Bär, Paula und Fanny
Paula Bär, geborene Hilowitz, wurde in Warschau, geboren und war mit dem Kaufmann Hugo Bär verheiratet. Dieser kam am 14. Januar 1869 in Wiesbaden zur Welt und war Inhaber einer Auskunftei. Das Ehepaar hatte drei Kinder, die alle in Frankfurt geboren wurden: Julius (Jg. 1895), Fanny (Jg. 1900) und Norbert (Jg. 1909). Hugo, Paula und Fanny wohnten an der Zeil 29, die Söhne mit ihren Familien im Ostend und im Nordend.
Fanny Bär besuchte bis 1911 die Peters-Mädchenschule und anschließend das Institut Stockmann, eine höhere Mädchenschule. 1920/1922 war sie als Verkäuferin bei der Firma Th. Rosenbaum, von 1928 bis 1930 führte sie ein eigenes Kurzwarengeschäft am Alten Markt, hatte dann ein eigenes Atelier in der Zeil 39, nach 1933 in inoffizieller Form, um Kundinnen, „die ihr noch treu geblieben waren, vor Unannehmlichkeiten zu bewahren“. Sie war dennoch einigen SS-Razzien ausgesetzt.
Sie blieb ledig und konnte 1939 nach Argentinien fliehen. In Argentinien arbeitete sie als Schneiderin und heiratete Bernhard Szer, mit dem sie 1950 nach Israel zog. Sie wohnten in Holon. Fanny Szer starb dort 1977.
Hugo und Paula Bär mussten 1940 in die Seilerstraße 35 umziehen und wurden von dort nach Theresienstadt deportiert, wo Hugo wenige Tage nach der Ankunft am 23.9.1942 starb. Seit 2008 erinnert vor der Zeil 29 ein Stolperstein an Hugo Bär.
Am 14. Februar 1945 wurde auch Norbert Bär zusammen mit seinen Töchtern Edith (Jg.1937) und Hella (Jg. 1933) sowie seinem Neffe Heinz Bär, dem Sohn von Julius Bär, nach Theresienstadt deportiert. Norbert Bär war wegen seiner „privilegierten“ Mischehe mit einer katholischen „Arierin“ bis dahin von der Deportation verschont geblieben. Nun trafen sie in Theresienstadt wieder auf die Mutter beziehungsweise die Großmutter. Gemeinsam wurden sie dort am 8. Mai von einer Einheit der Roten Armee befreit.
Paula Bär starb 1950 in Frankfurt. Edith Erbrich lebt in Langen und wirkt als Zeitzeugin.
Die Stolpersteine wurden von der Enkelin Edith Erbrich/Langen initiiert und finanziert von Dietlinde Kosub-Jankowski und Claudia Michel/beide Frankfurt.
Literatur: Edith Erbrich, Ich hab` das Lachen nicht verlernt. Ein Leben voller Erinnerungen, Holocaustüberlebende Edith Erbrich erzählt, begleitet von Hans-Josef Rautenberg. Re Di Roma-Verlag, 2020.
Paula Bär, geb. Hilowitz | |
Geburtsdatum: | 15.12.1867 |
Deportation: | 15.9.1942 Theresienstadt, befreit |
Fanny Bär | |
Geburtsdatum: | 17.6.1900 |
Flucht: | Juli 1939 Argentinien |