Raab, Anton
Anton Raab war der jüngste Sohn von Peter Anton Raab und seiner Ehefrau Gertrud, geb. Pfaff. Er hatte drei ältere Geschwister: Frieda (Jg. 1907), Karl (Jg. 1909) und Georg (Jg. 1911). Die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen, zunächst in der Goldsteinstraße 84 und seit 1933 in der Goldsteinstraße 65 im Hinterhaus.
Am 10. Juli 1933 wurde der Vater Peter Anton Raab nach über 32-jähriger Tätigkeit als Schleusenwärter beim Wasser- und Schifffahrtsamt aus politischen Gründen entlassen.
Anton Raab erlernte den Maurerberuf und spielte als guter Fußballer in der Schülermannschaft der Union Niederrad. Seit 1931 war Anton Raab Leiter der Ortsgruppe des kommunistischen Jugendverbandes (KJVD) und im Frühjahr 1933 wurde er Mitglied der KPD. Sein Onkel Wilhelm Gumbmann war damals politischer Leiter der KPD-Ortsgruppe.
Im Sommer 1933 wurden Anton Raab und sein Bruder Karl festgenommen und verdächtigt, einer Gruppe von Niederräder Kommunisten anzugehören, aber mangels hinreichendem Tatverdacht konnte keine Anklage erhoben werden.
Am 3. April 1935 wurde Anton Raab zusammen mit vielen
anderen Niederräder Kommunisten erneut verhaftet, wegen „Vorbereitung zum
Hochverrat“. Er wurde verdächtigt, seit Frühjahr 1934 auf Aufforderung des
Bezirkskassierers Walter Weisbecker, Deckname „Felix“ (Stolperstein
Gundhofstraße 8) als Bezirkstechniker
unter dem Decknamen „Philipp“ für die illegale Bezirksleitung Hessen-Frankfurt
der KPD tätig gewesen zu sein. Dabei sollte er illegales Propagandamaterial
getarnt als „Hebbels Schatzkästlein“ oder „Mondamin“ an die jeweiligen
Unterbezirke zwischen Mainz und Hanau, Friedberg und Darmstadt verteilt haben.
Am 8. November 1935 wurde Anton Raab vom Strafsenat
des Oberlandesgerichts in Kassel zu drei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus
verurteilt.
Am 17. April 1937 floh Anton Raab unter nicht
geklärten Umständen aus der Strafanstalt Kassel-Wehlheiden und wurde von
Niederräder Freunden mit dem Motorrad in das damalige Saargebiet gebracht. In
Saarbrücken halfen ihm Parteigenossen beim Grenzübertritt nach Frankreich.
In Forbach
stattete ihn ein Rechtsanwalt der „Liga für Menschenrechte“ mit Papieren und
etwas Geld aus. In Paris angekommen, spielte er bald Fußball bei „le CAP“,
(Cercle Athlétique Paris“, der in der zweiten französischen Liga spielte. 1938,
bei einem Gastspiel von „le CAP“ in Nantes, wurde der Präsident des
Fußballclubs Saint Pierre Nantes, Joseph
Geffroy, auf ihn aufmerksam und. bot Anton Raab eine Stelle als Bauzeichner im
Bauunternehmen Dodin an. Dort verlobte er sich mit der Firmensekretärin Marie
„Marinette“ Guinels. Im folgenden Jahr stieg Saint Pierre Nantes mit Anton Raab
in die höchste französische Amateurliga auf. Nach der Kriegserklärung vom 3.
September 1939 musste er als Deutscher die Firma Dodin, die für die
Landesverteidigung arbeitete, verlassen. Nach einem kurzen Engagement beim
Fußballclub Stade Rennes wurde Anton Raab auf Beschluss der französischen
Behörden zusammen mit weiteren deutschen und österreichischen Flüchtlingen in
ein Arbeitslager in Meslay-du-Maine im Departement Mayenne gebracht und von
dort 1940 aus in einen Rüstungsbetrieb in Montlucon geschickt. Nach dem Einmarsch
der Wehrmacht wurde die Fremdarbeiterkompanie nach Cahors verlegt.
