Embden, Gustav

Embden, Gustav

Stolperstein-Biographien in Sachsenhausen

Embden, Gustav

kennedyallee_99_embden
Embden, Gustav © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

 

Gustav Embden wurde in Hamburg geboren. Er stammte aus einer jüdischen und zum Protestantismus konvertierten Hamburger Kaufmannsfamilie. Gustav Embdens Ehefrau Johanna wurde am 23. September 1884 geboren und war eine Enkelin des letzten Bürgermeisters der Freien Stadt Frankfurt, Karl Konstanz Viktor Fellner (1807–1866). Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Maria wurde 1912, Dietrich 1914, Hildegard 1917 und Klara 1921 geboren. Die Familie wohnte von 1915 bis 1931 in der Souchaystraße 3, dann in der Forsthausstraße 99 (heute Kennedyallee) und gehörte zur evangelischen Weißfrauengemeinde.

 

Gustav Embden studierte in Freiburg, Straßburg, München, Berlin und Zürich und wurde 1899 in Straßburg zum Dr. med. promoviert. Nach einer Assistententätigkeit in Straßburg wurde er 1904 Direktor des chemischen Laboratoriums beim Städtischen Krankenhaus in Frankfurt-Sachsenhausen. 1907 habilitierte er sich in Bonn, 1909 wurde er außerordentlicher und 1914 ordentlicher Professor und Direktor des Institutes für vegetative Physiologie der neugegründeten Universität Frankfurt am Main, an der Embden seitdem als Professor lehrte und 1925/26 das Amt des Rektors bekleidete. 1925 wurde er Mitglied der naturwissenschaftlich-medizinischen Gelehrtengesellschaft Leopoldina. Er gehörte zu den Entdeckern der Glykolyse, eines zentralen Vorgangs im Energiestoffwechsel. Die Glykolyse wird nach ihren Entdeckern Gustav Embden, Otto Meyerhof und Jakub Karol Parnas auch Embden-Meyerhof-Parnas-Weg oder EMP-Weg genannt.

 

Im April 1933 wurde Gustav Embden von Studenten aus seinem Institut geschleppt und mit dem Schild „Ich bin ein Jude” durch die Stadt geführt. Im Juni 1933 wurde Embden in das Nervensanatorium in Nassau an der Lahn aufgenommen. Er starb dort am 25. Juli 1933 laut Sterbeurkunde an Depression. „Die Vermutung, dass solche Erfahrungen wie auch die Angst vor dem Verlust der Existenzgrundlage zum Tod dieser Wissenschaftler beigetragen haben, scheint nicht abwegig.“ (Michael Grüttner und Sven Kinas)

 

In einem Beileidschreiben an die Witwe würdigte die Universität den „Entschlafenen“, er habe sich „als Lehrer, Forscher und Mensch gleicher Wertschätzung bei allen, die mit ihm in Berührung gekommen sind“ erfreut und als Rektor der Universität „um unsere Hochschule besonders verdient gemacht“. An der Beerdigung auf dem Frankfurter Hauptfriedhof habe laut Zeitungsberichten eine „große Trauergemeinde“ teilgenommen. „Die studentischen Korporationen hatten Fahnengruppen mit umflorten Bannern entsandt.“ Nach der Traueransprache von Pfarrer Wintermann hätte der Rektor der Universität, Dr. Kieck, der Trauer der Hochschule „für den herben Verlust“ Ausdruck gegeben.

 

Dass Embdens Tod in Zusammenhang mit seiner Diskriminierung stand, hatte Gerüchte zu Folge, die wiederum das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung zu einer Anfrage an die Frankfurter Universität veranlasste. „Im Ausland wird das Gerücht verbreitet“, heißt es in der Anfrage des Ministeriums vom 3. November 1933, „Professor. Dr. Embden sei unter unwürdigen Umständen im Konzentrationslager gestorben bzw. der ihm im Konzentrationslager zuteil gewordenen Behandlung nachträglich erlegen.“ Die Antwort der Universität lautete: Dr. Embden sei nicht im Konzentrationslager gewesen, und er sei „nicht einmal mit Rücksicht auf das Berufsbeamtengesetz beurlaubt worden.“ Erst im Laufe des Semesters sei ihm auf sein Gesuch Urlaub zur Wiederherstellung seiner Gesundheit erteilt worden. Er sei im Sanatorium in Nassau nach einigen Wochen unerwartet gestorben. „Tod infolge einer Thrombose der Beinvenen mit nachfolgenden Lungenembolie.“

 

Gustav Embdens Sohn Dietrich fiel als Soldat am 14. August 1941 in Osteuropa, seine in Hamburg lebenden Schwestern Gertrud und Katharine Embden nahmen sich am Abend vor dem Abtransport nach Theresienstadt am 14./15. Juli 1942 das Leben. An sie und weitere 15 Personen erinnern Stolpersteine im Kurzen Kamp 6 Altenheim in Hamburg-Fuhlsbüttel. Gustav Embdens Frau Hanni und die Tochter Hildegard, verheiratete Ter Horst, emigrierten 1947 nach Caracas/Venezuela, die Tochter Maria, verheiratete Jansen, in die USA, während über Klara keine Informationen vorliegen.

 

Das Zentrum für Biologische Chemie-Biochemie I-Pathobiochemie des Universitätsklinikums Frankfurt trägt den Namen Gustav-Embden.


 

Gustav Georg Embden

Geburtsdatum:

Todesdatum:

10.11.1874

25.07.1933

 

stolperst_kennedaalle_99_embden_dr_gustav
Stolperstein Kennedyallee 99 Dr. Gustav Embden © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

inhalte teilen