Gans, Ludwig von

Gans, Ludwig von

Stolperstein-Biographien in Niederrad

Gans, Ludwig von

Ludwig von Gans wurde in Frankfurt geboren. Seine Eltern waren Fritz von Gans und Auguste, geb. Ettling. Er hatte zwei ältere Geschwister: Adela (Jg. 1863) und Paul (Jg. 1866). Ludwigs Vater Fritz von Gans hatte sechs Geschwister, darunter Leo Gans, Begründer der Cassella, und Pauline Gans. Pauline Gans heiratete Bernhard Weinberg. Sie war die Mutter von Arthur (geb. 1860) und Carl (geb.1861) von Weinberg. Arthur und Carl von Weinberg traten in den späten 1870er Jahren in die von ihrem Onkel Leo Gans gegründete Teerfarbenfabrik Cassella ein.

 

Ludwig von Gans ließ sich, wie seine Cousins Arthur und Carl von Weinberg evangelisch taufen. Er heiratete Elisabeth Keller, mit der er vier Kinder hatte: Marguerite (Jg. 1902), Herbert (Jg. 1905), Gertrud (Jg. 1910) und Armin (Jg. 1917).

 

Nachdem der Chemiker Ludwig von Gans zunächst für einige Jahre bei der Cassella wahrscheinlich im Außenhandel gearbeitet hatte, gründete er 1897 ein eigenes chemisches Unternehmen: die Pharma-Gans. Die Firma stellte unter anderem Seren für Impfstoffe, z.B. Wundstarrkrampf und Insulin, her. 1912 verlegte er den Firmensitz nach Oberursel, wo er sich inzwischen die Villa Kestenhöhe („Villa Gans“) hatte bauen lassen. In der Weltwirtschaftskrise geriet die Firma ab 1929 in Schwierigkeiten. Dazu kamen gerichtliche Auseinandersetzungen um Patentrechte mit der I.G. Farben, zu der Cassella inzwischen gehörte. 1931 ging die Firma Pharma-Gans in Konkurs.

 

1929 hatte Ludwig von Gans seine Villa in Oberursel verkauft und war mit seiner Familie wieder nach Frankfurt zurückgezogen, in den Kettenhofweg 125. Seit 1936 war Ludwig von Gans in der „Waldfriedstraße“ gemeldet. In den Adressbüchern 1937, 1938, 1939 findet man den Eintrag: Waldfriedeck II. Eigentümer war sein Cousin Carl von Weinberg. Nachdem May von Weinberg, Carls Ehefrau, im Januar 1937 gestorben war, kümmerten sich Ludwig und Elisabeth von Gans um die Leitung und Pflege des riesigen Weinberg`schen Anwesens.

 

Ende 1938 wurde der Besitz von Carl von Weinberg durch die Stadt Frankfurt „arisiert“. Um diese Zeit, flüchtete Ludwig von Gans, der inzwischen „pro forma“ von seiner Frau Elisabeth geschieden war, in die Schweiz. Während des Krieges besuchte er für längere Zeit in Dänemark einen Bekannten. Dort wurde er nach der Besetzung Dänemarks durch die deutsche Wehrmacht im April 1940 von den Nazis verhaftet. Am 6. Oktober 1943 wurde er mit dem Transport 68-XXV/2 aus Dänemark nach Theresienstadt deportiert, wo er seinen Vetter Arthur von Weinberg traf. Ludwig von Gans überlebte Theresienstadt halb verhungert und geistig verwirrt. Das Schwedische Rote Kreuz brachte ihn 1945 über Schweden zurück nach Dänemark. An seine Wohnadresse in der Schweiz konnte er sich nicht mehr erinnern. Er nahm sich in Kopenhagen das Leben.

 

Der Stolperstein wurde initiiert von Robert Gilcher, Stadtteilhistoriker von Frankfurt-Niederrad, und finanziert von Annette E. Kühnel. 

 

 

Herbert und Ludwig von Gans, Mutter Elisabeth, geb. Keller, Gertrud und Marguerite, 1915 (von links nach rechts)
Herbert und Ludwig von Gans, Mutter Elisabeth, geb. Keller, Gertrud und Marguerite, 1915 (von links nach rechts) © Archiv Angela von Gans

 

 

 

Ludwig von Gans 
Geburtsdatum:   6.8.1869 
Flucht:   1938 Schweiz, Dänemark 
Haft:   April 1940 in Dänemark 
Deportation:  6.10.1943 Theresienstadt/Befreit 
Todesdatum:   19.10.1946 (Suizid) 

 

 

 

 

Stolperstein Waldfriedstraße 17, Gans , Ludwig von
Stolperstein Waldfriedstraße 17, Gans , Ludwig von © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

 

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