Zunz, Wilhelm Albert

Zunz, Wilhelm Albert

Stolperstein-Biographien im Ostend

Zunz, Wilhelm Albert

Wilhelm Albert Zunz kam am 20.10.1874 in Frankfurt am Main als Sohn des Kaufmanns David Adolf Zunz und seiner Frau Hermine, geb. Hirsch zur Welt. Die Familie gehörte zu einer weit verzweigten alteingesessenen Frankfurter jüdischen Familie. Der Urvater des Frankfurter Familienzweigs „Pesach aus Zons" stammte aus der gleichnamigen Rheinfeste bei Köln und zog in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts mit seiner Familie in die Frankfurter Judengasse. Wilhelm Albert Zunz hatte eine Schwester, verhei¬ratete Koring. Er studierte von 1894 bis 1896 an der Technischen Hochschule Darmstadt und anschließend bis 1898 an der Technischen Hochschule in München Elektrotechnik und Maschinenbau. Er war Ingenieur und arbeitete als selbstständiger Handlungsagent für Kfz-Bedarfsartikel. Am 24. August 1920 heiratete er die Protestantin Ida Stoll und ließ sich evangelisch taufen. Nach den diskri¬minierenden „Nürnberger Gesetzen" galt er jedoch als „Volljude" und seine kinderlose Ehe als „nicht privilegiert". 1936 kündigte ihm die Lieferfirma auf Druck der NSDAP seine Vertretungen. Die nationalsozialistischen Behörden entzogen ihm, der jahrzehntelang Ingenieur und Fachmann für Kraftfahrzeuge gewesen war, die Fahrerlaubnis. Auch die Ehefrau musste ihren Führerschein abgeben und das Auto 1940 stillgelegt werden. Schmuck, Silbersachen, Wertsachen und Bekleidung der Eheleute wurden 1940 durch die Geheime Staatspolizei beschlagnahmt, ebenso der Radioapparat 1939. Zur Verfolgung gehörte auch die wiederholte Vertreibung aus der Wohnung: Im Oktober 1941 musste das Ehepaar auf Befehl der Gestapo innerhalb von 24 Stunden seine Wohnung Linnestraße 29 räumen, wo Wilhelm A. Zunz seit 1911 im ersten Stock gewohnt hatte.

 

Das Ehepaar Zunz zog Anfang 1943 in das „Ghettohaus" Gaußstr. 14. Dort wurde Wilhelm A. Zunz am 14. bzw. 16.4. 1943 verhaftet und ins Polizeigefängnis eingeliefert. Am 20.4. 1943 kam er als „Schutzhäftling" der Geheimen Staatspolizei in die Straf- und Unter¬suchungshaftanstalt Frankfurt und wurde von dort am 4.5.1943 in das Strafgefängnis Preungesheim überstellt. Von dort wurde er am 20.9.1943 nach Auschwitz deportiert (Häftlingsnummer 6345), wo er am 30. Oktober 1943 im Alter von 69 Jahren ums Leben kam. Der von dem SS-Arzt Werner Rohde am 20.9.1943 unterschrie¬bene Totenschein des Standesamtes Auschwitz verzeichnet als Todesursache „Altersschwäche".

 

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Sterbeurkunde Albert Zunz © Archiv Gedenkstätte Auschwitz, Foto: keine Angaben

 

Die Ehefrau musste nach dem Tod ihres Mannes aus der Wohnung in der Gaußstraße 14 ausziehen, weil sie als „Arierin" nicht mit „Sternträgern" zusammen wohnen durfte. Ida Zunz lebte auch nach dem Krieg bis zu ihrem Tod in Frankfurt am Main.

 

Der Stolperstein wurde initiiert von Edith Zuntz/ Sdeh-Eliyahu, Israel. Bei der Verlegung waren Barbara Bahr Zuntz und Ehemann Wolfgang Bahr/Kassel und weitere Familienangehörige anwesend.

Wilhelm Albert Zunz 

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

20.10.1847

20.09.1943 nach Auschwitz

20.09.1943

Quelle

Literatur: Marlies Lehmann-Brune, Der Koffer des Karl Zuntz: Fünf Jahrhunderte einer jüdischen Familie, Düsseldorf 1997.

 

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Stolperstein Linnéstraße 29 Wilhelm Albert Zunz © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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