Bender, Walter, Ella und Anne

Bender, Walter, Ella und Anne

Stolperstein-Biographien im Nordend

Bender, Anne, Ella und Walter

Walter Hermann Bender wurde in Frankfurt am Main geboren, Ella Bender in Freiburg geboren. Beider Eltern waren jüdisch. Walter Benders Eltern waren Wilhelm Bender und Johanna Louise, geborene Braun. Ellas Eltern waren Samuel Wolff und Johanna, geborene Löwenstern. Eigentlich war Ella eine geborene Löwenstern, da ihre Eltern erst 1899 heirateten. Walter und Ella heirateten am 5. Dezember 1922, ihre Tochter Johanna Luise Anne wurde 1924 geboren. Die Familie wohnte von 1931 an im Nordend in einer Fünf-Zimmer-Wohnung in der Hegelstraße 16/I und von 1936 bis 1939 in der Hölderlinstraße 9.

 

Walter Bender war seit 1918 in erster Ehe mit der 1884 geborenen evangelischen Amanda Schmidt verheiratet. Sie heiraten kirchlich in der Danziger Kirche St. Marien. Walter Bender hatte sich zuvor am 9. April 1918 dort taufen lassen. Die Tochter aus dieser Ehe, Charlotte, wurde am 2.9.1918 in Frankfurt geboren. Die Ehe wurde 1922 geschieden. Charlotte lebte weiter bei ihrer Mutter und hatte als „Mischling 2. Grades“ große Schwierigkeiten, eine Anstellung zu finden. Erst 1940 fand sie nach eigenen Angaben eine Stellung, bei der sie nicht nach „rassischer Zugehörigkeit“ gefragt wurde. Nach dem Krieg lebte sie in Friedberger Landstraße 117 in Frankfurt.

 

Walter Bender war Kaufmann. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg und seither 40 Prozent kriegsversehrt. Zwischen 1936 und 1938 war er Vertreter für die Firma „Leiter & Ullmann. Spiegel-, Metallwaren- und Toilettenartikelfabrik“, Nürnberg. Er hatte verschiedene Vertretertätigkeiten in Frankfurt.

 

Anne Bender besuchte von 1931 an die Schwarzburgschule und ab 1935 die Fürstenberger Mittelschule, von der ihr am 4. Dezember 1938 ein „Überweisungs-Zeugnis“ ausgestellt wurde. Nach der Flucht der Tochter genau am Geburtstag der Mutter musste das Ehepaar Bender im November 1939 in die Gartenstraße 114/II in Sachsenhausen ziehen, wohnten später wieder in der  Hölderlinstraße 12/EG und zuletzt ab 15. April 1939 in der Gaußstraße 36. Bei der Volkszählung 1939 gab Walter Bender an, dass seine Mutter nichtjüdisch gewesen sei. Er galt deshalb als „Halbjude“.

 

Das Ehepaar beabsichtigte 1941, nach Uruguay zu fliehen. Das Gepäck war bereits aufgegeben, das Schiff sollte im November 1941 in Lissabon ablegen. Seit Anfang August 1941 untersagte jedoch eine Verordnung jüdischen Männern zwischen 18 und 45 Jahren die Ausreise. Das Ausreiseverbot wurde bald auch auf gleichaltrige Frauen ausgeweitet. Walter Bender war davon zwar nicht betroffen, doch die Ehefrau war damals gerade 45 Jahre alt. Die Vorbereitungen für die Emigration wurden vermutlich deshalb abgebrochen.

 

Das Vermögen von Walter Bender unterlag einer „Sicherungsanordnung“ der Devisenstelle vom 22. November 1939, die den monatlichen „Freibetrag“ auf 300 Reichsmark festsetzte und am 1. Dezember 1939 auf 165 Reichsmark reduzierte.

 

Walter Bender sollte am 19. Oktober 1941 nach Lodz/Litzmannstadt deportiert werden, wurde jedoch nach Einspruch seiner Tochter Charlotte von der Liste gestrichen. Ein Jahr später, am 22. November 1942 stellte er einen Antrag zur „Befreiung vom Tragen des Judenkennzeichens“. Als Begründung führte er unter anderem seine „arische“ Mutter und die Tatsachen an, dass er Frontkämpfer gewesen, 40 Prozent kriegsdienstbeschädigt und nicht vorbestraft sei.

 

Ella Bender war bei der Jüdischen Gemeinde beschäftigt und verdiente dort den Lebensunterhalt, 1942 nahm Walter Bender laut Bescheinigung der Jüdischen Kultusvereinigung an einem schulamtlich genehmigten Kursus zur Anfertigung von Gürteln und Kleinlederwaren bei Ernst Israel Grünbaum, Hermesweg 4, teil. Bis zu seiner Deportation übte er mit prekärem Einkommen den Beruf des Feintäschners aus.

 

Anne Bender lebte später in New York und war eine verheiratete Kraus.

 

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Anne Bender © privat/Andreas Heilmann, Foto: Keine Angabe

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Ella Bender © privat/Andreas Heilmann, Foto: Keine Angabe

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Walter Bender © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

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Walter Bender © privat/Andreas Heilmann, Foto: Keine Angabe

Walter Hermann

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

6.12.1892

16.3.1943 von Berlin nach Theresienstadt, 28.10.1944 Auschwitz

unbekannt

 

Ella Bender, geb. Wolff

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

29.3.1896

16.3.1943 von Berlin nach Theresienstadt 28.10.1944

unbekannt

 

Anne Bender

Geburtsdatum:

Flucht:

2.11.1924

29.3.1939 Kindertransport England

 

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Stolpersteine Hegelstraße 16, Walter Bender © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

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Stolpersteine Hegelstraße 16, Ella Bender © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

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Stolpersteine Hegelstraße 16, Anne Bender © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

 

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