Hess, Carry, Lina und Nini

Hess, Carry, Lina und Nini

Stolperstein-Biographien in Sachsenhausen

Hess, Carry, Lina und Nini

Nini (Stefanie) Hess und ihre jüngere Schwester Carry (Cornelia) wuchsen in Frankfurt am Main in einer gut situierten, liberalen jüdischen Kaufmannsfamilie auf. Ihre Eltern waren Samuel und Lina Hess, geb. Salomon aus Koblenz. 1914 eröffneten Nini und Carry Hess im 5. Stock des eleganten Geschäftshauses „Siegmund Strauß Haus“ in der Börsenstraße 2-4 ein Studio für Porträtfotografie. Ihre Privatwohnung, in der sie bis 1935 mit ihrer Mutter lebten, befand sich „Unter den Eichen“ 7 in Sachsenhausen.

 

Kontakte zur Frankfurter Kunst- und Theaterszene führten nach Kriegsende zu einem festen Anstellungsvertrag mit dem Frankfurter Theater, das zu einem der ersten Häuser Deutschlands avancierten sollte. Nini und Carry Hess wurden für ihre Fotografie am Frankfurter Theater, für ihre Porträts und Reportagen berühmt. In ihrem Atelier ließen sich prominente Künstlerinnen und Künstler, unter anderem die Schauspielerin Elisabeth Bergner, der Regisseur Fritz Kortner und die Tänzerin Anna Pawlowna porträtieren. Vor ihre Kamera traten auch Max Beckmann, Mary Wigman, Katja und Thomas Mann und viele andere. Ihre Aufnahmen erschienen in führenden Illustrierten und in Bildbänden.

 

Nini und Carry Hess zählten zu den wegweisenden Lichtbildkünstlerinnen der Weimarer Republik, ihr Studio zu den bedeutendsten Deutschlands. Die Zusammenarbeit mit den Städtischen Bühnen endete 1933. Der Vertrag wurde aus „rassischen Gründen“ gelöst. Carry Hess emigrierte noch im gleichen Jahr nach Paris; Nini führte das Atelier bis 1938 alleine weiter. Während des Novemberpogroms am 10. November 1938 verwüstete die SA das Studio. Dabei wurden die technische Ausrüstung und das Fotoarchiv vollständig vernichtet.

 

Die letzte Frankfurter Adresse von Nini Hess und ihrer Mutter Lina lautete Eschersheimer Landstraße 20, ein sogenanntes „Judenhaus“, in dem antisemitisch Verfolgte vor ihrer Deportation leben mussten.

 

Carry Hess floh im Zweiten Weltkrieg vor den Deutschen in die Pyrenäen (Dep. Herault), wo sie den Krieg überlebte. Sie schlug sich als Ausfahrerin einer Apotheke in Südfrankreich durch; später kehrte sie nach Paris zurück, wo sie, mittlerweile auf einem Auge erblindet beruflich nicht mehr Fuß fassen konnte. Während eines Urlaubs in Chur im August 1957 verstarb sie verarmt.

Lina Hess

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

17.05.1859

01.09.1942 Theresienstadt

06.01.1943

Carry Hess

Geburtsdatum:

Deportation:

11.11.1889

Flucht ins Exil: 1933 Paris

Nini Hess

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

21.08.1884

01.09.1942 Theresienstadt, Auschwitz

Januar 1943

 

stolperst_unter_den_eichen_7_hess_nini
Stolperstein Unter den Eichen 7 Nini Hess © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

stolperst_unter_den_eichen_7_hess_carry-cornelia
Stolperstein Unter den Eichen 7 Carry-Cornelia Hess © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

stolperst_unter_den_eichen_7_hess_lina
Stolperstein Unter den Eichen 7 Lina Hess © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

inhalte teilen