Kühn, Hermann und Klara und Julia Hamlet
Herman Kühn stammte aus Hannover und zog wahrscheinlich nach der Heirat mit Emma Hamlet am 1.7.1917 nach Höchst in die Königsteiner Str. 3b ein, in der sich das von deren Vater gegründete Lederwarengeschäft befand. Hermann Kühn hatte väterlicherseits zwei nichtjüdische und mütterlicherseits zwei jüdische Großelternteile. Im März 1922 wurde Tochter, Emma, geboren, die Mutter starb bei oder kurz nach der Geburt und wurde auf dem Sodener Friedhof begraben. Danach übernahm er das Geschäft, das nun „Lederwaren E. Hamlet, Inh. Hermann Kühn“ hieß. 1923 heiratete er in zweiter Ehe Klara Katzenstein aus Hannover, geboren in Kemnade Kreis Holzminden. Julia Hamlet, wahrscheinlich die Schwester der verstorbenen Emma Hamlet, wohnte ebenfalls im Haus und arbeitete als Verkäuferin.
Hermann Kühn war im Höchster Vereinsleben aktiv; 1930 führte ihn der Schützenverein als Mitglied des Ehrenausschusses. Nach der „Gleichschaltung“ der Vereine 1933 waren diese Aktivitäten für „Nichtarier“ nicht mehr möglich. Die Tochter, Emma, besuchte nach der Grundschule das Lyzeum. Zwei ehemalige Mitschülerinnen erinnern sich an sie und auch daran, dass sie nach England fliehen konnte.
Das Geschäft stand 1933 auf der Boykottliste der SA, danach musste es 1935 wegen des Verkaufsrückgangs geschlossen werden. 1939 wurde es aus dem Handelsregister gelöscht. Seit 1936 arbeitete Hermann Kühn als Leiter der Filiale des Konfektionshauses Gustav Carsch, dass durch die Firma „Ott und Heinemann“ arisiert wurde, wie man damals diesen Raub nannte. Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurde auch Hermann Kühn verhaftet und über die Frankfurter Festhalle nach Dachau verschleppt. Mit der Häftlingsnummer 24239 war er dort zwischen dem 14. November und 21. Dezember 1938 inhaftiert.
Am 16. September 1939 ist in den Meldeunterlagen vermerkt, dass die Familie unbekannt verzogen sei. Aus den Volkszählungsakten von 1939 und dem Adressbuch von 1940 geht jedoch hervor, dass sie in die Große Bockenheimer Str.13 in der Frankfurter Innenstadt zogen. Im Adressbuch war bereits der Zwangsvorname „Israel“ eingetragen.
Im Juli 1940 folgte ein weiterer Umzug in die Feldbergstr. 29, das inzwischen ein so genanntes „Ghettohaus“ war, in dem jüdische Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht waren.
Julia Hamlets letzte Adresse war das jüdische Altersheim in der Niedenau 25. Ihr Vermögen unterlag einer „Sicherungsanordnung“ der Devisenstelle vom 31.8.1940; sie durfte monatlich lediglich 150 Reichsmark abheben. Im September 1940 betrug das „Vermögen“ noch 358,37 Reichsmark.
Hermann Kühn | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
10.08.1881 19.10.1941 nach Lodz 30.08.1942 |
Julia Hamlet | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
21.07.1874 18.08.1942 nach Theresienstadt und am 23.09.1942 nach Treblinka unbekannt |
Klara Kühn, geb. Katzenstein | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
22.12.1886 19.10.1941 nach Lodz und nach Chelmno unbekannt |