Niddatal - Landschaftsraum Aue im GrünGürtel
Der Fluss im GrünGürtel
Das Niddatal ist einer der drei großen Landschaftsräume im GrünGürtel. Die Nidda formte vor Urzeiten im Nordwesten des GrünGürtels ein weites Tal. Die einst ursprüngliche Auenlandschaft ist noch heute an einigen Stellen zu erahnen. Hauptsächlich Wiesen und Felder, aber auch Streuobstwiesen, Wäldchen, Parks und junge Wildnis prägen heute das Niddatal.
Natur
Die Nidda entspringt im Vogelsberg und verläuft fast 20 Kilometer durch Frankfurt – die gesamte Strecke liegt im GrünGürtel. Von Harheim, Bonames und Berkersheim über Eschersheim, Ginnheim, Hausen, Praunheim, Rödelheim, Sossenheim und Nied bis zur Mündung in den Main bei Höchst fließt die Nidda durch eine flache und weite Feld- und Wiesenlandschaft, das Niddatal. Immer wieder reicht die Bebauung der Stadtteile bis an den Fluss heran. Mit NiedwaldInternal Link, Biegwald Internal Linkund Ginnheimer WäldchenInternal Link sind Reste des früheren Auwaldes erhalten geblieben; alle drei im Frühling üppig mit Frühlingsblühern wie Hohler Lerchensporn und Buschwindröschen ausgestattet.
An überraschend vielen Orten trifft man auf recht unberührte Natur: In den zahlreichen romantisch anmutenden Altarmen und Nebenarmen der NiddaInternal Link, im Nachtigallen-Wäldchen in Ginnheim, in den noch jungen Wildnisflächen im Norden am Alten FlugplatzInternal Link und im Nordpark BonamesInternal Link oder am renaturierten Abschnitt der Nidda bei Harheim. Dort haben sich sogar wieder Störche angesiedelt: Seit 2016 war in jedem Frühling ein brütendes Paar zu finden! Über Harheim wanderte auch der Biber aus dem Oberlauf der Nidda ein, der inzwischen vielerorts am Fluss seine Spuren hinterlässt. Den Harheimer Niddawiesen gegenüber liegt ist ein Prallhang der Nidda: das Ulmenrück.
Das Niddatal ist sehr breit geformt, weshalb man zum Beispiel in Ginnheim und Sossenheim weit vom aktuellen Ufer der Nidda weg gehen muss, um auf den einstigen Uferhang zu stoßen. Der Blick von dort oben ist wunderbar, insbesondere auf die Silhouette des Taunus, ein typischer Anblick im Niddatal. Der Feldberg ist noch immer rund 500 Meter höher als die höchsten Büro-Türme der Stadt, die in der anderen Richtung (Südosten) meist zu sehen sind.
Ein echtes Natur-Highlight ist das renaturierte Höchster WehrInternal Link. Das Wasser rauscht an der einen Stelle über die Steine, während es an anderen Stellen ruhige Zonen bildet – extrem wichtig für die Kinderstube der Fische. Hier haben Fische und Amphibien Vorrang: Betreten ist nicht erlaubt.
Erholung
Entlang des Niddaufers verlaufen der GrünGürtel-RundwanderwegInternal Link sowie der GrünGürtel-RadrundwegInternal Link und außerdem die Niddaroute External Linkdes Regionalparks. Damit wird schnell klar: Hier ist viel los! Die Wege bieten tolle Landschaften und sind frei vom Autoverkehr. Wer den Freizeit-Trubel lieber meiden möchte, sollte an Wochenenden und warmen Tagen Ausflugsziele abseits der Nidda besuchen.
Dazu gehören zum Beispiel der weitläufige Volkspark Niddatal Internal Linkmit seinen großen Wiesen und kleinen Wäldchen oder der Sossenheimer ObstpfadInternal Link. Weniger bekannt sind der Höchster Stadtpark Internal Linkund die beiden Rebstockparks (alt Internal Linkund neuInternal Link). Zwei besondere Kleinode in der Frankfurter Parklandschaft stellen der Brentanopark Internal Linkund der Solmspark Internal Linkdar. Die beiden historischen Parks liegen am Rödelheimer Niddaufer unmittelbar nebeneinander und bieten auch geschichtlich Interessantes: ein altes Schloss (als Grundriss), das berühmte Petrihäuschen aus der Zeit der Romantik und einen Pavillon aus dem Frankfurt der 1920er Jahre.
