Einhorn, Sabine, Philipp Mendel, Bertha, Josef Karniel, Edith und David

Einhorn, Sabine, Philipp Mendel, Bertha, Josef Karniel, Edith und David

Stolperstein-Biographien im Ostend

Einhorn, Sabine, Philipp Mendel, Bertha, Josef Karniel, Edith und David

 

Sabine Einhorn wurde in Rzochow im Kreis Mielic in Polen geboren. 1907 kam sie nach Frankfurt und arbeitete als Hausiererin für Kurzwaren. Sie hatte nach eigenen Angaben sieben Geschwister, von denen zwei nach „America gefahren“ seien. Ihr an TBC gestorbener Vater sei Kaufmann in Rzochow und „sehr religiös und gelehrt“ gewesen. Ihre Mutter Minna Bletz flüchtete nach dem Tod ihres Mannes während des Ersten Weltkrieges aus Galizien nach Frankfurt. Im Jahr 1919 heiratete Sabine Einhorn den Handelsreisenden Philipp Einhorn. Sie hatten fünf Kinder: Mendel, Bertha/Betty, Josef Karniel, Edith und David. David wurde in Hadamar geboren und wenige Tage nach seiner Geburt seiner Mutter weggenommen.

 

Philip Einhorn betrieb in den Jahren 1924 und 1925 in Frankfurt den „Handel mit Bildern, Manufaktur- und Weißwaren“, für die Zeit danach findet sich die Berufsangabe „Vertreter“ (bis 1929). Als Betriebsstätte ist die „Kleine Obermainstraße 6“ eingetragen.

 

Sabine Einhorn wurde in den Jahren 1926 bis 1936 wiederholt in der Frankfurter Klinik für Nerven- und Gemütskranke wie auch in den Landesheilanstalten Herborn und Hadamar untergebracht. Dort gab sie an, dass sie als Kind „schmal und schwächlich“ gewesen und nicht in der Lage sei, wie andere „zu schaffen.“ Bereits mit 13 Jahren habe sie unter „Gallensteinkoliken“ gelitten, bis zum Alter von 17 Jahren sei sie zu Hause gewesen. Sie berichtet auch davon, als Kind und Jugendliche sehr beliebt gewesen zu sein. Dies, weil sie infolge ihrer schwächlichen Konstitution nicht arbeiten konnte und somit Zeit hatte, mit anderen Kindern zu spielen und viel draußen unterwegs gewesen sei.

 

Die Unterbringungen sind jeweils unterbrochen durch Entlassungen, teilweise aufgrund von Besserung des Befindens von Sabine Einhorn oder aber aufgrund der Intervention ihrer Mutter, in einem Falle auch seitens ihres Ehemannes. Die Kinder wurden in verschiedenen Einrichtungen untergebracht. Sabine Einhorn äußerte sich zuweilen positiv über die Anstaltsunterbringung: in der Anstalt Herborn (1930) sei es ihr „ganz gut gegangen“ und sie habe viele Spaziergänge im Garten gemacht. Innerhalb der Familie wurden jedoch unterschiedliche Positionen zur Notwendigkeit der Anstaltsunterbringung vertreten, wie es die in der Krankenakte aufbewahrten Schreiben und Korrespondenzen verdeutlichen. So kam es zu innerfamiliären Konflikten und letztlich der Unterbringung der Kinder, auch dem im Jahr 1932 in der Landesheilanstalt Hadamar geborenen Sohn David, in verschiedenen Einrichtungen.

 

Mit der am 2. August 1932 erfolgten Einweisung in die Landesheilanstalt Hadamar brach die in der Frankfurter Klinik für Nerven- und Gemütskranke geführte Krankenakte ab. Im Jahr 1939 wurde sie in der Anstalt Herborn untergebracht und von dort aus am 25. September 1940 über Gießen in die Tötungsanstalt Brandenburg deportiert und noch am Tage ihrer Ankunft in der dortigen Gaskammer ermordet.

 

Philipp Einhorn starb 1939 in Belgien. Mendel Einhorn wurde in Mauthausen ermordet, David in Auschwitz. Bertha (Betty) Einhorn, Edith, David und Josef Einhorn wurden im Frankfurter Kinderhaus der weiblichen Fürsorge in der Hans-Thoma-Straße 24 untergebracht. Josef Einhorn kam später in das Kinderheim in Diez/Lahn und nach dessen Räumung in das Waisenhaus am Röderbergweg 87.

