Sossenheimer Unterfeld
Eine unterschätzte Landschaft
Ein Mosaik aus kleinen Feldern und Streuobstwiesen, dazwischen Gebüsche, Mini-Wäldchen und Feuchtbiotope – alles zusammen macht das Unterfeld zu einem Hotspot der Frankfurter Artenvielfalt. Die Nidda ist hier in den vergangenen Jahren erheblich naturnäher geworden.
Streuobstwiesen, Felder und ein Park
Lange Zeit war das Sossenheimer
Unterfeld ein Zentrum des Obstanbaus. Noch heute sind die sehr schmalen Felder
und Obstwiesen ein Zeugnis davon. Die ganze Landschaft ist kleinteilig und
abwechslungsreich. Doch leider werden immer mehr Obstwiesen nicht mehr
bewirtschaftet und verwildern, wandeln sich zu Gehölzen und Gebüschen. Auch
wenn Wildnis vielerorts ein Gewinn für die Artenvielfalt ist, trifft dies hier
nicht zu.
Etliche Insekten und Käfer sind an die
bewirtschaftete, also regelmäßig gemähte Obstwiese angepasst. Einige der
verbliebenen Wiesen sind im Sommer herrlich übersäht mit bunten Blumen. Im
Hintergrund ist oft der Höhenzug des Taunus zu sehen. Wer im Frühjahr in der
Dämmerung spazieren geht, kann die Rufe des SteinkauzesExternal Link hören. Er ist unsere kleinste Eule und
sehr selten; ein echter Charaktervogel für alte Streuobstwiesen.
Neben Äpfeln ist das Sossenheimer
Unterfeld besonders für seine Speierlinge bekannt, die manchen Apfelweinen
beigefügt werden. Im mittleren Unterfeld stehen beeindruckende Bäume. Der
ausgeschilderte Rundweg Sossenheimer
ObstpfadInternal Link führt zu ihnen und weiteren Stationen des Obstanbaus.
Insbesondere Zwetschgen, Birnen und Quitten sind hier sehr beliebt.
Der Rundweg startet am Dorfrand, an dem
auch die als Naturdenkmal ausgewiesene FriedenseicheInternal Link wächst. Eine weitere Station ist die
kleine Chlodwig-Poth-AnlageInternal Link. Dort stehen neben den Bänken Stelen mit Karikaturen des Sossenheimer
Karikaturisten Chlodwig Poth, ein Werk der Komischen Kunst im GrünGürtelInternal Link.
Ganz am westlichen Rand liegt der Höchster StadtparkInternal Link. Der
über 100 Jahre alte Park beeindruckt mit alten Bäumen und einem großen Weiher.
Besonders markant ist die romantische Brücke.
Äpfel
Im Sossenheimer Unterfeld wachsen seltene
und alte Apfelsorten wie Sossenheimer Roter und Sossenheimer Streifling. Und
das Hammeldeinchen, die Rheinische Schafsnase und die Gräfin von Paris. Es ist
ein Jammer: obwohl es weltweit zehntausende Sorten gibt wird nur mit rund
zwanzig gehandelt. Alte Sorten sind nicht gefragt, obwohl sie oft
wohlschmeckend sind oder gar für spezielle Speisen gezüchtet wurden.
Ursprünglich kommt der Apfel übrigens aus Kasachstan wo er ganze Wälder bildet.
Niddaufer, Altarme und Feuchtbiotope
Die Niddawiesen gibt es seit
Jahrhunderten. Regelmäßig trat der Fluss über seine Ufer und überflutete sie. Die
Wiesen waren also feucht.
Damals ein Problem für Landwirte. Die
Lösung versprach eine Entwässerung der Wiesen und Begradigung der Nidda: Erste
Gräben wurden Ende des 19. Jahrhunderts angelegt und die sich schlängelnde
Nidda durchstochen. Die verbliebenen Flussschleifen wurden abgetrennt und zu so
genannten Altarmen. Das Unterfeld wurde so trocken, dass in den 1930er Jahren
sogar eine Siedlung hinein gebaut wurde. Die meisten Altarme liegen auf der
Nieder Uferseite, nur Kollmannweiher
und HollerInternal Link liegen auf der Sossenheimer Seite. Am Holler sind als
botanische Besonderheit vier echte Schwarzpappeln zu bestaunen. Sie sind die
einzigen bekannten in Frankfurt. Auch das Freibad von HöchstExternal Link liegt auf einem ehemaligen
Niddabogen.
