Selka, Scholem, Sophie, Herrmann, Harry, Dorle und Alfred

Selka, Scholem, Sophie, Herrmann, Harry, Dorle und Alfred

Stolperstein-Biographien im Nordend

Selka, Scholem, Sophie, Herrmann, Harry, Dorle und Alfred

 

Die Hebelstraße 13 wurde 1905 erstmalig im Frankfurter Adressbuch erwähnt, Eigentümer war der Architekt W. Prößler aus dem Mauerweg 34. Das benachbarte Philantropin wurde erst später erbaut und 1908 bezogen. 1919 kaufte der jüdische Kaufmann Fritz Selka das Gebäude und zog mit seiner Frau Sofia, geb. Kochmann, im April in den ersten Stock ein. Die vier Kinder Hermann, Harry, Dorothea und Alfred wurden zwischen 1919 und 1927 geboren. Später zog die Familie des Schwagers Isak Ellberger und seine Frau Anna, geb. Selka, mit den Söhnen Max und Jakob Leo in die Wohnung im zweiten Stock. Die Wohnung im Erdgeschoss wurde vermietet. Im Dachgeschoss lebte die Großmutter der Familie Selka bis zu ihrem Tod. Die Mansarden boten Raum für Hauspersonal, später auch für einzelne Untermieter/innen.

 

 1939 wurden die Eigentümer gezwungen, das Haus zu verkaufen. Der Familie Selka gelang es im Oktober 1939, mit ihren beiden jüngsten Kindern Dorothea und Alfred nach Palästina zu fliehen. Bei ihrer Ankunft in Palästina wurde die Familie von den beiden ältesten Söhnen bereits erwartet: Harry Selka war bereits im März 1938 geflüchtet. Der älteste Sohn Hermann war 1937 nach Holland geflohen und von dort im Sommer 1939 nach Palästina gereist. Die Familie Ellberger floh Anfang 1940. Das Schiff, mit dem die Ellbergers flohen, wurde vor der Küste Palästinas beschossen, die Mutter Anna Ellberger wurde verletzt und starb noch auf der Überfahrt.

 

Der Käufer des Hauses war ein Kaufmann aus Worms, der einen Frankfurter Hausverwalter einsetzte. Dieser Eigentümer und der Hausverwalter sind auch noch 1958 im Frankfurter Adressbuch zu finden. Ab Oktober 1945 bis zu seinem Tod 1984 wohnte der Hausverwalter selbst in der Wohnung im ersten Stock, zuletzt als Eigentümer des Hauses.

 

 Ab 1938 wurde das Haus sukzessive zum „Judenhaus“, in dem jüdische Familien aus dem weiteren Umland von Frankfurt einquartiert wurden, die aus ihren Heimatgemeinden vertrieben worden waren. Die „Belegung“ erfolgte offenbar in Kooperation des städtischen Fürsorgeamtes und der durch die Nazibehörden zwangsverwalteten Jüdischen Wohlfahrtspflege mit dem Hauseigentümer. 

 

 Zeitweise war das Haus mit fast 30 Personen belegt. Manche wohnten nur kurze Zeit dort und zogen bald wieder an andere Adressen weiter, andere schafften es noch, aus Deutschland zu fliehen. Am 11. November 1941 wurden 19 jüdische Hausbewohner, darunter zwei Kinder im Alter von elf und zwölf Jahren, aus ihren Wohnungen geholt, durch die Stadt zur Großmarkthalle getrieben und von dort mit etwa 1.050 weiteren Personen per Bahn nach Minsk transportiert. Die drei verbliebenen Bewohner wurden nach Kaunas und Theresienstadt deportiert und dort ermordet. Ende November 1941 war das Haus „judenfrei“ und wurde mit Nichtjuden belegt. An die ermordeten Bewohnerinnen und Bewohner erinnern seit 2004 insgesamt 22 Stolpersteine.

 

Die Stolpersteine wurden initiiert von Mada Mevissen, Bewohnerin, und Dvora Spier/Dorle Selka, Beit Yitzhak/Israel und finanziert durch Mada Mevissen, Birgit Schmidt und Thorsten Schulginn. Bei der Verlegung waren Dvora Spier, ihre Töchter Ilana Schnabel mit Nurit Nave, alle Beth Izchak, und Edna Sadeh, Kibbutz Beth Kama, anwesend.

 

Fritz Selka
Fritz Selka © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Privat / Dwora Spier

 

Sophie Selka
Sophie Selka © Privat / Dwora Spier, Foto: Keine Angabe

 

Alfred und Dorle Selka
Alfred und Dorle Selka © Privat / Dwora Spier, Foto: Keine Angabe

 

Fräulein Erb, Alfred, Dorle und Harry Selka
Fräulein Erb, Alfred, Dorle und Harry Selka © Privat / Dwora Spier, Foto: Keine Angabe

 

 

Scholem Selka 
Geburtsdatum:  19.3.1888 
Flucht:   16.10.1939 Palästina 

 

Sophie Selka, geb. Kochmann 
Geburtsdatum:  3.7.1888 
Flucht:   16.10.1939 Palästina 

 

Hermann Selka 
Geburtsdatum  11.9.1919 
Flucht:  1937 Holland, 1939 Palästina 

 

Harry Selka 
Geburtsdatum:  13.4.1923 
Flucht:  März 1939 Palästina 

 

Dorle Selka 
Geburtsdatum:  10.7.1927 
Flucht:  16.10.1939 Palästina 

 

Alfred Selka 
Geburtsdatum:   10.7.1927 
Flucht:  16.10.1939 Palästina 

 

 

 

 

Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Scholem
Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Scholem © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Sophie
Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Sophie © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Hermann
Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Hermann © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Harry
Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Harry © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Dorle
Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Dorle © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Alfred
Stolperstein Hebelstraße 13, Selka, Alfred © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

 

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