Stadtschreiber von Bergen-Enkheim
Der Stadtschreiberpreis der ehemals selbständigen Stadt Bergen-Enkheim, seit 1977 nach Frankfurt eingemeindet, wurde 1974 eingeführt. Er war der erste dieser Art im deutschsprachigen Raum, der inzwischen viele Nachahmer gefunden hat. Der Initiator des Stadtschreiberamtes war der Schriftsteller Franz Joseph Schneider, Bergen-Enkheimer Bürger und Mitglied der legendären "Gruppe 47", die mit ihrer Gesellschaftskritik einen Neuanfang für die deutsche Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg darstellte und junge, noch unbekannte, Schriftsteller förderte. Die Idee von Franz Joseph Schneider war freien Schriftstellern die Möglichkeit zu geben ein Jahr lang finanzielle unabhängig zu leben, die politische Durchsetzung ist dem ersten Stadtrat Alfred Schubert zu verdanken. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine neunköpfige Jury, bestehend aus drei anerkannten Persönlichkeiten der literarischen Welt, dem Preisträger des Vorjahres und vier sachkundigen Bürgern aus Bergen-Enkheim unter dem Vorsitz des Ortsvorstehers/der Ortsvorsteherin des Ortsbezirks 16. Der Preis beinhaltet die Überlassung des Häuschens "An der Oberpforte 4" für ein Jahr und ein Preisgeld von derzeit 20.000 €. Es gibt seit Herbst 1977 einen Volkshochschulkurs, der sich mit den Werken der Preisträger auseinandersetzt. Außerdem haben die Stadtschreiber die Möglichkeit, andere Schriftsteller oder Künstler einzuladen. Diese Gastauftritte sind seit 1978 ein fester Bestandteil des Bergen-Enkheimer Kulturlebens. Das hohe Ansehen des Preises resultiert aus der gelungenen Auswahl der Autoren und ihrer herausragenden Bedeutung für die deutschsprachige Literatur. Allein acht der bisherigen Preisträger erhielten nach ihrem Stadtschreiberjahr den Georg-Büchner-Preis: Peter Rühmkorf, Arnold Stadler, Wolfgang Hilbig, Wilhelm Genazino, Josef Winkler, Reinhard Jirgl, Friedrich Christian Delius und Marcel Beyer. Besonders stolz sind die Bergen-Enkheimer auf ihre Stadtschreiberin und Nobelpreisträgerin Herta Müller. Es spricht für sich, dass seit 1959 immerhin 15 Stadtschreiber auch Poetik-Dozenten waren: zuerst 1960/61 Karl Krolow und in jüngerer Zeit Ulrich Peltzer, Marcel Beyer und Katja Lange-Müller.
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