 

Joseph Einhorn/Karniel starb in den 1990er Jahren, er hatte mit seiner Ehefrau Ruth sechs Kinder und 28 Enkelkinder und 45 Urenkel. Ruth Karniel lebt im Kibbutz Hanatur, ihre Tochter Tamar Gros in Ein Hanitziv.

 

Die Stolpersteine wurden initiiert von der Historikerin Martina Hartmann-Menz, Elz. Bei der Verlegung waren anwesend Ruth Karniel mit Tochter Sharon Karniel sowie Ehemann Amos.

 

Bertha Einhorn
Bertha Einhorn © Privat / Ruth Karniel, Foto: Keine Angabe

 

Edith Einhorn
Edith Einhorn © Privat / Ruth Karniel, Foto: Keine Angabe

 

 

David Einhorn
David Einhorn © Privat / Ruth Karniel, Foto: Keine Angabe

 

 

David Einhorn
David Einhorn © Privat / Ruth Karniel, Foto: Keine Angabe

 

 

Schulkinder in der Villa, 12.4.1939, vorne 2.v.l. David Einhorn, hinten 1.v.l. Edith Einhorn
Schulkinder in der Villa, 12.4.1939, vorne 2.v.l. David Einhorn, hinten 1.v.l. Edith Einhorn © Privat / Ruth Karniel, Foto: Keine Angabe

 

Mädchengruppe, zwischen Ende 1938 und April 1939, hintere Reihe, 4.v.l. stehend Edith Einhorn
Mädchengruppe, zwischen Ende 1938 und April 1939, hintere Reihe, 4.v.l. stehend Edith Einhorn © Privat / Ruth Karniel, Foto: Keine Angabe

 

Josef Einhorn, hintere Reihe, 6. von rechts
Josef Einhorn, hintere Reihe, 6. von rechts © Privat / Ruth Karniel, Foto: Keine Angabe

 

Aus dem Poesiealbum von Bertha (Betti) Einhorn
Aus dem Poesiealbum von Bertha (Betti) Einhorn © Privat / Ruth Karniel, Foto: Keine Angabe

 

Aus dem Poesiealbum von Bertha (Betti) Einhorn
Aus dem Poesiealbum von Bertha (Betti) Einhorn © Privat / Ruth Karniel, Foto: Keine Angabe

 

Aus dem Poesiealbum von Bertha (Betti) Einhorn
Aus dem Poesiealbum von Bertha (Betti) Einhorn © Privat / Ruth Karniel, Foto: Keine Angabe

 

 

 

Sabine Einhorn, geb. Bletz 
Geburtsdatum:   4.1.1890  
Eingewiesen:   1932 Heilanstalt Hadamar,  1939 „Heilanstalt“ Gießen, 1.10.1940 Tötungsanstalt Brandenburg  
Todesdatum:   1.10.1940

 

Philipp Einhorn 
Geburtsdatum:   10.12.1880 
Flucht:   1939 Belgien 
Todesdatum:   unbekannt 

 

Mendel Einhorn 
Geburtsdatum:   3.2.1920 
Deportation:   Mauthausen 
Todesdatum:   4.9.1941 

 

Bertha Einhorn 
Geburtsdatum:   23.9.1924 
Flucht:   1939 England 


Josef Karniel Einhorn 
Geburtsdatum:   28.11.1925 
Flucht:   Januar 1939 Palästina Kindertransport 

 

Edith Einhorn 
Geburtsdatum:   25.5.1930 
Deportation:   15.9.1942 Theresienstadt,  18.5.1944 Auschwitz 
Todesdatum:   unbekannt 

 

David Einhorn 
Geburtsdatum:   4.11.1932  
Deportation:   15.9.1942 Theresienstadt,  18.5.1944 Auschwitz 
Todesdatum:   unbekannt  

 

 

 

Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Sabine
Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Sabine © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Philipp
Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Philipp © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Mendel
Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Mendel © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Bertha
Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Bertha © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Josef
Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Josef © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Edith
Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, Edith © Keine Angabe, Foto: Keine Angabe

 

Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, David
Stolperstein Obermainstraße 6, Einhorn, David © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

 

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