Doch der Verlust der feuchten Wiesen ist
heute ein Problem für die Artenvielfalt. Denn genau das sind die Lebensräume,
die dramatisch abgenommen haben. Und dennoch: im Sossenheimer Unterfeld sind so
viele Feuchtbiotope erhalten geblieben, dass Biologen vom Forschungsinstitut Senckenberg
das Unterfeld immer noch als einen „Hotspot“ der Frankfurter Artenvielfalt
bezeichnen. Das gilt insbesondere für den östlichen Bereich und den zwischen
den Autobahnen A648 und A5.
1998 beschloss die Stadt
Frankfurt die Kanalisierung der Nidda wieder zurückzunehmenExternal Link und einen Zustand herzustellen, der
möglichst naturnah ist. Erste Ergebnisse sind im Unterfeld zu sehen: Die
Stadtentwässerung baute das Höchster
WehrInternal Link in ein Schrägwehr mit Fischstrecke um. Toll für Besucher:innen ist
der erhalten gebliebene Wehrturm von dem man auf das rauschende Wasser
herabblicken kann. Auch das alte Sossenheimer Wehr External Linkwird derzeit umgebaut. Ein zweites Ergebnis
ist die große Überflutungsmulde am Ende der Wiesentalstraße. Wenn die Nidda
Hochwasser führt, füllt sie sich mit Wasser. Den Rest des Jahres ist sie eine
attraktive Stelle im Sossenheimer Unterfeld, denn hier durfte sich wilde Natur
ausbreiten.
Nutria und Biber
Am Niddaufer werden häufig Nagetiere
beobachtet. Nutria oder Biber? Die einfache Antwort lautet: in der Regel sind
es die aus Südamerika stammenden Nutria, denn Biber sind scheu, verstecken sich
und betteln nicht um Futter. Wie bei allen Wildtieren gilt: Bitte nicht
füttern! Gute Unterscheidungsmerkmale sind der Schwanz (beim Biber flach und sehr
breit, beim Nutria rund), die Schneidezähne (orange bei ausgewachsenen Nutria)
und die Größe (Biber sind über einen Meter groß, Nutria nur 70 bis 80 cm lang).
Die in der Nidda lebenden Biber breiten sich aus und ihre Spuren sind immer
häufiger zu sehen: rundum angeknabberte Bäume. Die Nutria stammen übrigens
vermutlich aus einer Felltierzucht, die am Altarm HollerInternal Link nach dem zweiten Weltkrieg betrieben
wurde.
SERVICE
SOSSENHEIMER UNTERFELD
Größe: etwa 370 Hektar
Landschaft: flach, Wiesen, Felder,
Gehölzgruppen, Streuobstwiesen, Freizeitgärten und Kleingärten,
Überflutungsland und ein Park
Lage: im GrünGürtelInternal Link, zwischen den Ortsrändern von Höchst im
Westen, Sossenheim im Norden, Rödelheim im Osten und der Nidda im Süden
Stadtteile: SossenheimInternal Link, HöchstInternal Link
Schutz: LandschaftsschutzgebietInternal Link, GrünGürtel-VerfassungInternal Link, im
Höchster Stadtpark gilt außerdem die GrünanlagensatzungInternal Link
Wichtigste
Regeln: Hunde müssen
im Höchster Stadtpark an der Leine geführt werden
Broschüre: Der Sossenheimer ObstpfadInternal Link (derzeit vergriffen)
ÖPNV: Buslinie
50, 55, 58 bis Sossenheimer Kirchberg
Parken: Parkplatz
am Kapellenberg
Zu Landschaften im GrünGürtelInternal Link