Igersheimer, Jenny und Josef sowie Kutz, Elisabeth, Rosa und Arthur
Josef Igersheimer wurde als Sohn der in Würzburg geborenen Jenny Igersheimer, geb. Fränkel, geboren. Er hatte zwei Schwestern: Flora Grünebaum, geb. Igersheimer (Jg. 1885) und Maria Kass, geb. Igersheimer (Jg. 1881). Er wohnte von November 1925 bis Oktober 1933 in der Brentanostraße 1. Er war Augenarzt im Frankfurter Bürgerhospital, wurde 1933 entlassen und musste seine Praxis im Oktober 1933 einstellen. Er flüchtete in die Türkei und wurde dort Professor für Augenheilkunde an der Universität Istanbul. Am 28.8.1939 kam er in den USA an.
Arthur Kutz wurde in Bayreuth als Sohn von Jakob und Therese Kutz geboren. Rosa Kutz wurde in Frankfurt geboren. Sie wohnten von 1910 bis Oktober 1938 in der Staufenstraße 48. Sie hatten eine Tochter Elisabeth.
Arthur Kutz war promovierter Frauenarzt im Bürgerhospital und konnte seine dortige Privatpraxis zunächst relativ unbehelligt weiter ausüben. Allerdings wurde ihm auf Drängen der NSDAP im Herbst 1933 mit Hermann von Ravenstein ein zweiter Gynäkologe zur Seite gestellt, da „man es arischen Frauen nicht zumuten konnte, sich von einem jüdischen Arzt untersuchen zu lassen.“ Der Hospitalbetrieb wurde Anfang 1934 auf das „Führerprinzip“ umgestellt mit einer das nationalsozialistische Arbeitsrecht umsetzenden Dienstordnung. Das Bürgerhospital blieb eine Domäne des Evangelischen Diakonievereins Berlin-Zehlendorf. Die zur Inneren Mission gehörende Schwesternschaft konnte nicht in die „Deutsche Arbeitsfront“ eingegliedert werden. Am 31. März 1936 schied Kutz aus dem Ärzte-Kollegium aus.
Elisabeth Kutz machte ihren Schulabschluss 1927 am Lyceum Steimer in Frankfurt, war von Juni bis Dezember 1928 an einer Boarding School in England, von September 1929 bis September 1930 an einer Schule in Lausanne, von Oktober 1930 bis Oktober 1931 an der Städtischen Gewerbeschule Frankfurt und vom 1.11.1932 bis 1.4.1933 im Laboratorium der Universitätspoliklinik, um medizinisch-technische Assistentin zu werden. Sie wurde Säuglingsschwester und war später nach der Flucht Bibliothekarin in Lancaster/Ohio in den USA. Nach ihrer Heirat hieß sie Elisabeth Gernes und lebte in Lancaster in Ohio. Sie hatte zwei Kinder: Rosa wurde am 11.12.1943 geboren, Arthur am 25.5.1947 in Santa Monica.
Als einziges Frankfurter Krankenhaus wurde das Bürgerhospital im Zweiten Weltkrieg komplett beschlagnahmt und zum Reservelazarett I erklärt. Ende 1943 wurden bei einem Luftangriff sämtliche Fenster auf der Nordseite des Schwesternhauses und des Hauptgebäudes zerstört, im Personalwohnhaus schlug am 1. Februar 1944 eine Sprengbombe ein, das Dach des Schwesternhauses wurde am 25. September 1944 ein Raub der Flammen. Nach dem Krieg beschlagnahmte die US-Army das mit weit über 400 verwundeten und erkrankten Soldaten heillos überfüllte Reservelazarett.
Das Bürgerhospital blieb bis Februar 1946 beschlagnahmt und fiel solange für die zivile Krankenpflege aus.
Die Stolpersteine wurden vom Betriebsrat des Bürgerhospitals und des Clementine Kinderhospitals initiiert und finanziert.
Josef Igersheimer | |
Geburtsdatum: |
3.9.1879 |
Flucht: |
1933 Türkei, 26.8.1939 USA, 1939 England |
Jenny Igersheimer, geb. Fränkel | |
Geburtsdatum: | 20.8.1857 |
Flucht: | 1933 Türkei, 26.8.1939 USA, 1939 England |
Todesdatum: | 24.7.1941 |
Arthur Kutz | |
Geburtsdatum: | 8.12.1871 |
Flucht: | 1938 USA |
Todesdatum: | 25.5.1947 |
Rosa Kutz, geb. Edersheimer | |
Geburtsdatum: | 22.3.1877 |
Flucht: | 1938 USA |
Elisabeth Kutz | |
Geburtsdatum: | 25.1.1910 |
Flucht: | 1938 USA |