Neumann, Max

Neumann, Max

Stolperstein-Biographien im Ostend

Neumann, Max

 

Max Neumann war Kapellmeister und wurde im März 1928 Mitglied von Eintracht Frankfurt. Er gestaltete das künstlerische Rahmenprogramm bei verschiedenen Vereinsfeiern. 1929 wurde ihm vom Verein die Ehrennadel verliehen. Seit der NS-Machtübernahme finden sich keine Belege mehr, dass er bei der Eintracht aktiv war. Beim Endspiel des Makkabi-Kreises 1934 in Frankfurt, bei dem auch der ehemalige Eintrachtler Max Gigurski auf Seiten von Makkabi Frankfurt mitspielte, war Max Neumann in die Feierlichkeiten eingebunden. Am Vorabend der Spiele fand ein künstlerischer Abend unter dem Motto „Ton und Wort“ statt, bei dem Max Neumann durch das Programm führte.

 

Er wirkte nun für den jüdischen Klub Bar Kochba Frankfurt. Bis 1938 war er auch bei der Frankfurter Israelitischen Religionsgemeinschaft als Dirigent tätig, außerdem war er Musiklehrer an der Samson Raphael Hirsch-Schule. Er leitete auch den Synagogenchor und den jüdischen Kulturkreis. Im Juli 1938 wurde er von seiner Cousine Hanna, der Schwester von Walter Neumann, vor einer bevorstehenden Verhaftung gewarnt. Sie schickte Adam Imhof, den Chauffeur der Firma I. & C.A. Schneider, abends zum Haus von Max Neumann in der Leerbachstraße, der ihn zum Hauptbahnhof brachte. Nach dem Krieg erinnerte sich Adam Imhof: „Herr Neumann floh mit nur ganz wenig Gepäck. Ich erinnere mich im Übrigen, dass Herr Neumann beim Verlassen des Autos auf dem Bahnhof sehr ängstlich war und versuchte, möglichst ungesehen den Zug zu erreichen.“ Max Neumann, der nach dem Krieg vermutete, dass die geplante Verhaftung mit seinem Engagement im jüdischen Kulturkreis zu tun hatte, floh zunächst über Straßburg nach Paris. Dort wurde er, völlig mittellos, von den bestehenden Wohlfahrtseinrichtungen versorgt. Nach Kriegsausbruch flüchtete er vor den heranrückenden deutschen Truppen in verschiedene Lager. Von Orléans kam er nach Marseille, später nach Bayonne und Avignon. Als auch Avignon von der Wehrmacht besetzt wurde und eine erneute Verhaftung drohte, floh er nach Nizza. Hier wurde er von französischen, kollaborierenden Gestapo-Truppen gefasst und ins Gefängnis gesperrt. Nach 62 Tagen gelang ihm jedoch die Flucht, indem er einen Wärter bestach. Er versteckte sich zunächst einige Tage in Kirchen, bevor er, versteckt in einem Ambulanzwagen, aus der Stadt nach Valence gelangte, wo er in einem Hotel regelmäßig von der Gestapo kontrolliert wurde.

 

Bei einer Razzia konnte er sich seiner Verhaftung nur durch einen Sprung aus dem Fenster des zweiten Stocks entziehen. Nach Kriegsende erinnerte er sich: „Ich brach meinen Arm und kugelte ihn aus. Mit schweren Verletzungen musste ich ohne ärztliche Hilfe umherirren und in den Wäldern im Freien mich aufhalten, bis ich nach etwa zehn Tagen einen Arzt fand, der sich ebenfalls dort in den Wäldern versteckt hielt.“ Bis Oktober 1943 lebte Max Neumann versteckt in den Wäldern, ehe er in einem kleinen landwirtschaftlichen Hof bei einer Frau Pizor unterkam. Er half in der Landwirtschaft und hütete Schafe, bei Razzien der Gestapo versteckte er sich im Wald.

 

Nach Kriegsende dirigierte Max Neumann an der Oper in Lyon das dortige Orchester bei einer Reihe von Wohltätigkeitskonzerten zugunsten der Hinterbliebenen der Opfer des Nationalsozialismus. Später siedelte er nach Paris über, wo er ebenfalls als Dirigent arbeitete, bevor er nach Frankfurt zurückkehrte und in der Westendstraße 8 wohnte. Er gründete den französischen Kammerchor „Oratorio de Paris“, der ausschließlich aus Berufssängern bestand und in seiner Art in Europa einmalig war. Die Gastspielreisen des Chors führten bis nach Nordafrika. In Anerkennung seiner Forschungsarbeit für die jüdische Tempelmusik erhielt Max Neumann im Jahr 1955 den Kulturpreis der „Claims Conference“ in New York. Max Neumann starb am 3. November 1960.

 

Der Stolperstein wurde initiiert und finanziert von Eintracht Frankfurt.

 

Max Neumann
Max Neumann © Eintracht Frankfurt, Foto: Keine Angabe

 

Plakat für das Festkonzert Jüischen Gesangs
Plakat für das Festkonzert Jüischen Gesangs © Eintracht Frankfurt, Foto: Keine Angabe

 

 

 

Max Neumann 
Geburtsdatum:  13.6.1894 
Flucht:   1938 Frankreich, überlebte im Versteck 

 

 

 

Stolperstein Rhönstraße 2, Neumann, Max
Stolperstein Rhönstraße 2, Neumann, Max © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

 

inhalte teilen