Mannheimer, Erna und Erich

Mannheimer, Erna und Erich

Stolperstein-Biographien im Nordend

Mannheimer, Erna und Erich

Erich Mannheimer und Lotte Spier, Sept. 1940
Mannheimer, Erich © privat/Charles Gad Strasser, Foto: keine Angaben

Erna Mannheimers Eltern Eduard Ornstein und Klara, geb. Kohner, hatten in der Karlsruher Innenstadt ein großes Herren- und Knabenbekleidungsgeschäft in der Kreuzstraße 6-8. Die Geschwister waren die 1893 geborene Schwester Elsa und der Bruder Max Ornstein. Nach ihrer Hochzeit mit Leopold Mannheimer im Jahr 1912 zog Erna mit ihrem Mann in die 6-Zimmer-Wohnung im 1. Stock des damals neu gebauten Hauses Gaußstraße 14. Leopold Mannheimer (Jg. 1876) arbeitete als Firmenvertreter mit festem Kundenkreis für eine Leinenweberei im Westfälischen Dülmen und betrieb sein Geschäft von der Wohnung aus.

 

Die beiden Kinder, die Tochter Gerda und der Sohn Erich wurden 1913 und 1920 geboren und wuchsen in diesem Haus auf. 1920 kaufte Erna Mannheimers in Amsterdam lebender Schwager Julius Wertheimer das Haus, und sie übernahm mit ihrem Mann die Hausverwaltung. 1933, kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, starb Leopold Mannheimer erst 57jährig an einem Herzanfall. Die Tochter Gerda heiratete 1936 und ging noch in demselben Jahr mit ihrem Mann ins holländische Exil nach Amsterdam. Erna Mannheimer musste ab 1938 die Hausverwaltung an einen von der Finanzbehörde eingesetzten Zwangsverwalter abgeben. Die Mieten, aber auch andere Geldbeträge durfte sie nicht mehr persönlich entgegennehmen und auch über ihr Vermögen nicht mehr frei verfügen.

 

Ihr Sohn Erich Mannheimer, geb. am 23.02.1920 in Frankfurt am Main, besuchte nach der Grundschule das Gymnasium des Philanthropin bis 1938. Er musste die Schule verlassen, da der Lehrbetrieb nach dem Novemberprogrom kaum noch aufrecht zu erhalten war. Nach dem Schulabgang wurde Erich Mannheimer zu Zwangsarbeiten verpflichtet, u.a. in einer Gärtnerei und einem Ziegeleiwerk in Niedereschbach. Erich Mannheimer wartete zusammen mit seiner Mutter vergeblich auf ein Visum für die USA.

 

Seit circa 1937 hatte er einen kleinen Freundeskreis, zu dem auch nicht-jüdische junge Leute aus der Nachbarschaft gehörten. Man konnte sich nur noch heimlich treffen, da für Juden der Umgang mit sog. Ariern verboten war. Inkognito war Erich Mannheimer einige Male im SA-Treffpunkt in der Stauffenstraße am Rothschildpark dabei gewesen, wenn die Einsatzpläne für die bevorstehenden Deportationen besprochen wurden.

 

Ab 1941 mussten Mutter und Sohn ihre Wohnung mit zahlreichen zwangseingewiesenen jüdischen Untermietern teilen, die aus ihren alten Wohnungen vertrieben worden waren. Gerda Mannheimer wurde von Holland aus deportiert. Sie überlebte das KZ Bergen-Belsen und emigrierte später in die USA.

Erna Mannheimer, geb. Ornstein

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

02.08.1891

07.05.1942 nach Izbica und Sobibor

unbekannt

Erich Mannheimer

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

23.02.1920

07.05.1942 zur Deportation abgeholt

07.05.1942

 

Quelle

Renate Hebauf, Frankfurt am Main, Gaußstr. 14, Ein Haus und seine jüdischen Bewohner zwischen 1911 und 1945. In: Monica Kingreen, Nach der Kristallnacht

 

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Stolperstein Gaußstraße 14 Erich Mannheimer © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Gaußstraße 14 Erna Mannheimer © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main


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