Kahn, Jakob

Kahn, Jakob

Stolperstein-Biographien in der Innenstadt

Kahn, Jakob

 

Jakob Kahn wurde in Witzenhausen geboren. Dort besuchte er die israelitische Volksschule.1897 ging er nach Frankfurt und absolvierte dort eine kaufmännische Lehre. Er arbeitete bei verschiedenen Frankfurter Firmen als Buchhalter. Von 1914 bis 1920 war er in der städtischen Steuerverwaltung als Bürohilfsarbeiter tätig. Er war ledig, hatte keine Kinder und war jüdischen Glaubens.


Nach einem Nervenzusammenbruch folgte eine längere Krankheit und schließlich Invalidität. Von August 1921 bis März 1922 befand er sich in Behandlung in der Heilanstalt in Köppern. Danach erhielt er eine kleine Invalidenrente und ging verschiedenen Aushilfstätigkeiten nach. Bis 1937 wohnte er in der Hegelstraße 20 zur Untermiete.


Am 10. April.1937 wurde er in Frankfurt wegen des Verdachts auf „Unzucht mit Männern“ festgenommen. Das Landgericht Frankfurt am Main verurteilte ihn am 22. Juli 1937, teils nach der von den Nationalsozialisten verschärften Fassung des §175, zu der relativ hohen Strafe von zwei Jahren Gefängnis und begründete dies mit einer Vorstrafe aufgrund §175 aus dem Jahre 1927. Im Urteil wurde er als „nicht besserungsfähig“ eingestuft. Zudem begutachtete ihn Professor Dr. Rolf Hey vom Institut für gerichtliche Medizin der Universität Frankfurt, der auch in vielen anderen §175-Verfahren tätig war, und bescheinigte ihm, dass er „ohne eigentliche Anlage homosexuell und daher für seine Taten voll verantwortlich“ sei.


Jakob Kahn verbüßte die Strafe im Strafgefängnis Frankfurt-Preungesheim. Sein Gnadengesuch während der Haftzeit wurde abgelehnt. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe wurde er am 6. April 1939 zunächst entlassen. Im Rahmen einer groß angelegten Aktion gegen homosexuelle Männer verhaftete ihn die Frankfurter Polizei nur einen Monat später, am 2. Mai 1939, erneut. Als neue Adresse gab er nun die Allerheiligenstraße 26b an, wo er vermutlich zur Untermiete wohnte.


Aufgrund verschiedener Denunziationen anderer Verhafteter wurde Jakob Kahn, der mittlerweile als zweiten Vornamen den Zwangsnamen „Israel“ führen musste, am 23. Juni 1939 erneut wegen Vergehen nach §175 zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Die Haft verbüßte er zunächst in Frankfurt-Preungesheim. Am 13. Juli 1939 überführte ihn die Polizei in das Strafgefängnis nach Diez an der Lahn. Hier wurde er nach der Verbüßung der Haft am 1. Januar 1940 aber nicht entlassen, sondern wieder der Polizeibehörde Frankfurt „zur Verfügung“ gestellt.


Im Frühjahr 1940, wahrscheinlich am 8. Februar 1940, transportierte man ihn nach Sachsenhausen bei Berlin, wo er als §175-Häftling und als Jude eingestuft wurde und die Häftlingsnummer 10468 erhielt. Zu seinem Tod teilte die SS mit, er sei angeblich durch eine Beinschwellung und eine Kreislaufschwäche umgekommen.



Der Stolperstein wurde initiiert von Martin Dill und Heidi Stögbauer von der Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main und finanziert durch Gregor Schorberger.

 

Dank an Rainer Hoffschildt (Schwullesbisches Archiv, Hannover, SARCH) für die Hinweise zum Verfolgungsschicksal von Jakob Kahn.

 

 

 

Jakob Kahn 
Geburtsdatum: 
5.11.1882 
Verurteilt   §175 
Haft:   10.4.1937 und 2.5.1939 F-Preungesheim, 13.7.1939 Diez, 8.2.1940 KZ Sachsenhausen 
Todesdatum:   12.4.1940 

 

 

 

Stolperstein Allerheiligenstraße 26, Kahn, Jakob
Stolperstein Allerheiligenstraße 26, Kahn, Jakob © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

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