Nussbaum, Jakob, Marie, Bernhard, Elisabeth und Reinhold
Jakob
Nussbaum wurde in Rhina/Osthessen geboren. Seine Eltern waren der
Branntweinhersteller Baruch Nussbaum (1835-1899) und dessen zweite Ehefrau
Sarah, geb. Katz (1838-1911). Er hatte vier Halbgeschwister aus erster Ehe des
Vaters: Samuel, Amalie, Meier und Rosa (1868-1932) sowie drei Geschwister aus
der Ehe der Eltern: Sophie, David und
Benni. In Rhina besuchte er von 1879 bis 1882 die Volksschule. Als sein Vater
in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, verließ die Familie Rhina und zog
1883 nach Frankfurt. Dort betrieb er in der Obermainstraße das Geschäft „Baruch
Nussbaum Spirituosen & Salz“.
Jakob
Nussbaum besuchte die Samson-Raphael-Hirsch-Schule. Nach dem Erwerb der
Mittleren Reife absolvierte er eine kaufmännische Lehre im elterlichen Geschäft.
1893 ging er zum Studium der Malerei nach München, zuerst an die Vorschule des
renommierten ungarischen Malers Simon Hollósy (1857-1918). Seit 1894 studierte
er an der Akademie, unter anderem bei Gabriel von Hackl (1843-1926), der seine
Schüler zur exakten Naturwiedergabe erzog. Bis Ende der 1890er Jahre verbrachte
Nussbaum die Sommermonate mit Hollósy in der neu gegründeten Künstlerkolonie
Nagybánya (jetzt Baia Mare/Rumänien), einem Zentrum der Freilichtmalerei, das
als die Wiege der modernen ungarischen Malerei gilt.
Zwischen
1904 und 1913 war er Mitglied der Berliner Secession um Max Liebermann, Max
Slevogt und Lovis Corinth, das „Dreigestirn des deutschen Impressionismus“. Max
Liebermann (1847-1935) wurde sein Mentor und Freund.
Um die Jahrhundertwende pendelte Nussbaum zwischen München, Berlin und Frankfurt. Es folgten Besuche 1904 in Tunesien, 1909 in Algerien und 1908 mit Liebermann am Meer in Holland.
1908 wurde Nussbaum Mitglied der Frankfurter Zionistischen Vereinigung. Er interessierte sich für die Entwicklungen in Palästina. Ab 1912 gehörte er zum Kunstausschuss des Frankfurter Kunstvereins. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Soldat an der Westfront eingesetzt. Dank Max Liebermann erhielt er bald den Status des Kriegsmalers.
Am 20. Februar 1917 heiratete er Marie Grünebaum. Nach der Geburt des ersten Kindes zog die Familie in das Haus von Ehefrau und Schwiegermutter in der Paul-Ehrlich-Straße in Sachsenhausen. In den 1920er Jahren schuf er zahlreichen Porträts, so von Bürgermeister Hermann Luppe, Oberbürgermeister Georg Voigt und Stadtkämmerer Bruno Asch, Leo Gans, Ludwig Heilbrunn, Julius Ziehen, Karl Kotzenberg, Henry Oswalt und vielen anderen Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft.
Nussbaum hatte bereits vor dem Ersten Weltkrieg einen Raum im Ateliergebäude des Städel angemietet, 1921 bezog er dann ein Atelier im oberen Stockwerk des Liebieghauses. Spätestens ab 1919 und nachweislich bis 1929 war er Vorsitzender des Frankfurter Künstlerbundes, 1923 auch im Vorstand des „Verbands der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein“. Von 1924 bis 1926 fungierte er als Erster Vorsitzender des „Wirtschaftlichen Verbands bildender Künstler Westdeutschlands“. 1930 agierte er als Präsident der jüdischen Hermann-Cohen-Loge in Frankfurt (Orden Bʼnai Bʼrith).
Mit seiner Frau reiste er 1925 für drei Monate nach Palästina. Es entstand eine „Palästina-Mappe“ mit zehn Radierungen von Jerusalem und der Region um den See Genezareth. 1926 übernahm er die Leitung eines Meisterateliers an der städtischen Kunstgewerbeschule auf dem Städel-Gelände. 1929 erhielt er zusammen mit Max Beckmann, Richard Scheibe und Reinhold Ewald den großen Ehrenpreis der Stadt Frankfurt. Sein Lehrauftrag für das Meisteratelier wurde am 1. April 1932 „bis auf weiteres“ verlängert. Zu seinem 60. Geburtstag wurde er 1933 unter anderem durch eine Ausstellung seiner Werke im Städel und mit der Ernennung zum Ehrenmitglied des Frankfurter Künstlerbundes geehrt.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verlor Nussbaum seinen Lehrauftrag an der Städelschule. Die Familie flüchtete nach Palästina und siedelte sich am Südende des Sees Genezareth in dem kleinen Dorf Kinneret an. Der Neubeginn kostete den an einem Zwölffingerdarmgeschwür leidenden Maler alle Kraft. Er starb an den Folgen einer Bauchoperation im Kreiskrankenhaus von Afula. Sein Grab befindet sich in Kinnereth. Marie Nussbaum starb am 17. Juli 1968, Bernhard im Jahre 1990, Elisabeth (Elisheva) am 25. Mai 2016 und Reinhold (Avraham) am 30. August 1980.
Zahlreiche Gemälde im Städel‘schen Kunstinstitut überdauerten die NS-Zeit und den Krieg und wurden später an die Familie in Israel zurückgegeben.
Die Stolpersteine wurden auf Wunsch der Nachkommen von der Jakob-Nussbaum-Gesellschaft e. V. initiiert und finanziert.
Jakob Nussbaum | |
Geburtsdatum: | 8.1.1873 |
Flucht: |
1933 Palästina |
Todesdatum: |
19.12.1936 |
Marie Nussbaum, geb. Grünebaum | |
Geburtsdatum: | 2.3.1893 |
Flucht: | 1933 Palästina |
Bernhard Nussbaum | |
Geburtsdatum: | 15.6.1917 |
Flucht: | 1933 Palästina |
Elisabeth Nussbaum | |
Geburtsdatum: | 14.11.1919 |
Flucht: | 1933Palästina |
Reinhold Nussbaum | |
Geburtsdatum: | 5.3.1922 |
Flucht: | 1933 Palästina |