Alter FlugplatzInternal Link und Nordpark BonamesInternal Link sind nicht nur fantastische Wildnisbereiche, dort sind auch Naturlotsinnen und Naturlotsen unterwegs, um Erlebnisse und Informationen zu vermitteln. Auch das Bildungsprogramm „Entdecken, Forschen und Lernen im GrünGürtelInternal Link“ ist hier rege tätig.
Kleine Ausflugsziele im Niddatal stellen die Werke der Komischen Kunst dar: der Barfüßer Internal Linkin Rödelheim wird gerne von Kindern zum Klettern benutzt, an der Chlodwig-Poth-Anlage Internal Linkkann man gut ausruhen, der Sondermann Internal Linkim Nordpark ist sehr besonders, während das GrünGürtel-Tier an der Robert-Gernhardt-BrückeInternal Link schon ein echter GrünGürtel-Klassiker ist.
Wer gerne schwimmt oder baden geht, findet im Niddatal mehrere Gelegenheiten: Freibäder External Linkgibt es in Eschersheim, Hausen und Rödelheim.
Die beiden anderen großen Landschaftsräume im GrünGürtel sind der Berger RückenInternal Link und der StadtwaldInternal Link im Süden.
Fluss-Geschichte
Die landschaftliche Entwicklung im Niddatal wurde in den letzten hundert Jahren im Wesentlichen durch die massiven Eingriffe in den Lauf der Nidda Internal Linkbestimmt: erst wurde sie kanalisiert und dann, kaum fertiggestellt, teilweise wieder naturnah zurückgebaut.
Es gehört zur Natur eines Flusses, regelmäßig Hochwasser zu führen. Ein Zeugnis davon legt zum Beispiel die Sternbrücke Internal Linkin Rödelheim ab. Erbaut zu Beginn des 19. Jahrhunderts war sie damals nötig, da die Wiese, die sie überspannt, jährlich viele Wochen unter Wasser stand. Um die Überflutungen bei Hochwasser im Niddatal in den Griff zu bekommen, gab es schon lange vorher Pläne für eine Begradigung der Nidda, als dann die erste Stufe von 1926-31 erfolgte. Von der Mündung in Höchst bis Eschersheim wurde das Flussbett erheblich vertieft, große Fluss-Schlingen wurden abgeklemmt und die Ufer mit Steinen befestigt. Das Wasser konnte so schneller abfließen. Erst viel später stellte man fest, dass viele kleine begradigte Flüsse zu mehr Hochwasser in den großen Flüssen wie Rhein und Donau führten. Von 1961-67 erfolgte dann noch die Begradigung des zweiten Abschnitts der Nidda bis zur Stadtgrenze bei Harheim, schon damals von Protesten begleitet.
Die Nidda ist insgesamt knapp 90 Kilometer lang. 1975 war die Kanalisierung der Nidda bis in den Vogelsberg vorgedrungen und der Fluss war dann um die Hälfte kürzer. Schon bald begannen die Gespräche zum naturnahen Rückbau. Das Senckenberg ForschungsinstitutExternal Link hatte festgestellt, dass die einst reiche Flora und Fauna der Nidda dramatisch abgenommen hatte, hinzu kam die sehr schlechte Wasserqualität durch Einleitungen von ungeklärten Abwässern. Mitunter konnte man Unmengen von Schaum auf dem Fluss sehen.
Die Anrainer der Nidda schlossen sich zusammen und entwickelten gemeinsame Pläne für den naturnahen Rückbau. 1993 begann er in Frankfurt am Berkersheimer Niddabogen. An verschiedenen Stellen des Flusses wurden in den Folgejahren Ufer abgeflacht, raue Rampen angelegt, Überflutungsrinnen gebaut und vorher gekappte Altarme wieder angeschlossen.
Ein natürlicher Fluss braucht Raum. Die verlorengegangene Naturlandschaft der alten Nidda kann nicht zurückgeholt werden, aber der naturnahe Rückbau in Teilbereichen ist eine kleine Annäherung daran. Es wurde viel gewonnen: Das Wasser hat nun schnelle und langsam fließende Bereiche, es entstanden Lebensräume für Fische, Amphibien und Wasserpflanzen. Ziel ist die komplette Durchlässigkeit der Nidda für Fische von der Mündung bis zur Quelle. Dafür müssen alle Wehre umgebaut und zum Teil mit Nebengerinnen für Fische versehen werden. Am Höchster WehrInternal Link ist dies der Stadtentwässerung External Linkschon gelungen, weitere umgebaute Wehre werden folgen.