Strauss, Julius, Rolf S., Rosi und Ruth
Nathan Julius Strauss und Rosi Epstein wurden in Frankfurt geboren. Sie heirateten am 5. Februar 1922 und hatten zwei Kinder, Rolf Siegfried und Ruth. Nathan Julius Strauss wurde, wie auch seinen Eltern und Geschwistern, im Jahr 1896 die preußische Staatsangehörigkeit zuerkannt. Im Ersten Weltkrieg führte er an der Grenze zu Frankreich ein Bataillon an und erhielt das Eiserne Kreuz erster Klasse. Sein jüngerer Bruder Josef, ein ausgezeichneter Pianist, fiel im Krieg.
Nathan Julius Strauss war als Börsenmakler und Wirtschaftswissenschaftler tätig. In seiner Freizeit sammelte er Briefmarken und Münzen und wanderte gern mit den Mitgliedern des „Taunusklubs“, den er aufgrund seiner jüdischen Herkunft im Jahr 1936 verlassen musste. Er war überzeugter Atheist und sah sich als vollständig assimiliert an. Rosi Strauss interessierte sich sehr für Kunst, war eine eifrige Besucherin der zahlreichen Frankfurter Museen und betätigte sich als Dekorateurin.
Rolf und Ruth lernten bereits als kleine Kinder im Main schwimmen. Ruth gewann im Jahr 1937 als jüngste Teilnehmerin eine Medaille in der Leichtathletik. Beide Geschwister besuchten das Philanthropin, da der Besuch einer öffentlichen weiterführenden Schule jüdischen Kindern verboten war. Mit einer Ausnahme wurden alle Lehrerinnen von Ruth in Auschwitz ermordet. Ruth durfte ihre beste Freundin, eine Christin, ab 1935 nicht mehr treffen.
An den wichtigsten jüdischen Feiertagen wie Rosh Hashana und Yom Kippur besuchten die Geschwister die Synagoge, vor allem um es ihrer Großmutter väterlicherseits, Amalie Strauss, recht zu machen. Für die Familie Strauss waren in der Synagoge am Börneplatz zwei Sitze fest reserviert. Rolf und Ruth trafen sich häufig im Haus der Großmutter im Oeder Weg 57 mit ihren Vettern Siegfried und Ernst Stiefel, die im Reuter Weg 59 (heute Eppsteiner Straße 2) wohnten.
Die Familie Strauss flüchtete 1937 nach Südamerika. Sie verließ Frankfurt mit dem Zug und fuhr ab Hamburg mit dem französischen Schiff „Lipari“ nach Uruguay. Die Reise führte über Le Havre, Casablanca und Santos und dauerte 31 Tage.
Sie mieteten in Montevideo eine Wohnung am Roque Graseras 646 und 21 de Septiembre. Rolf und Ruth schrieben sich in einer Grundschule für die letzte Klasse ein und beendeten im Dezember 1937 ihre Schulausbildung. Ruth wurde an der Industrieschule eingeschrieben und arbeitete später in der Sozialdienstschule als Handarbeitslehrerin.
Rolf und Ruth Strauss wurden am 16. Oktober 1939 in der Kirche von Lourdes getauft. Rolf machte eine Ausbildung als Werkzeugmacher und Dreher und arbeitete später in einem Sägewerk. Er heiratete María Esther Larralde und hatte zwei Kinder. Ruth heiratete einen Paul Marx und hatte mit ihm sechs Kinder.
Nathan Julius Strauss starb am 27. Juni 1975 in Huerlingham,
Rosi Strauss am 20. Juni 1962, Rolf Siegfried Strauss am 20. Mai 1989 in
Montevideo, Ruth am 13.März 2017 in Buenos Aires.
An Frida und Arthur Stiefel und ihr Kinder Siegfried
Philipp und Ernst Rafael erinnern Stolpersteine in der Eppsteiner Straße 2
(damals Reuterweg 59), an Amalie Strauss im Oederweg 57.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Rafael Strauss Larralde/Bad Homburg, einem Urenkel von Amalie Strauss, und finanziert von Bettina von Bethmann, Doris Franzmann und Christa Haschke.
Nathan Julius Strauss | |
Geburtsdatum: | 24.1.1888 |
Flucht: |
1.5.1937 Uruguay |
Rosi Strauss, geb. Epstein | |
Geburtsdatum: | 17.3.1899 |
Flucht: | 1.5.1937 Uruguay |
Ruth Strauss | |
Geburtsdatum: | 13.3.1924 |
Flucht: | 1.5.1937 Uruguay |
Rolf Siegfried Strauss | |
Geburtsdatum: | 20.3.1923 |
Flucht: | 1.5.1937 Uruguay |