kloos mit „Zahnwaren“ unter dieser Adresse eingetragen. Von 1939 bis 1942 wohnte das Ehepaar in der Zeil 14, einem sogenannten Judenhaus, in dem antisemitisch Verfolgte vor ihrer Deportation wohnen mussten.

 

Selma Scheuer, die als Hausgehilfin gearbeitet hatte, heiratete am 15. März 1922 den Kaufmann Simon Scheuer, der in Bad Soden am Taunus geboren wurde. Für ihn war es die zweite Ehe. Mit seiner ersten Frau Leopoldine, geb. Schüssler, hatte er zwei 1907 und 1910 geborene Söhne. Trauzeugen waren Ludwig Wertheimer und der Schwager Emil Schmitt, beide auch wohnhaft im Mauerweg 10. Simon Scheuer kämpfte als Soldat im Ersten Weltkrieg. Durch einen Durchschuss des rechten Unterarms wurde er zu 70 Prozent schwerbehindert. Er war Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse, der hessischen Tapferkeitsmedaille, des Verwundetenabzeichens und des Ehrenkreuzes für Frontkämpfer. Selma und Simon Scheuer zogen in die Börnestraße 44, die in der NS-Zeit in Großer Wollgraben umbenannt wurde. Zuletzt wohnten sie in der Allerheiligenstraße 77. Sie hatten zwei Töchter, Ruth und Helga. Ruth gelang die Flucht ins Ausland, über den Verbleib von Helga ist nichts bekannt.

 

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Schmitt, Anna © Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: keine Angaben

 

Anna Schmitt, das zweitjüngste der Wertheimer-Kinder, heiratete am 10. November 1921 den Kaufmann Emil Schmitt, der nicht dem jüdischen Glauben angehörte. Dieser arbeitete wohl als Vertreter, hatte jedoch im Beruf nur mäßigen Erfolg und litt an den Folgen einer Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg. Nach einer Straftat, die er aus wirtschaftlicher Not begangen haben soll, wurde er inhaftiert. Nach der Entlassung aus der Haft am 1. Juli 1933 zog er mit seiner Frau in seinen Geburtsort Fischbach, wo auch seine Familie lebte. Er arbeitet in dieser Zeit als Möbelvertreter und wurde am 6. September 1939 zur Wehrmacht eingezogen, aus der er am 7. April 1941 entlassen wurde, vermutlich wegen seiner Ehe mit einer Jüdin. Emil Schmitt wurde von der Gestapo verhaftet und am 19.05.1943 in das Konzentrationslager Natzweiler überstellt.

 

Am gleichen Tag wird auch Anna Schmitt verhaftet, in der Gestapozentrale in der Lindenstraße 27 verhört und in das Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße 5 in Frankfurt gebracht. Der Eintrag in der Sterbeurkunde des KZ Auschwitz lautet „Darmkatarrh bei Grippe“. Nach der Evakuierung des Lagers Natzweiler kam Emil Schmitt in das KZ Dachau, wo er zwei Tage vor der Befreiung durch die Alliierten am 27. April 1945 registriert ist. Er starb am 16. Dezember 1945 in Bad Mergentheim wahrscheinlich an den Folgen der KZ-Haft und wurde auf dem dortigen Friedhof beerdigt.

 

Die Stolpersteine wurden von Heidi Stögbauer aus Kelkheim initiiert.

Simon Scheuer 

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

02.03.1883

01.09.1942 Theresienstadt, 28.10.1944 Auschwitz

unbekannt

Betty Kloos, geb. Wertheimer

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

10.06.1895

11.06.1942 Majdanek

unbekannt

Selma Scheuer, geb. Wertheimer

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

08.08.1889

01.09.1942 Theresienstadt, 28.10.1944 Auschwitz

unbekannt

Anna Schmitt, geb. Wertheimer

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

03.08.1883

20.09.1943 Auschwitz

23.10.1943

Emil Schmitt

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

14.06.1894

19.05.1943 Natzweiler, 1945 Dachau

16.12.1945

Eugen Kloos

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

10.06.1895

11.06.1942 Majdanek

22.07.1942


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Stolperstein Mauerweg 10 Selma Scheuer © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Mauerweg 10 Simon Scheuer © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Mauerweg 10 Eugen Kloos © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Mauerweg 10 Betty Kloos © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Mauerweg 10 Anna Schmitt © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Mauerweg 10 Emil Schmitt © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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