Auerhan, Camilla, Felix, Heinz und Egon Ernst
Felix Auerhan wurde im polnischen Jarocin, Camilla Felix Auerhan in Einsiedl bei Marienbad in der Tschechoslowakei geboren. Sie heirateten am 15. Juni 1920 in Frankfurt. Felix Auerhan betrieb ein kleines Geschäft für Haushaltsartikel, zunächst im Stadtteil Sachsenhausen und ab 1933 in der Baustraße 10, wo die Familie im dritten Stock wohnte. Während der NSDAP-Boykottaktion am 1. April 1933 standen SA-Posten vor dem Geschäft. Die Mutter war Hausfrau und machte Näharbeiten. Die Familie gehörte zum liberalen Judentum und besuchte die Hauptsynagoge. Dort feierte Heinz Auerhan im September 1934 seine Bar Mizwa.
Nach der Scheidung der Eltern am 25. August 1937 brachte die Mutter als Inhaberin des Sorgerechts Egon im orthodoxen jüdischen Waisenhaus „Abraham-Frank-Haus“ an der Aachener Straße 443 in Köln unter. Der Vater zog aus der gemeinsamen Wohnung aus in die Wöhlerstraße 28. Im Zuge des Novemberpogroms wurde Egon am Tag seiner Bar Mizwa nach Buchenwald verschleppt, nach kurzer Zeit aber wieder freigelassen. Er verließ Deutschland Mitte April 1940 mit einer von den Quäkern organisierten Kinderverschickung über Italien und mit einem Affidavit (eidesstattliche Bürgschaft) der Pflegefamilie seines Bruders. Am 16. April 1940 ging er in Genua an Bord des italienischen Passagierschiffes „Conte di Savoia“ und kam am 24. April 1940 in New York an.
Er reiste weiter nach Chicago zur Familie Mossler, wo er mit seinem Bruder endlich wiedervereint war. Weil seine Pflegemutter ihn ablehnte, musste er seinen Bruder und die Familie nach wenigen Monaten wieder verlassen. Nach einem Zwischenaufenthalt bei einer Tante in Indiana, brachte ihn die German Jewish Children Aid (Deutsch-jüdische Kinderhilfe/GJCA zu einer anderen Pflegefamilie in Chicago unter. Dort blieb er, bis er 1943 in die US-Armee eintrat. Von 1944 bis Juni 1946 kam er als Soldat nach Europa und war in Deutschland und Österreich als Übersetzer und Vernehmer beim „Counter Intelligence Corps“ (GC), der Spionageabwehr der US-Armee tätig. Während dieser Zeit änderte er seinen Vornamen in Ed. Nach der Entlassung aus der Armee im Juni 1946 zog er zu seinem Bruder und der Familie Mossler nach Indiana und nahm auch deren Namen an. 1946 zogen die Brüder mit der Familie Mossler nach Kalifornien. Dort eröffneten sie 1947 in Santa Monica das Familienunternehmen „Phil Mossler and Sons, Manufactur Representatives“, einen Großhandel für Haushaltswaren. Zeitweise arbeiteten beide in der Firma zusammen, zeitweise arbeitete Hy Mossler für eine andere Firma der Branche. Ed, der seinen Bruder in späteren Jahren wieder als Partner aufgenommen hatte, überließ ihm die Firma, als er Ende der 1990er Jahre in Rente ging.
Am 22. Januar 1955 heiratete Ed Mossler in Los Angeles Eleanor, Ellie Grünbaum. 1958 und 1960 kamen dort ihre beiden Söhne und 1963 ihre Tochter zur Welt, Hy Mossler heiratete und hatte mit seiner Frau Marcia zwei Söhne und eine Tochter. Die beiden Brüder blieben bis zu ihrem Lebensende eng verbunden. Ed Mossler starb am 21. März 2014, Hy Mosslier am 2. Juni 2016 im Alter von 95 Jahren, beide in Los Angeles.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Renate Hebauf und finanziert von Felix Assmann und Edith Erbrich.
Literatur: Renate Hebauf, Du wirst nach Amerika gehen. Flucht und Rettung unbegleiteter jüdischer Kinder aus Frankfurt am Main in die USA zwischen 1934 und 1935. Frankfurt 2022.
Camilla Auerhan, geb. Funkenstein | |
Geburtsdatum: |
3.6.1888 |
Deportation: | 1942 Majdanek |
Todesdatum: | unbekannt |
Felix Auerhan | |
Geburtsdatum: |
25.6.1889 |
Deportation: | 22.11.1941 Kaunas |
Todesdatum: | 25.11.1941 |
Egon Ernst Auerhan | |
Geburtsdatum: | 7.11.1925 |
Flucht: | 16.4.1940 USA Kindertransport |
Heinz Auerhan | |
Geburtsdatum: | 2.9.1921 |
Flucht: |
Dezember 1934 USA Kindertransport |