Amram, Frida und Julie, und Goldine und Seligmann Hirschberg

Amram, Frida und Julie, und Goldine und Seligmann Hirschberg

Stolperstein-Biographien in Sachsenhausen

Amram, Frida und Julie, und Goldine und Seligmann Hirschberg

Frida Amram wurde in Zwesten in Nordhessen geboren. Sie lernte den Beruf der Krankenschwester. Ab 1911 war sie in Frankfurt für den Verein der Israelitischen Weiblichen Fürsorge tätig, der 1911 ein Haus für elternlose Kinder in Neu Isenburg und 1919 das Kinderhaus hier in der Hans-Thoma-Straße 24 eröffnete. Die Kinderhäuser nahmen bedürftige israelitische Kinder wie Waisenkinder, Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen, uneheliche Kinder oder solche, um die sich niemand kümmerte, bis zum sechsten Lebensjahr auf. Dort arbeitete Frida Amram bis 1942 als Verwalterin und zuletzt Oberin.

 

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Kinderhaus Hans-Thoma-Straße 24 © privat/Gernot Baykirch, Foto: keine Angaben

 

Ab 1933 veränderte sich die Situation des Kinderhauses in der Hans-Thoma-Straße gravierend. Eltern gaben ihre Kinder dort ab, weil sie sie nicht mehr versorgen konnten, keinen Wohnraum mehr hatten, weil ein Elternteil verhaftet oder verschleppt worden war oder auch, um die Zeit bis zu einer geplanten Flucht zu überbrücken. Im April 1942 wurde das Kinderhaus in Neu Isenburg geschlossen und dessen Kinder in der Hans-Thoma-Straße untergebracht. Diese pädagogische, personelle und von der Versorgung her dramatische Veränderung im Kinderhaus musste von Frida Amram bewältigt werden. Im Juli 1942 wurde Frida Amram der „Hamsterei“ beschuldigt und verhaftet. Vermutlich wurde sie am 25. Juli 1942 in das Frauen-KZ Ravensbrück eingewiesen. Schon im Oktober des gleichen Jahres wurde sie einem Todestransport nach Auschwitz zugeteilt. Ihr Todesdatum wird mit dem 08. Oktober 1942 angegeben.

 

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Hirschberg, Goldine © privat/Gernot Baykirch, Foto: keine Angaben

 

Nach der Verhaftung Frida Amrams übernahm ihre Schwester Goldine Hirschberg die kommissarische Leitung des Hauses in der Hans-Thoma-Straße, in das sie mit ihrem Ehemann Seligmann Hirschberg und ihrer Mutter Julie Amram gezogen war. Ursprünglich kamen die Familien Amram und Hirschberg aus Nordhessen. Die Mutter Julie Amram, geb. Lomnitz, wurde in Bischhausen geboren. Goldine Hirschberg, geb. Amram, Ehefrau von Seligmann Hirschberg, wurde in Borken geboren.

 

Goldine Amram heiratete den Lehrer Seligmann Hirschberg aus Zwesten. Mit ihm zog sie nach Leer in Ostfriesland, wo ihr Mann als Lehrer 1938 an der Jüdischen Volksschule unterrichtete. Sie hatten zwei Söhne: Walter und Michael. Walter Hirschberg konnte mit der Rothschildstiftung 1939 nach England flüchten, von wo er 1952 nach Israel auswanderte und unter dem Namen Benjamin Amiram mit seiner Frau und drei Kindern im Kibbuz lebte. Michael Hirschberg konnte mit dem Roten Kreuz Ende1939 über Triest nach Palästina fliehen, wo er den Namen Jechiel Hirschberg annahm.

 

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Hirschberg, Seligmann © privat/Gernot Baykirch, Foto: keine Angaben

 

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Familie Hirschberg mit allen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Leer verhaftet und misshandelt. Die Frauen, so auch Goldine Hirschberg und ihr jüngerer Sohn Michael, wurden für einen Tag im Schlachthof von Leer eingesperrt. Der ältere 17jährige Sohn Walter war bei seinem Vater geblieben. Sie wurden am 11. November ins KZ Sachsenhausen gebracht. Der siebzehnjährige Schüler Walter kam ins Jugendlager. Nach zwei Wochen wurde er entlassen. Seligmann Hirschberg wurde vor Weihnachten 1938 aus dem KZ Sachsenhausen freigelassen, weil er Frontkämpfer im 1.Weltkrieg gewesen war.

 

1940 erklärte sich ihr Wohnort, die Stadt Leer, als „judenfrei“. Das Ehepaar Hirschberg mit der bei ihnen lebenden Mutter Julie Amram musste die Stadt verlassen und zog nach Frankfurt, wo Seligmann Hirschberg eine Anstellung als Lehrer im Philanthropin fand. Nachdem auch diese Tätigkeit nicht mehr möglich war, zogen sie in das Dachgeschoss des Kinderhauses in der Hans-Thoma-Straße 24.

 

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Familie Hirschberg © privat/Gernot Baykirch, Foto: keine Angaben

 

Goldine Hirschberg half ihrer Schwester Frida Amram bei der Verwaltung des überfüllten Hauses. Als Frida Amram verhaftet wurde, führte Goldine Hirschberg das Heim als kommissarische Leiterin weiter. Am 15.09.1942 wurde sie zusammen mit ihrem Ehemann, ihrer Mutter Julie Amram, 43 Kindern und weiteren Mitarbeitern des Kinderheims nach Theresienstadt und weiter ins Vernichtungslager Auschwitz verschleppt, wo das Ehepaar Hirschberg am 28. Oktober 1944 ermordet wurde. Die bejahrte Mutter Julie Amram war noch im Jahr der Deportation in Theresienstadt gestorben.

Julie Amram, geb. Lomnitz

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

11.11.1857

15.09.1942 Theresienstadt

30.10.1942

Goldine Hirschberg, geb. Amram

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

05.10.1894

15.09.1942 Theresienstadt, 28.10.1944 Auschwitz

unbekannt

Seligmann Hirschberg

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

18.05.1894

15.09.1942 Theresienstadt, 28.10.1944 Auschwitz

unbekannt

Frida Amram 

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

06.10.1885

25.07.1942 Ravensbrück, Auschwitz

08.10.1942

 

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Stolperstein Hans-Thoma-Straße 24 Frida Amram © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Hans-Thoma-Straße 24 Julie Amram © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

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Stolperstein Hans-Thoma-Straße 24 Goldine Hirschberg © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Hans-Thoma-Straße 24 Seligmann Hirschberg © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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