Löbenstein, Siegmund, Mally, Luise und Helmut

Löbenstein, Siegmund, Mally, Luise und Helmut

Stolperstein-Biographien in Sachsenhausen

Löbenstein, Siegmund, Mally, Luise und Helmut

 

Siegmund Löbenstein wurde in Frankfurt am Main geboren. Seine Eltern waren der 1859 in Buchenau geborene Luis Löbenstein und Bertha geb. Rosenberg, geboren 1857 in Schmitten. Siegmund hatte zwei Brüder, Friedrich (Jg.1889) und Adolf (Jg.1896). Luis Löbenstein war von Beruf Metzger, arbeitete dann aber als Tagelöhner und Lagerist und wohnte zu dieser Zeit an unterschiedlichen Adressen in der Gegend um den Börneplatz. Bekannt sind die Adressen Börnestraße 23, 24 und 31 und der Wollgraben 8. Bertha Löbenstein starb am 9. Mai 1928. Ab 1929 wohnte Luis bei seinem Sohn Siegmund in der Schulstraße 8, wo er am 7. September 1930 starb.

 

Siegmund Löbenstein, der Soldat im Ersten Weltkrieg war, und Mally Rothschild aus Völkershausen heirateten 1922. Sie hatten zwei Kinder, Helmut und Luise Liselotte. Nach 1933 wechselten diese ins Philanthropin. Die Familie pflegte die jüdische Tradition und beging die jüdischen Feiertage. Helmut schloss sich der jungen Maccabi Gordonia-Bewegung an.

 

Siegmund Löbenstein arbeitete als Kaufmann in dem Bekleidungsgeschäft „Fried und Wolf“, das in der Pogromnacht 1938 völlig zerstört wurde. Danach fand er eine Beschäftigung in der Jüdischen Gemeinde. In der Pogromnacht wurde auch die Wohnung in der Schulstraße 8 zerstört, wovon der Sohn Helmut eine Narbe durch Glasscherben am Bein behielt. Zwei Tage vorher war Siegmund Löbenstein nach Buchenwald verschleppt worden. Auf Drängen seiner Frau Mally bei der Gestapo wurde er wegen seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg früher entlassen und kehrte traumatisiert zurück. Nach Schilderung seines Sohnes war er psychisch und physisch nicht mehr dieselbe Person.

 

Die Familie musste in eine kleinere Wohnung in die Theobald-Christ-Straße 5 ziehen, zuletzt wohnte sie in der Kronberger Straße 10, einem “Judenhaus“, in dem antisemitisch Verfolgte vor ihrer Deportation zwangsweise konzentriert wurden. Von dort wurden sie über Berlin nach Raasiku im besetzten Estland deportiert.

 

Helmut Löbenstein erhielt 1939 ein Permit für Palästina, nicht aber seine Schwester Luise. Er verließ Deutschland mit 45 jüdischen Kindern und Jugendlichen nach Schweden, wo sie in einem Dorf mit einem Landwirtschaftsstudium für die Weiterreise nach Palästina geschult wurden. Der weitere Fluchtweg führte über Finnland, die Sowjetunion, die Türkei, Syrien und den Libanon. 1941 kam er in Palästina an und wurde in den Kibbutz Dagania geschickt. Die deutsche Sprache war dort verboten, sodass die Flüchtlinge nur heimlich deutsch miteinander sprachen. Helmut wechselte seinen Namen zum hebräischen Akiva Lavnai. Nach drei Jahren verließ er den Kibbutz und arbeitete in einem Agrarbetrieb in der Stadt Hadera, und ein Jahr später wechselte er in den Kibbutz Gezer. Dort lernte er seine erste Frau, Rimona, kennen, die er 1952 heiratete. 1954 wurde ihre Tochter Rina geboren, die nach der Trennung beim Vater blieb. Er heiratete im Kibbutz seine zweite Frau, Pnina, die als Grundschullehrerin arbeitete.

 

1989 ging Akiva/Helmut in Ruhestand. Seine Tochter Rina diente in der Armee, wurde Lehrerin und heiratete. Sie hat vier Kinder: Liron, Yftah, Naama und Adva. Helmut, der 1994 für zwei Wochen Frankfurt besuchte hatte, lebte in Kfar Saba und starb 2010.

 

Das Schicksal von Siegmund Löbensteins Bruder Adolf ist nicht bekannt. Friedrich Löbenstein wurde Schauspieler und schrieb Bühnenstücke und Hörspiele. Er nannte sich als Schauspieler Friedrich Lobe. Er flüchtete 1933 über Berlin nach Wien und vermutlich 1934 nach Palästina. 1950 war er für kurze Zeit in Ost-Berlin, ging dann aber wieder nach Wien zurück, wo er am 20. November 1958 starb. Seit 1940 war er mit der Kinderbuchautorin Mira Lobe verheiratet, die als Hilde Mirjam Rosenthal am 17. September 1913 in Görlitz geboren wurde und am 6. Februar 1995 in Wien starb.

 

Die Stolpersteine wurden initiiert von Naama Cohen, der Enkelin von Helmut Löbenstein, und finanziert von Bärbel Lutz-Saal, Doris Stickler und Susanne Nowak.
Bei der Verlegung waren Rina Cohen, Adva Cohen, Yiftah Cohen, Alon Abraham, Negev Abraham, alle Kibbutz Dorot, anwesend.

 

 

 

Siegmund Löbenstein  
Geburtsdatum:   15.11.1885  
Deportation:  24./26.9.1942, Raasiku 
Todesdatum:  unbekannt 

 

Mally Löbenstein, geb. Rothschild 
Geburtsdatum:   9.12.1895  
Deportation:   24./26.9.1942 Raasiku 
Todesdatum:   unbekannt  

 

Luise Liselotte Löbenstein  
Geburtsdatum:  8.7.1925  
Deportation:    24./26.9.1942 Raasiku  
Todesdatum:   unbekannt   

 

Helmut Löbenstein  
Geburtsdatum:   12.4.1924 
Flucht:   1938 Kindertransport Schweden, Palästina 




 

 

Stolperstein Schulstraße 8, Löbenstein, Siegmund
Stolperstein Schulstraße 8, Löbenstein, Siegmund © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Schulstraße 8, Löbenstein, Mally
Stolperstein Schulstraße 8, Löbenstein, Mally © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Schulstraße 8, Löbenstein, Luise
Stolperstein Schulstraße 8, Löbenstein, Luise © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Schulstraße 8, Löbenstein, Helmut
Stolperstein Schulstraße 8, Löbenstein, Helmut © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

 

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