Wermuth, Bernhard und Ida und Hanna und Heinz

Wermuth, Bernhard und Ida und Hanna und Heinz

Stolperstein-Biographien im Ostend

Wermuth, Bernhard und Ida und Hanna und Heinz

wermuth_eltern_und_henry__4c
Bernhard und Ida Wermuth mit ihrem Sohn Heinz Wermuth © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

 

Ida und Bernhard Wermuth stammten aus Polen. Ida Wermuth ist in Grybos in Galizien geboren. 1930 lebten sie mit ihren beiden Kindern in der Rotlintstrasse 77, im Herbst des Jahres zogen sie in eine größere Wohnung im Bäckerweg 23. Die Familie bereitete sich auf die Auswanderung nach Palästina oder USA vor. Für die USA standen sie auf der Warteliste für ein Visum. 1935 verkauften sie alle Möbel und andere persönliche Habe. Da eine Tante aus Palästina schrieb, dass die Araber zur Zeit „ein bißchen Unrast“ verbreiteten und sie noch eine Weile ausharren sollten, mieteten sie ein möbliertes Zimmer in der Uhlandstrasse 51. Doch wahrscheinlich Ende 1935 mieteten die Eltern dann doch wieder eine größere Wohnung im Röderbergweg 41.

 

Eine Woche nach Pessach feierte Heinz Wermuth (Henry gerufen) seine Bar-Mizwa in der Synagoge am Börneplatz. Im Frühjahr 1937 verließ Henry die Schule und ging als Lehrling in die Lederwarenfabrik Rapp, die seinem Onkel gehörte. Die Firma befand sich in Heusenstamm. Bernhard Wermuth arbeitete früher in der Textilbranche, jetzt verkaufte er Ölprodukte. Mit einem Motorrad reiste er durch das ganze Land. Ida Wermuth war oft sechs Wochen lang alleine mit den Kindern.

 

wermuth_hanna__4c
Wermuth, Hanna © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

 

Am 28.10.1938 um 6 Uhr morgens wurde die Familie von der Gestapo abgeholt. Vater und Sohn mussten sofort mit. Die Mutter und die kleine Hanna konnten noch etwas zusammenpacken und nachfolgen. Die Familie wurde nach Polen abgeschoben. An der Grenzstadt Bentschen (Benthen) mussten alle aus dem Zug.

 

Über Katowice kam die Familie nach Krakau, wo sie bei verschiedenen Verwandten getrennt unterkamen. Mitte 1939, sieben Monate nach der Ankunft, mieteten die Eltern eine Wohnung. Durch Arbeit für einen Onkel und einige Schwarzmarktgeschäfte konnten Bernhard und Henry Wermuth für den Unterhalt der Familie sorgen.

 

1940 musste die Familie in das Getto nach Bochnia ziehen. 1942 wurden sie getrennt. Bernhard und Henry Wermuth wurden zur Zwangsarbeit abgeholt. Ida und Hanna Wermuth wurden am 24.08.1942 in das Vernichtungslager (wahrscheinlich Belzec) deportiert und dort ermordet. Bernhard und Henry Wermuth kamen nach Klej und von dort nach Krakau-Plaszow, das berüchtigte Zwangsarbeitslager von Amon Göth. Es gelang ihnen, auch weiterhin zusammen zu bleiben und auch beim Weitertransport nach Kielce und Auschwitz Kontakt zu halten. Zusammen kamen sie von Auschwitz in das nahe gelegene Lager Monowitz der Buna-Werke.

 

Mitte Januar 1945 wurden Vater und Sohn nach Nordhausen und von dort weiter nach Osterode/Harz zum Tunnelbau gebracht. Dort wurde Bernhard Wermuth schwer misshandelt. Nach Angaben des Sohnes erhielt er einen Schlag auf dem Kopf, der die Schädeldecke brach. Am nächsten Morgen wurde das Lager evakuiert. Eine dreiwöchige Reise in offenen Viehwaggons brachte die noch lebenden Lagerinsassen nach Mauthausen. Bernhard Wermuth starb im Zug vor Mauthausen, sechs Tage vor der Befreiung. Am 05.05.1945 wurde Mauthausen von den Amerikanern befreit. Henry Wermuth überlebte als einziger der Familie. Er lebt heute in London.

 

Quelle

Literatur: Henry Wermuth: Atme, mein Sohn, atme tief. Die Überlebensgeschichte. Frankfurt a.M. 1996

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Stolperstein Röderbergweg 41 Bernhard Wermuth © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Stolperstein Röderbergweg 41 Heinz Wermuth © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Stolperstein Röderbergweg 41 Ida Wermuth © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Stolperstein Röderbergweg 41 Hanna Wermuth © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

inhalte teilen