Sass, Georg und Laura sowie Tuch, Charlotte
Georg Sass wurde in Insterburg (Ostpreußen) geboren, Laura Sass in Könen bei Trier als Tochter des Handelsmannes Heinrich Bonem und seiner Ehefrau Bertha. Beide heirateten am 20. September 1908 in Gravenmacher (Luxemburg).
Von Beruf war Georg Sass Kaufmann in der Lederfertigung und im Lederhandel. Er absolvierte nach der höheren Schule eine Ausbildung in der Lederhandlung „Heinrich Stern“ in Bad Kreuznach und war dort anschließend als Mitarbeiter tätig. Dann machte er sich in Metz selbständig. Die Familie lebte in Metz in einem eigenen Haus, 22 Rue des Ponts Morts, wo 1909 die Tochter Charlotte geboren wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Familie wegen ihrer deutschen Staatsangehörigkeit aus Elsass-Lothringen ausgewiesen und der Grundbesitz von Frankreich beschlagnahmt. Deutschland sollte für die Betroffenen Ersatz leisten, was im Fall Sass vermutlich aus antisemitischen Gründen immer wieder verzögert wurde, bis es in der NS-Zeit den betroffenen Verfolgten endgültig verweigert wurde.
Von 1922 bis 1936 war Georg Sass gemeinsam mit Selmar Sinay Mitinhaber der einzigen Ledergroßhandlung im Saargebiet, der „Sass & Co. OHG“ in Saarbrücken. Das erfolgreiche Geschäft litt unter der Wirtschaftskrise von 1929, und seit 1933 machten sich auch in Saarbrücken die Boykotte jüdischer Unternehmen bemerkbar. Nach der Volksbefragung 1935 wurde das Saarland aus dem französischen Zollgebiet wieder dem Deutschen Reich eingegliedert. Damit begann der wirtschaftliche Rückgang der Lederhandlung. 1936 schied der Mitinhaber Selmar Sinay aus, und Georg Sass war Alleininhaber. Die politische Verdrängung aus der selbständigen Tätigkeit führte 1939 zur Löschung des Unternehmens aus dem Handelsregister.
Seit 1920 waren Georg und Laura Sass Eigentümer des Mehrfamilienhauses in der Rubensstraße 26, wo sie seit 1928 auch lebten. Diese Liegenschaft musste 1939 zwangsversteigert werden, weil Georg Sass seinen Hypothekenverpflichtungen und Darlehensrückzahlungen nicht mehr nachkommen konnte und ihm aus antisemitischen Gründen die Stundung von Steuerrückständen verwehrt wurde. Auch die Hinweise auf die zurückgehaltene Entschädigung seines Besitzes in Metz wurden nicht anerkannt.
Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom wurde Georg Sass nach Buchenwald verbracht. 1939 konnte die Tochter Charlotte, die 1929 den Apotheker Josef Tuch geheiratet hatte, nach Brüssel fliehen, von wo sie 1948 in die USA emigrierte. Nach der Vertreibung aus ihrem Haus in der Rubensstraße lebte das Ehepaar in der Hans-Handwerk-Straße 67/1 (heute Lange Straße). Ab 1940 waren sie auf die Unterstützung der Jüdischen Wohlfahrtspflege angewiesen.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Bärbel Lutz-Saal und Natascha Schröder-Cordes.
Georg Sass |
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Geburtsdatum: Haft: Deportation: Todesdatum: |
4.1.1880 13.11.–14.12.1938 Buchenwald 15.9.1942 Theresienstadt 19.4.1943 |
Laura Sass, geb. Bonem |
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Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
5.12.1882 15.9.1942 Theresienstadt, 16.5.1944 Auschwitz unbekannt |
Charlotte Tuch, geb. Sass |
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Geburtsdatum: Flucht: |
20.6.1909 1939 Belgien |