Dort entging Anton Raab während eines
Krankenhausaufenthaltes mit Hilfe der Oberschwester knapp der Festnahme durch
die Polizei. Am 30. August 1940 erhielt er einen gefälschten Pass auf den Namen
Alfons Rousseau, ausgestellt von der Präfektur. Anton Raab ging heimlich nach
Nantes zurück zu seiner Verlobten. Sie versteckte ihn mit Wissen ihrer Mutter
für die nächsten drei Jahre auf dem Dachboden des Elternhauses.
Derweil suchte die deutsche Feldkommandantur in Rennes
vergeblich nach Anton Raab und bat die Präfektur um Hilfe: „Einige
Wertgegenstände müssen an Anton Raab zurückgegeben werden. Da sein Aufenthaltsort
nicht bekannt ist, bitten wir Sie, in Ihrer Ausländerkartei zu recherchieren,
von wo Monsieur Raab gekommen ist und wo er geboren ist, gezeichnet Heiermann,
Sonderführer Z“ - aber ohne Erfolg. Am
16. September 1943 wurde Nantes von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Die
Familie Guinels flüchtete mit Anton Raab auf einen Bauernhof bei Treillières
nördlich von Nantes.
Nach dem Einmarsch der ersten amerikanischen Truppen
in Nantes am 12. August 1944 versorgten französische Fußballfreunde den Deutschen
Anton Raab mit zunächst provisorischen Ausweispapieren. Er konnte sich jetzt
frei in der Stadt bewegen. Eine außerordentliche Karriere als Fußballer und
Trainer beim FC Nantes begann.
Der
Stolperstein wurde von Robert Gilcher initiiert und von der Niederräder
Wohngenossenschaft BeTrift finanziert.Anton Raab war der jüngste Sohn von Peter Anton Raab
und seiner Ehefrau Gertrud, geb. Pfaff. Er hatte drei ältere Geschwister:
Frieda (Jg. 1907), Karl (Jg. 1909) und Georg (Jg. 1911). Die Familie lebte in ärmlichen
Verhältnissen, zunächst in der Goldsteinstraße 84 und seit 1933 in der Goldsteinstraße 65 im
Hinterhaus.
Am 10. Juli
1933 wurde der Vater Peter Anton Raab nach über 32-jähriger Tätigkeit als
Schleusenwärter beim Wasser- und Schifffahrtsamt aus politischen Gründen
entlassen.
Anton Raab erlernte den Maurerberuf und spielte als guter Fußballer in der Schülermannschaft der Union Niederrad. Seit 1931 war Anton Raab Leiter der Ortsgruppe des kommunistischen Jugendverbandes (KJVD) und im Frühjahr 1933 wurde er Mitglied der KPD. Sein Onkel Wilhelm Gumbmann war damals politischer Leiter der KPD-Ortsgruppe.
Im Sommer 1933 wurden Anton Raab und sein Bruder Karl festgenommen und verdächtigt, einer Gruppe von Niederräder Kommunisten anzugehören, aber mangels hinreichendem Tatverdacht konnte keine Anklage erhoben werden.
Am 3. April 1935 wurde Anton Raab zusammen mit vielen anderen Niederräder Kommunisten erneut verhaftet, wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“. Er wurde verdächtigt, seit Frühjahr 1934 auf Aufforderung des Bezirkskassierers Walter Weisbecker, Deckname „Felix“ (Stolperstein Gundhofstraße 8) als Bezirkstechniker unter dem Decknamen „Philipp“ für die illegale Bezirksleitung Hessen-Frankfurt der KPD tätig gewesen zu sein. Dabei sollte er illegales Propagandamaterial getarnt als „Hebbels Schatzkästlein“ oder „Mondamin“ an die jeweiligen Unterbezirke zwischen Mainz und Hanau, Friedberg und Darmstadt verteilt haben.
