Simon, Cary Caroline, Ingeborg Helena, Ruth Yvonne, Hans Jörg und Frank Dieter

Simon, Cary Caroline, Ingeborg Helena, Ruth Yvonne, Hans Jörg und Frank Dieter

Stolperstein-Biographien im Nordend

Simon, Cary Caroline, Ingeborg Helena, Ruth Yvonne, Hans Jörg und Frank Dieter

 

Cary Caroline Simon, geb. Goldschmidt, war mit dem Rechtsanwalt und Notar Julius Simon, geb. am 21.11.1895, verheiratet. Sie hatten fünf Kinder. Um 1923 wohnte die Familie in der Schäfergasse 29, zuletzt in der Falkensteiner Straße 1. Julius Simon wurde 1933 die Zulassung als Notar entzogen, und er flüchtete nach Straßburg im Elsass. Die Ehefrau und Tochter Ingeborg folgten.

 

 Hans und Ruth wurden zwei Jahre später zu ihren Eltern nach Straßburg gebracht. Ruth war zu ihren Großeltern väterlicherseits nach Wiesbaden in Obhut gegeben worden, nachdem sie schon als kleines Kind krank geworden war. Hans war nach einem Krankenhausaufenthalt wegen Darmproblemen zu seiner Großmutter Jenny Goldschmidt nach Frankfurt gebracht worden. Beide Kinder starben sehr früh in Straßburg.  In Straßburg wurde am 8. September 1937 der jüngste Sohn Yves Mark geboren. Er bekam die französische Staatsangehörigkeit, die der Familie während des Krieges half in Frankreich zu bleiben.

 

 Bei der Evakuierung Straßburgs kurz vor Kriegsbeginn 1939  kam die Familie zusammen mit anderen Einwohnern Straßburgs in das südfranzösische Perigueux (Dordogne), das nach der Waffenstillstandsvereinbarung mit Deutschland und Italien vom 22. Juni 1940 zum unbesetzten Vichy-Frankreich gehörte  Von dem mit den Deutschen kollaborierenden Vichy-Regime wurde ihnen die Aufenthaltserlaubnis entzogen. Die Tochter Ingeborg trennte sich von den Eltern und arbeitete ab 1941 in einem von den Jüdischen Pfadfindern, den Éclaireurs Israélites de France (EIF), betriebenen Flüchtlingsheim für Kinder in Beaulieu-sur-Dordogne, das 1942 nach Moissac verlegt wurde. Nach der Auflösung des Heimes im August 1942 lebte sie bis Kriegsende im Sommer 1944 unter falschem Namen mit nicht-jüdischer Identität in verschiedenen Verstecken. Sie bekam ihren neuen hebräischen Namen Aviva (Frühling) auf dem Schiff, das sie 1947 mit vielen anderen nach Palästina brachte. Dort wurde Ingeborg kurz nach ihrer Einreise offiziell umbenannt in Aviva. Die ersten Jahre lebte sie in einem Kibbutz, wo sie ihren Mann Gad Igael kennenlernte. Später zogen sie nach Kiryat Tivon. Aviva Igael starb am 13. Dezember 2014.

 

Frank Dieters Name wurde in Frankreich in „Francois“ geändert. Er trat der Maquis Untergrundbewegung bei. Bei seiner Vorstellung sagte er, er hätte keine Familie und wäre 16 Jahre alt. So nahmen sie ihn in ihre Bewegung auf. Ingeborg Simon konnte ihren Bruder Frank Dieter bei der Untergrundbewegung ausfindig machen und den Kommandanten überzeugen, ihn (nicht nach Deutschland zum Kämpfen zu schicken) nach Israel zu schicken. So kam Frank Dieter später nach Israel, nannte sich Ephraim Yosef und schloss sich der Jugendeinwanderungsgruppe im Kibbutz Dafna und dann der Palmach-Bewegung an, die im Unabhängigkeitskrieg kämpfte. Nach dem Krieg trat er in die israelische Luftwaffe ein und wurde nach ein paar Jahren nach Frankreich geschickt, um dabei zu helfen, Flugzeuge und andere militärische Ausrüstungen nach Israel zu bringen. Im Januar 1971 starb er mit seiner Frau und zwei Kindern bei einem Autounfall in der Schweiz. Die ganze Familie wurde auf dem Militärfriedhof in Kiryat Tivon beerdigt.

