Perlhefter, Samuel, Emma, Heinrich, Ludwig, Max, Albert, Karola, Erna, Jenny und Tana sowie Süß, Josef
Samuel Perlhefter wurde in Frankfurt am Main als Sohn von Heinrich Perlhefter (1840–1898) und Amalie, genannt Malchen, Perlhefter, geb. Linz (1842–1914) geboren. Er hatte eine Schwester Theresia Führ, die sich 1942 das Leben nahm und an die in der Ginnheimer Straße 33 ein Stolperstein erinnert. Seine Ehefrau Emma Jonas wurde in Frankfurt als Tochter des Schriftsetzers Siegmund Jonas und von Regine Jonas, geb. Meyerfeld, geboren. Die beiden heirateten am 4. Dezember 1899. Sie hatten acht Kinder: Heinrich (1900), Ludwig (1901), Emil (1905), Eugenie (1906), Max (1907), Albert (1909), Karola (1912) und Erna (1920). Die Familie wohnte um 1900 im Wiesenweg 1 in Frankfurt-Rödelheim, später in der Bahnhofstraße 2, in der Westerbachstraße 10, ab 1914 in der Ostendstraße 11 und zuletzt in der Heiligkreuzgasse 13. Samuel Perlhefter war ursprünglich ungarischer Staatsbürger, zuletzt staatenlos. Er war Galvaniseur, Schriftsetzer, Händler und zuletzt erwerbslos. Er wurde als „Vorbeugungshäftling“ und unter der Kategorie „Arbeitsscheu Reich“ nach Buchenwald (Häftlingsnummer 5001) und nach Dachau (Häftlingsnummer 20934) verschleppt, wo er unter „Arbeitszwang Reich Jude“ geführt wurde; der Eintrag „B[erufs]V[erbrecher]" wurde wieder gestrichen. Mit einem „Invalidentransport“ wurde er wahrscheinlich nach Hartheim verlegt. Die Schreibstubenkarte aus Dachau vermerkte „Strafblock 10.11.40“. Die Urne mit seinen sterblichen Überresten wurde am 3. Juli 1942 auf dem Jüdischen Friedhof in Frankfurt beigesetzt. Emma Perlhefter wurde nach Theresienstadt verschleppt.
Der älteste Sohn Heinrich überlebte eine einjährige Haft in Auschwitz und wurde auf einem Todesmarsch von sowjetischen Truppen befreit. Ludwig besuchte wie seine Brüder die Körnerschule, nach dem Umzug der Eltern in das Ostend 1914 war er Schüler der Jüdischen Volksschule im Röderbergweg. Er war als Wandergewerbetreibender tätig und mit Jenny Perlhefter, geb. Meier, verheiratet: Die beiden hatten eine Tochter Tana. 1938 wohnten sie kurzzeitig in der Albusstraße 2, zuletzt wieder in der Ostendstraße 11. In Dachau hatte Ludwig Perlhefter die Häftlingsnummer 30449. Nach der Entlassung aus dem Lager war er zwangsweise bei der Firma „Radio-Hess“ auf der Zeil 49 als Hilfsarbeiter beschäftigt. Ludwig, Jenny und Tana wurden nach Minsk deportiert und ermordet.
Emil Perlhefter war Schuster, hatte die ungarische Staatsangehörigkeit und war zuletzt staatenlos. Mit seiner zweiten Ehefrau Elsa Perlhefter, geb. Levi, hatten er einen 1936 geborenen Sohn Manfred Perlhefter. Aus erster Ehe stammten zwei 1932 und 1935 geborene Töchter Gisela und Hannelore. Emil, Elsa und Manfred Perlhefter wurden 1942 deportiert und ermordet, an sie erinnern Stolpersteine in der Fahrgasse 6.
Eugenie Perlhefter kam am 29. Januar 1944 bei einem Luftangriff auf Frankfurt ums Leben. Max Perlhefter besuchte die Körnerschule und später die Jüdische Volksschule im Röderbergweg. Bis zum November-Pogrom 1938 war er als Büffetier in Café „Corso“ in der Kaiserstraße beschäftigt. In Dachau hatte er die Häftlingsnummer 30445. Nach der Entlassung aus dem Lager arbeitete Max Perlhefter als Hilfsarbeiter und Möbelpacker. Um 1938 wohnte er in der Albusstraße 2.
Albert Perlhefter hatte einen Sohn Albert Günther Perlhefter, der am 3. September 1943 im Erziehungslager Hadamar ermordet wurde. An ihn erinnert ein Stolperstein in der Schulstraße 26. Albert Perlhefter wurde wegen angeblicher „Rassenschande“ am 29. Mai 1936 zu zweijähriger Haft und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Er war in Dachau und Buchenwald inhaftiert und wurde nach Mauthausen verschleppt. Die Todesumstände sind unklar. Möglicherweise nahm er sich das Leben, nach anderer Aussage wurde er mit mehreren anderen jüdischen Opfern von einem Felsblock in die Tiefe gestürzt. Die Urne seiner sterblichen Überreste wurde am 1. Dezember 1941 auf dem Jüdischen Friedhof in Frankfurt beigesetzt.
Karola Perlhefter wurde Mitte 1938 verhaftet, nach Ravensbrück und dann nach Bernburg verschleppt und dort ermordet. Erna Perlhefter und ihr Mann Joseph Süß wurden 1942 deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Petra Weber, Steinbach, und Klaus-Dieter Perlhefter, Gießen.
Samuel Perlhefter
Geburtsdatum: Haft: Todesdatum: |
17.4.1873 13./14. Juni 1938 Buchenwald,24.10.1940 Dachau, 23.2.1942 Hartheim 23.2.1942 |
Emma Perlhefter, geb. Jonas
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
27.2.1877 18.8.1942 Theresienstadt 13.1.1943 |
Heinrich Perlhefter
Geburtsdatum: Haft: Deportation: |
13.12.1900 9.11.38 bis 15.2.1939 Dachau 9.3.1943–15.7.1945 Auschwitz, befreit |
Ludwig Perlhefter
Geburtsdatum: Haft: Deportation: Todesdatum: |
11.12.1901 16.11.1938–11.2.1939 Dachau 11.11.1941 Minsk unbekannt |
Max Perlhefter
Geburtsdatum: Haft: Deportation: Todesdatum: |
14.6.1907 1938 Dachau Mai 1942 Majdanek Mai 1942 Majdanek |
Albert Perlhefter
Geburtsdatum: Haft: Todesdatum: |
19.11.1909 16.8.1941 Mauthausen 29.9.1941 |
Karola Perlhefter
Geburtsdatum: Haft: Todesdatum: |
30.7.1912 1938 Ravensbrück Bernburg 26.3.1942 |
Erna Perlhefter
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
14.10.1920 Mai 1942 unbekannt unbekannt |
Jenny Perlhefter, geb. Meier
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
6.11.1910 11.11.1941 Minsk unbekannt |
Tana Perlhefter
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
30.8.1939 11.11.1941 Minsk unbekannt |
Josef Süß
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
3.6.1901 1942 unbekannt unbekannt |