Am 8. November 1935 wurde Anton Raab vom Strafsenat
des Oberlandesgerichts in Kassel zu drei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus
verurteilt.
Am 17. April 1937 floh Anton Raab unter nicht
geklärten Umständen aus der Strafanstalt Kassel-Wehlheiden und wurde von
Niederräder Freunden mit dem Motorrad in das damalige Saargebiet gebracht. In
Saarbrücken halfen ihm Parteigenossen beim Grenzübertritt nach Frankreich.
In Forbach stattete ihn ein Rechtsanwalt der „Liga für Menschenrechte“ mit Papieren und etwas Geld aus. In Paris angekommen, spielte er bald Fußball bei „le CAP“, (Cercle Athlétique Paris“, der in der zweiten französischen Liga spielte. 1938, bei einem Gastspiel von „le CAP“ in Nantes, wurde der Präsident des Fußballclubs Saint Pierre Nantes, Joseph Geffroy, auf ihn aufmerksam und. bot Anton Raab eine Stelle als Bauzeichner im Bauunternehmen Dodin an. Dort verlobte er sich mit der Firmensekretärin Marie „Marinette“ Guinels. Im folgenden Jahr stieg Saint Pierre Nantes mit Anton Raab in die höchste französische Amateurliga auf. Nach der Kriegserklärung vom 3. September 1939 musste er als Deutscher die Firma Dodin, die für die Landesverteidigung arbeitete, verlassen. Nach einem kurzen Engagement beim Fußballclub Stade Rennes wurde Anton Raab auf Beschluss der französischen Behörden zusammen mit weiteren deutschen und österreichischen Flüchtlingen in ein Arbeitslager in Meslay-du-Maine im Departement Mayenne gebracht und von dort 1940 aus in einen Rüstungsbetrieb in Montlucon geschickt. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht wurde die Fremdarbeiterkompanie nach Cahors verlegt.
Dort entging Anton Raab während eines Krankenhausaufenthaltes mit Hilfe der Oberschwester knapp der Festnahme durch die Polizei. Am 30. August 1940 erhielt er einen gefälschten Pass auf den Namen Alfons Rousseau, ausgestellt von der Präfektur. Anton Raab ging heimlich nach Nantes zurück zu seiner Verlobten. Sie versteckte ihn mit Wissen ihrer Mutter für die nächsten drei Jahre auf dem Dachboden des Elternhauses.
Derweil suchte die deutsche Feldkommandantur in Rennes
vergeblich nach Anton Raab und bat die Präfektur um Hilfe: „Einige
Wertgegenstände müssen an Anton Raab zurückgegeben werden. Da sein Aufenthaltsort
nicht bekannt ist, bitten wir Sie, in Ihrer Ausländerkartei zu recherchieren,
von wo Monsieur Raab gekommen ist und wo er geboren ist, gezeichnet Heiermann,
Sonderführer Z“ - aber ohne Erfolg. Am
16. September 1943 wurde Nantes von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Die
Familie Guinels flüchtete mit Anton Raab auf einen Bauernhof bei Treillières
nördlich von Nantes.
Nach dem Einmarsch der ersten amerikanischen Truppen
in Nantes am 12. August 1944 versorgten französische Fußballfreunde den Deutschen
Anton Raab mit zunächst provisorischen Ausweispapieren. Er konnte sich jetzt
frei in der Stadt bewegen. Eine außerordentliche Karriere als Fußballer und
Trainer beim FC Nantes begann.
Der
Stolperstein wurde von Robert Gilcher initiiert und von der Niederräder
Wohngenossenschaft BeTrift finanziert.
Anton Raab | |
Geburtsdatum: |
16.7.1913 |
Haft: |
3.4.1935-17.4.1937, Gerichtsgefängnis Frankfurt, Strafgefängnis Frankfurt-Preungesheim, Zuchthaus Kassel-Wehlheiden |
Flucht: | 17.4.1937 Frankreich |