 

 Auch Julius Simon versuchte, mit Frau und den beiden anderen Kindern in der Illegalität der Deportation zu entgehen. Er wurde jedoch verhaftet und im August 1944 in der Nähe von Clermont-Ferrand erschossen. Ein Stolperstein wurde für ihn bereits 2014 verlegt.

 

 Cary Caroline blieb nach Kriegsende für einige Jahre in Frankreich, Ende der 1950er Jahre kehrte sie nach Frankfurt zurück. Sie wollte wieder in dem ehemaligen Haus in der Falkensteiner Straße 1 wohnen. Nach einigen Jahren verkaufte sie das Haus an die Zionistische Jugendbewegung in Frankfurt. Sie starb 1983 und ist in Frankfurt auf dem Jüdischen Friedhof begraben.

 

 Yves Mark blieb nach dem Krieg bei seiner Mutter in Frankreich und emigrierte etwa 15-jährig nach Israel. Er diente im IDF (Israel Defense Forces) und studierte danach Geschichte an der Universität in Tel Aviv. Er promovierte und habilitierte danach an der Universität in Frankfurt. Er war der Leiter und Direktor der Universitätsbibliothek in Tel Aviv. Er ist im Ruhestand und lebt in Tel Aviv.

 

 

Die Stolpersteine wurden initiiert von Yoram Igael, Sohn von Aviva Igael, Kiryat Tivon/Israel, und finanziert durch Barbara Dankert, Ellen Holz und die Zionistische Jugend in Deutschland. Bei der Verlegung waren Yoram und Malka Igael anwesend.

 

Die Kinder Hans, Ingeborg, Ruth, Frank Dieter Simon
Die Kinder Hans, Ingeborg, Ruth, Frank Dieter Simon © Privat / Yoram Igael, ZJD (Zionistischen Jugend Deutschland), Foto: Keine Angabe

 

Die Kinder Hans, Ingeborg, Ruth, Frank Dieter Simon
Die Kinder Hans, Ingeborg, Ruth, Frank Dieter Simon © Privat / Yoram Igael, ZJD (Zionistischen Jugend Deutschland), Foto: Keine Angabe

 

Postkarte
Postkarte © Privat / Yoram Igael, ZJD (Zionistischen Jugend Deutschland), Foto: Keine Angabe

 

 

Cary Caroline Simon, geb. Goldschmidt 
Geburtsdatum: 26.10.1898 
Flucht:  1933 Frankreich 
Todesdatum:  9.1.1983 

 

Ingeborg Helena Simon 
Geburtsdatum:  4.11.1923 
Flucht:   1933 Frankreich 
Todesdatum:  13.12.2014 

 

Ruth Yvonne Simon 
Geburtsdatum:  28.10.1927 
Flucht:  1934 Frankreich 
Todesdatum:  26.2.1936 

 

Hans Jörg Simon  
Geburtsdatum:  7.6.1929 
Flucht:   1934 Frankreich 
Todesdatum:   23.10.1934 

 

Frank Dieter Simon 
Geburtsdatum:  24.2.1931 
Flucht:   1933 Frankreich 

 

 

 

 

Stolperstein Falkensteiner Straße 1, Simon, Cary Caroline
Stolperstein Falkensteiner Straße 1, Simon, Cary Caroline © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Falkensteiner Straße 1, Simon, Ingeborg
Stolperstein Falkensteiner Straße 1, Simon, Ingeborg © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Falkensteiner Straße 1, Simon, Ruth
Stolperstein Falkensteiner Straße 1, Simon, Ruth © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Falkensteiner Straße 1, Simon, Hans
Stolperstein Falkensteiner Straße 1, Simon, Hans © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Falkensteiner Straße 1, Simon, Frank Dieter
Stolperstein Falkensteiner Straße 1, Simon, Frank Dieter © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

 

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